Freitag, 27. April 2012

Hummeln

Hummeln bringen mir Glück. Hummeln sind überhaupt die allerbesten Glücksbringer. Sie machen schon durch ihren bloßen Anblick grinsen. Angeblich (den Spruch kennt wohl jeder), ist es aerodynamisch unmöglich, mit dem Verhältnis zwischen Flügelfläche und Körpergewicht einer Hummel zu fliegen - sie tun es aber trotzdem.

Heute früh an der Tankstelle, als ich es sehr eilig hatte und ein Kleinlastwagen wegen seiner Tankposition meinen anvisierten (einzigen) Autogaszapfhahn blockierte, kurbelte ich das Fenster herunter und rief dem Fahrer zu, ob er nicht ein Stück vorfahren könnte, damit ich rankomme, wo ich ranmuß. Er verstand, wie sich später an der Kasse herausstellte, kein Wort Deutsch, begriff aber sofort, was ich meinte, lächelte ganz liebenswürdig und fuhr gleich an eine benachbarte Zapfsäule, damit ich in Ruhe tanken konnte. Und während ich das tat: eine riesige Hummel, die auf mich zutorkelte wie ein dicker, plüschiger kleiner Zeppelin mit einem glückstrunkenen Piloten am Steuer.

Ich fuhr zur ersten Probe, kam nicht nur pünktlich sondern sogar früh genug für lebensnotwendige 2 Tassen Kaffee vorher, die Kollegen erklärten sich mit einer Mucke einverstanden, die mir vorgestern telefonisch angetragen wurde, wir spielten und sangen und ich stellte fest, daß schon eine einzige Gesangsstunde (ich nehme ja seit Kürzestem wieder Unterricht) und die dabei aufgetragene Hausaufgabe (Gähnen - ja wirklich, nichts als Gähnen) mein Singen schon derart verändert hat, daß ich heute verwirrt auf das Klavier starrte, ob es schlagartig einen Ganzton nach unten gerutscht sei, weil mir die Höhen plötzlich so leicht fielen.

Dann schnell weiter zum Termin 14 Uhr mit meinem allerhöchsten Vorgesetzten. Auch hier war ich ganz untypisch eine Viertelstunde zu früh. Mein Arbeitsvertrag läuft im Juli aus, und da ich weiß, daß solche Verträge nicht mehr ausgestellt werden, habe ich damit gerechnet, harte Verhandlungen um einen folgenden Honorarvertrag führen zu müssen. Stattdessen sagte der Allerhöchste gleich nach der herzlichen Begrüßung, er würde meinen Vertrag gerne zu denselben Konditionen verlängern, denn "wir sind sehr zufrieden", und auch wenn er mein Gehalt nicht erhöhen könne, würde er mir zumindest mehr Stunden anbieten wollen.
Ich Trottel sagte spontan Nein, weil mein Kopf die falschen Verknüpfungen erstellte. Aber als ich freudestrahlend seinen Raum verlassen und 2 Stunden darüber nachgedacht hatte, dachte ich mir, sowas Blödes - ich kriege meine anderen Termine auch anders geregelt. Chorproben lassen sich auch mal verschieben, niemand kann mich zwingen, an einer Musikschule zu arbeiten, wenn mir Theater und Privatschüler viel mehr Spaß machen, und vielleicht finde ich für den Chor sogar einen Assistenten. Jemanden, der gelegentlich für mich eine Probe übernehmen kann, damit ich nicht dauernd 20 Sänger auf einen anderen Tag schaufeln muß. Irgendwie kriege ich das hin; schließlich geht es hier um mein Grundeinkommen, und das ist bisher gering genug. Daher kriegt Herr Allerhöchst morgen früh gleich eine Email von mir.

Dann fragte ich ihn gleich noch, ob ich seine Erlaubnis hätte, im höchst edlen Foyer des Hauses meine Musikaufnahmen zu machen. Er stimmte nicht nur zu, sondern riet mir, einen Termin zu wählen, kurz nachdem ohnehin eine Matinee oder ein Kammerkonzert in dem Raum stattfindet, weil dann der Flügel frisch gestimmt sei. Ich mußte mich zurückhalten, ihn nicht spontan zu umarmen. Wir verabschiedeten uns nett und ich ging 2 Räume weiter ins Betriebsbüro, um einen Termin im Foyer zu finden - da kommt er 5 Sekunden später ebenfalls herein aus keinem anderen Grund, als der Dame dort zu sagen, daß ich einen Termin bräuchte. Meine Güte.

Wer die Dimension meiner Verwunderung nicht begreift: Wir sind ein großes Haus mit über siebenhundert Mitarbeitern, und jeder einzelne steht im Jahresprogrammheft - nur ich nicht, denn meine Stelle ist echt sowas von unwichtig. Es sei denn, sie ist nicht besetzt, dann gibt es Panik. Ich bin das kleinste von den vielen Zahnrädern in diesem kulturellen Getriebe, und solange ich mich vorschriftsmäßig drehe, falle ich niemandem auf, dachte ich bisher.

Aber es hummelt noch weiter: Die nächste Matinee ist diesen Sonntag. Mein reservierter Termin ist Montag. Ich ging, nein, hüpfte in die Kantine, um etwas zu essen, und traf dort unseren Videomann, den ich vorher telefonisch nicht erreicht hatte. Er hat Montag Zeit, also klappt das mit der Aufnahme. Und er spricht auch mal "mit Basti von die Tonabteilung", damit die Aufnahme auch so hörenswert wie möglich wird.

Dann traf ich mich mit meinem Bruder, der um die Ecke arbeitet, und wir besuchten zusammen unsere Mama im Krankenhaus. Sie ist seit gestern drin wegen Basaliomen (= "weißer" Hautkrebs, nicht metastasierend aber muß wegoperiert werden, weil er sich sonst immer weiter frißt). Sie war total gut drauf, erzählte freudestrahlend, schon bei der ersten OP sei alles gut gewesen (man hatte etappenweises Operieren eingeplant, um die Narben so klein wie möglich, aber so groß wie nötig machen zu können), keine Krebszellen mehr auffindbar in der Histologie. Und das Essen sei auch so lecker und sie habe lange nicht mehr derartig gut geschlafen.

Dann ging ich zum Abenddienst zurück auf die Arbeit, wo mir mein cholerischer, eigentlich geradezu verschrien-unerträglicher direkter Vorgesetzter spontan an der Kasse mein Abendbrotsbrötchen ausgab, nachdem ich auf seine Frage, wie es mir gehe, breit grinsend "hervorragend" geantwortet hatte. Wir saßen eine halbe Stunde einträchtig an einem Tisch und unterhielten uns. In dieser Zeit kamen 12 Kollegen in die Kantine und einer machte wegen dieses Anblicks größere Augen als der nächste.

Als dann die Probe eine Stunde vor Ende in eine Richtung lief, in der ich offensichtlich nicht mehr gebraucht wurde, fragte mein netter Kollege, ob Cheffe mich noch brauchen würde. Die übliche Antwort auf diese Frage lautet "auch wenn nicht, habt Ihr gefälligst hierzubleiben". Heute lautete sie "ich brauche Hummel immer, aber sie kann für heute schon gehen - einen schönen Abend!"


...und sie haben dieselben Farben wie der Hund. Nur anders angeordnet.

Samstag, 21. April 2012

Regentage

Immer, wenn ich sowas sehe:


muß ich sofort


denn ich liebe Regenwetter. Es hält mich nicht drinnen, wenn es draußen tropft und prasselt und platscht, und ich liebe den Regen in allen Variationen: den wunderbaren, lachenden Aprilregen, den wir jetzt immer haben, die Regenstürme im Herbst, den sanften, kaum von Nebel zu unterscheidenden Nieselregen im Sommer, kurz bevor die Sonne aufgeht, die heftigen Duschen mitten an einem heißen Julitag, die nur zwei Minuten dauern, den tristesten Novemberregen... Und ich kenne unendlich viele Menschen, die Regen ebenfalls lieben, solange sie mit einer heißen Teetasse auf der richtigen Seite des Fensters sitzen, aber ich muß hinaus.

Und es lohnt sich: kaum war ich aus dem Haus, wurde ich mit dem prachtvollen (mein Foto hat das nicht einmal annähernd einfangen können) Anblick eines riesigen Regenbogens belohnt. Es war ein doppelter - er lief von Rot bis violett und begann dann noch einmal von vorne, das erkennt man auch ein bißchen.




Er spannte sich weit über den gesamten Horizont und endete nicht irgendwo im nirgendwo, wie so oft, sondern war vom linken bis zum rechten Ende klar und strahlend sichtbar, als wolle er rufen "Hier bin ich, also was sagst Du nun, Du Wurm, der Du so gern die schönen Seiten des Lebens leugnest? Häh? Du bist immer noch melancholisch? Pass mal auf, dann hole ich meinen Cousin. Ha!"



Wir stapften über Koppeln und Felder und durch Bäche, wobei wir stellenweise uns gegenseitig halb zogen, halb hinsanken, und es duftete nach Süßwasser und Gras und Moos und Birken und sattem Grün. Irgendwann wurde der kleine Hund sehr aufmerksam:




Dieser Adebar ließ sich aber auch durch gar nichts irritieren. Er stocherte in aller Seelenruhe nach seinem Imbiss, als wir auf dem Hinweg an seinem Feld vorbeiliefen, und als wir auf dem Rückweg eine dreiviertel Stunde später schräg hinübermussten, war er immer noch da.

Auf dem Weg zur Arbeit sehe ich jetzt auch öfter Reiher neben der Autobahn auf den Feldern stehen, Füchse und diverse kleine wilde Pelzträger huschen nachts über die Landstraßen, so daß ich immer in Zeitlupe fahre - nicht nur aus Vorsicht, sondern auch, weil ich sie alle sehen und erkennen will. =)

Und hier noch eines der wunderschönsten Regenlieder überhaupt für Euch: Cloudburst von Eric Whitacre, einem begnadeten Vokalmusikkomponisten. Ich habe dieses Lied vor Jahren im World Youth Choir gesungen und geliebt. Natürlich. Ihr werdet es hören - man kann sich dieser Klangsprache fast unmöglich entziehen. Und ich wünschte wieder einmal, einen solchen Chor in den Händen zu haben, nicht von der Größe her, aber solche Feinarbeit leisten zu können... *träum*

Das Stück ist lang, aber wer über 5 Minuten durchhält, wird belohnt. Und wie.



Donnerstag, 19. April 2012

Los geht's

...mit der Musike. Hat mir doch heute unser netter Videomann angeboten, mit mir Songs aufzunehmen. Ich setze mich ans Klavier und mache einfach irgendwas, und er macht daraus einen Film. Natürlich in HD Qualität. Ist das nicht einfach unglaublich?