Samstag, 16. März 2013

Lieder und weitere Begegnungen

Wo wir gerade dabei waren… da hatte ich doch gestern auf dem Weg von Job C zu Job B zwei sehr seltsame Begegnungen. Ich fahre ja Donnerstags am Nachmittag immer etwa 100 km, erst Autobahn, dann Landstraße, um von der einen Arbeit zur anderen zu kommen. Mitten auf der Landstraße bremste plötzlich vor mir ein LKW. Die Straße führt ewig lang durch mehrere Dörfer und viele Felder und Wälder entlang und wir befanden uns gerade am Ortsausgang eines Dorfes und waren bereits entsprechend schnell.

Der LKW blieb stehen, ich bremste mich schön ein (mit Warnblinker, mir reicht es schließlich langsam mit den Leuten, die mir hinten drauffahren) und sah dann, daß auf dem Mittelstreifen ein großes, unförmiges Bündel lag. Ich dachte erst an Müll, denn neben einem grauen Sack war eine Supermarkttüte, doch das große graue stellte sich als Mensch heraus.
Die Autos von der Gegenfahrbahn hatten ebenfalls gerade noch rechtzeitig angehalten und nach einigen Sekunden, als ich begriff, daß da tatsächlich ein Mensch liegt, sprang ich aus dem Auto, das ich laufen ließ, und rannte vor. Der LKW-Fahrer blieb stumpfsinnig hinter dem Steuer sitzen, als würde sich das Problem in Luft auflösen, doch durch meine Aktion fühlte sich wenigstens der erste Kraftfahrer der Gegenfahrbahn animiert, ebenfalls zu helfen.

Das war eine alte Frau, die mit ihrem Einkauf über die Straße zurück in ihr Haus - das letzte am Ortsrand - hatte gehen wollen, als gerade mal kein Auto kam. Leider war sie auf dem Eis ausgerutscht und gestürzt und konnte sich aus eigener Kraft nicht mehr hochstemmen, aber allen Göttern sei Dank war das genau auf dem Mittelstreifen passiert. Der andere Fahrer und ich brachten sie zum Straßenrand, und als er sie dort stehen lassen wollte, sah ich ihn streng an (gestern hatte ich ohnehin einen strengen Tag) und sagte so laut und freundlich wie möglich: "Sie begleiten uns doch bis zur Haustür, nicht wahr?", was er schlecht ablehnen konnte.

Manchmal frage ich mich, ob es Menschen peinlich ist, anderen Menschen zu helfen. In einer körperlichen Notlage meine ich, einfach nur, weil es etwas Körperliches ist. Dem Mann stand wirklich die Peinlichkeit ins Gesicht geschrieben, und als wir die alte Frau zur Tür gebracht hatten und ich ihr noch ihren Einkauf, den ich getragen hatte, hingestellt hatte, war er schneller weg, als man gucken konnte.

Ist das eine zu intime Situation, um sie gerne zu erleben? Werfen wir lieber einem Bettler ein paar Münzen zu, ohne hinzusehen, um uns als Helfer und Retter zu fühlen, statt jemandem in die Augen zu sehen und wortwörtlich unter die Arme zu greifen, weil wir uns damit das Unbehagen vom Leib (auch wörtlich) halten können, in so direktem Kontakt mit einem kleinen oder großen Elend gekommen zu sein? Steckt da eine Art unterbewußter Aberglaube dahinter, eine Berührungs- oder Ansteckungsangst?

Wie dem auch immer sei - ich fuhr weiter (mein Auto, das noch immer mit laufendem Motor auf der Straße stand, wurde schon munter überholt, aber immerhin niemand draufgefahren) und grübelte ein bißchen vor mich hin, da fiel plötzlich aus dem Himmel eine kleine Meise, die mit lautem Klonk gegen meine Windschutzscheibe prallte und über das Dach wegflog. Die ist einfach vom Himmel gefallen! Sie hat in der Luft auch vorher nicht mit den Flügeln geschlagen, ich habe sie kommen sehen und konnte nichts tun. =(  Vielleicht war sie schon tot, jedenfalls wirkte das auf mich so, nach einer Greifvogelattacke oder dergleichen. Aber es hat mich trotzdem erschreckt und irgendwie traurig gemacht.

Nun ja.

Um auf die Lieder zu kommen: Ich danke meinen fleißigen Vorab-Hörerinnen für ihre ehrlichen Meinungen zu meinen im Februar aufgenommenen Liedern. =D  Ihr habt mir sehr geholfen!
Ich war heute noch einmal zum letzten Mischen im Studio und das Klavier bei dem einen Stück ist jetzt deutlich leiser. Was Feona in einem anderen Lied als schwache Stimme bemerkt hat, lag tatsächlich nicht nur an der Stimmtechnik sondern auch am Mix, wie ich heute erfahren habe, und ließ sich nur teilweise verbessern, aber ein wenig zumindest.

Ich bin kurz davor, mir einfach doch noch einen Tag Studioarbeit zu leisten und die Stücke mastern zu lassen, weil das die Klangqualität einfach noch einmal verbessern würde. Ich habe auch noch zwei-drei andere Stücke, die ich in den letzten zwei Jahren mal aufgenommen hatte, vielleicht kann der Tonmann meines Vertrauens die unauffällig da mit einfügen, obwohl sie keine Studioprodukte sind. Dann wären das immerhin schon 7 Titel. Das kann man doch fast als CD bezeichnen.

Will I sing again?


8 Kommentare:

In Peace and Beauty may I walk hat gesagt…

Da kann schon was dran sein mit der Berührungsangst. Ich führe das aber eher auf die moderne Gesellschaft zurück. Die alten Leute sind nicht so, die scheuen nicht vor Berührung zurück, egal um wen es geht. Sie helfen einander, den jungen Leuten, den Kindern. Vielleicht sind sie es durch ihr Alter aber auch nur gewohnt, aneinander festzuhalten und sie wissen, dass man sich helfen muss, um den Alltag zu überstehen, wenn man schwach ist.

Auf jeden Fall schade, dass die Hilfsbereitschaft generell so abnimmt. Wenn eine Mutter mit Kinderwagen vor einer Treppe zur U-Bahn steht, gehen viele starke Männer vorbei. Ich halte an und helfe tragen, weil das selbstverständlich ist und mich ja auch nichts kostet außer vielleicht 1 Minute zusätzliche Zeit. Andererseits muss man manchmal auch um Hilfe fragen können und das fällt den Leuten scheinbar genauso schwer ...

Rowan hat gesagt…

Ich weiß nicht, was die Leute so erstarren lässt. Ob es ihnen peinlich ist, jemand Fremden so nahezukommen? Ob die fürchten, selber irgednwie beim Helfen in eine Notlage zu geraten?
Ich kann es nicht wirklich nachvollziehen, es sei denn, man verlangte von mir, mich alleine in einen Haufen prügelnder Schwachmaten stürzen zu sollen.

Ich finde es traurig. Und ich sehe, wie die Menschen sich freuen über kleine Gesten, ein Lächeln, einen Schwatz. Nun ist es hier so, dass man sehr viel untereinander schwatzt - auch wenn man sich nicht kennt. (Mein Exmann fragte mich immer, ob ich die alle kenne...) Vielleicht liegt das am rheinischen oder bergischen Temperament, wer weiß. =) Viele Urkölner und jene aus der Umgebung stammen ja von den Römern ab. ^^

Gruselig mit der armen Meise. Sowas ist mir nachts mit einer Fledermaus passiert...die muss auch eigentlich schon tot gewesen sein.

Hummel hat gesagt…

Vermutlich ist es von beidem etwas: die Gesellschaftslage und die unterschwellige Angst, sich selbst einer Notlage auszuliefern. Als hätte jeder Arme, jeder der aus eigener Kraft nicht mehr gehen kann oder sonst Hilfe bedarf, so ein Lepraglöckchen um den Hals: "Unrein, unrein…" und alle halten sich fern. =( Furchtbar.

Hier schwatzen die Leute nicht so viel miteinander - aber ich weiß, auch wenn ich abends um 10 bei einem Fremden an der Tür klingle, weil ich ein echtes Problem habe, wird der mir helfen. Ich war schon in der Lage, also ist das kein reines Wunschdenken. ^^

athena hat gesagt…

Traurig, mit dem Vögelchen :(
Und was die Sache mit der älteren Dame angeht: Gut dass Du dort gewesen bist ♥
Leider ist es tatsächlich häufig einfach "normaler" Alltag, dass Leute stumpfsinnig an offensichtlich Hilfebedürftigen vorbei gehen...
Ich habe selbst schon zwei oder dreimal mit angesehen bzw. erlebt dass etwas herunter gefallen war ect. Jeweils die einzigen, die in diesen Situationen bereit gewesen waren kurz Hilfe zu leisten, waren selbst körperlich schwer behindert. Ist das nicht der Hammer? Also ich könnte mich selbst nicht mehr im Spiegel ansehen, aber gut...
Was Deine CD angeht. Da ich bisher nichts davon hören durfte hoffe ich doch schwer Du wirst sie im Gepäck haben, wenn Du Anfang April anreist...? ♥

Hummel hat gesagt…

Aber natürlich! Die beste Version, die ich bis dahin in Händen halte.

Ein Arbeitskollege hat mir erzählt, wie vor der Arbeit ein Fahrradfahrer gestürzt war und der Autofahrer daneben nicht etwa ausstieg, sondern nach einigen Sekunden entnervten Wartens mit quietschenden Reifen daran vorbeifuhr - und ihm fast noch über den Fuß. Das ist doch wirklich krank, oder? Was geht in so einem Kopf vor sich? Gar nichts?

Flauschglitzerwelt hat gesagt…

Ich kann gar nicht beschreiben, was ich fühle, wenn ich so etwas sehe. Traurigkeit, Entsetzen, Wut... und ein bisschen Hilflosigkeit.
Warum fällt es so vielen heute so schwer, zu helfen?
Wie kann man ernsthaft Angst davor haben, zu helfen? Und dabei rede ich nicht davon, jemanden 10000 € zu leihen oder sich einer bewaffneten Bande gegenüberzustehen... einfache Handgriffe, ein paar nette Worte, nicht weggehen, schon gar nicht wegsehen!! Ein ganz kleiner, winziger Schritt für uns. Für den Gegenüber schon eine Rettung.
Toll, das es Menschen wie dich gibt!!!

Hummel hat gesagt…

Naja - ich renn jetzt auch nicht rum und rette die Welt. ;-) Mein Bruder meinte, sobald man jemandem hilft, hat man auch die Verantwortung für ihn und sein weiteres Wohlergehen, und das schreckt womöglich auch ab. Daher die dauernden ADAC Versuche mit scheinbar schwer Verletzten am Straßenrand - die können Fontänen bluten und keiner hält an. Aber ich meine: Sobald ich mi einer Situation überfordert bin, gibt es staatliche Stellen, die das übernehmen können. Ein Handy um den Notarzt zu rufen hat doch nun wirklich jeder, oder?

Flauschglitzerwelt hat gesagt…

Hey... nun mal nicht so bescheiden. Für diese Frau hast du vielleicht IHRE Welt gerettet ;-)