Samstag, 30. November 2013

Wochenrückblick und Suchbegriffe November

[Allgemein] Viel zu viel zu tun. Was für mich frischgebackene Freiberufliche eigentlich gut ist, auch wenn die Wohnung inzwischen aussieht als hätten mehrere Labradore epileptische Anfälle gehabt und danach so getan, als wüßten sie, was "aufräumen" bedeutet.

[Wetter] Mal so


Mal so


[Gemacht] Gearbeitet, Auto gefahren, gearbeitet, Zug gefahren, gearbeitet, geschlafen, gearbeitet…

[Gesundheit] *hust*  *spotz*  *inhalier*

[Gesehen] Krähen, Raben, Wildenten oder -gänse (nicht ganz sicher), einen wahnsinnig schönen und riesigen Regenbogen, Kinder mit Weihnachtsmannmützen, die frühe Sonne am Bahnhof (das finde ich immer total magisch), neue Straßen in der immer gleichen Metropole

[Gehört] Die Musik auf der Arbeit, Radio, eine alte Wise Guys Platte, die in meinem Handschuhfach auftauchte, Vogelgezwitscher und -gekrächze, meine Lieblingszugbegleiterin, die bei den Durchsagen exakt klingt wie Angela Merkel, kreischende Kinderhorden

[Gelesen] Fannie Flagg - Die Reise nach Elmwood Springs (ich kann die Bücher von Fannie Flagg nur wärmstens empfehlen, wenn man gerade eine misanthropische Phase durchmacht; vor allem "Das Wunder von Lost River" und "Willkommen im Himmel auf Erden" sind wunderwunderschön!)
"Die UMUK-Seuche" von Jean Lorrah - das ist ein Star Trek Roman aus den 80ern, der genau für 2x mit dem Zug zur Arbeit und zurück fahren gereicht hat. =)
Noten, Foren, sms.

[Gelacht] Viel und herzlich. Manche meiner Schüler sind einfach so klasse. Eine Fünfjährige, die Schwierigkeiten hatte, eine Viertelpause nachzumalen, habe ich damit getröstet, daß ich aus der mißlungenen Pause einfach einen Marienkäfer gemacht habe. Seither malen wir Pausenkäfer.

Links im Bild mein erster Käfer, dann eine Reihe von Pausen, die sie schon gut hingekriegt hat, dann ihr eigener Riesenkäfer.


Das gleiche Kind guckte mich gestern verschwörerisch an und fragte, ob es die C-Dur Tonleiter nicht auch über das ganze (Augen wie Mühlräder) Klavier spielen könne, immerhin gäbe es ja mehrere Cs. Ich grinste und am Ende der Stunde spielte sie tatsächlich über 88 Tasten eine Tonleiter, während ich ihren Klavierhocker langsam von links nach rechts entlangzog, damit sie überhaupt an alle Tasten herankommt. Ich glaube, zum Weihnachtsvorspiel führen wir diese kleine Zirkusnummer auf.
Auch gelacht habe ich über meine Mutter, die mir bei jeder Gelegenheit verkündet, sie hielte es für eine gute Idee, wenn ich mich mal bei "shop a man" umsähe (ich glaube es hieß so, sie hat irgendwo eine Reportage darüber gehört) oder die mit der Tageszeitung wedelt und kreischt "da ist einer für Dich drin - der hat einen Hund!"… Äh… Ja. Nein. Muß nicht. Sah sie dann auch ein, als sie las, daß der Typ mit Hund Marco hieß - das sei ja kein Name. Und um meines Seelenheils willen wollte ich nicht widersprechen, auch wenn ich Namensvorurteile schon oft genug widerlegt gesehen habe.

[Geärgert] Nicht wirklich - nur wie immer über die vermeintlichen Helden in den Opern, die einfach nur neurotische Säcke sind, wenn man das Libretto mal genauer anguckt.
Über Autofahrer, die penetrant 45 im Stadtverkehr fahren und an grünen Ampeln so lange zögern, bis sie wieder rot werden.
Über ein chaotisches Organisationsbüro in Job A.
Über 'mein' Tonstudio, das plötzlich handlungsunfähig ist, weil der Aufnahmeleiter von jetzt auf gleich nach Sachsen gezogen ist. Jetzt kann ich mir überlegen, was ich mit meinen Liedern anfange - anderes Studio suchen, das vielleicht teurer ist oder abwarten, ob sie wieder jemanden finden, der hier an den Arsch der Welt fährt? Und vor allem bedeutet das, daß die bereits aufgenommenen Titel dann wohl komplett neu abgemischt werden können, damit man den Bruch zu den später aufgenommenen nicht hört. Was mich wieder ein paar hundert € kosten wird. Die ich nicht habe. Darn it.

[Gefreut] Viel! Über die vielen Dienste in Job A und die unglaublich netten Kollegen dort.
Über meine Chefin in Job A, die eine sehr strenge Frau ist und mir dauernd sagt, ich würde meinen Job richtig gut machen.
Über die Prokuristin von Job B, die ich seit meiner Kündigung nicht mehr gesehen habe und die mich, als ich ihr zufällig in die Arme lief, spontan umarmte und sagte "man sieht, daß es Dir jetzt gut geht".
Über ein ausgedehntes und verquatschtes Mittagessen in einem veganen asiatischen Restaurant und anschließenden Kaffee an der S-Bahn mit meinem einen Bruder.
Über eine Karte mit Adventskalendertürchen von meinem anderen Bruder. (Dazu muß ich vielleicht sagen: Der eine Bruder und ich könnten geschwisterlicher nicht sein, wir sind, wie meine Mama immer sagt, "ein Kack und ein Ei". Der andere Bruder hingegen ist Physiker - oder sowas -, redet nicht viel und ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben nicht mehr als zwei Mal mit ihm telefoniert. Nicht, daß wir uns nicht mögen, im Gegenteil, ich habe ihn sehr lieb. Aber wir haben uns einfach nichts zu sagen, weil so wenige Dinge in unserem Leben Überschneidungspunkte haben.)
Über einen veganen Adventskalender mit Schakalodefüllung von meiner Mama. "Schakalode" nennt sich eine Art veganer Schokolade, die nicht so bitter ist, sondern mehr wie Vollmilch schmeckt und damit mir Süßmaul eher entgegen kommt.

Hier sind die beiden Kalender:


Über eine Einladung zum alljährlichen Weihnachts-Kollegen-Bowling mit den Technikern von Job A. Letztes Jahr war das toll, und ich war sehr stolze Vorletzte, obwohl ich nie zuvor bowlen war. ;-)
Über liebe sms und Mails von Freunden und Freundinnen. Ich wünschte, Ihr wärt alle viel näher - aber das sind nur die Kilometer.
Über ein wahnsinniges Geburtstagsgeschenk im Voraus, nämlich eine Fahrkarte, die es mir ermöglicht, Silvester mit ein paar Verrückten zu verbringen.
Über mein hervorragend funktionierendes ABS habe ich mich gleich mehrmals gefreut.
Über einen vorsichtigen Annäherungsversuch von einem total lieben Kumpel - und vor allem darüber, daß er meine ebenso vorsichtige Ablehnung sofort und ohne Murren akzeptiert hat.

[Gegessen] Brezeln in der Kantine von Job A (tja, das vegane Angebot dort ist… stark eingeschränkt). Pasta, Brot, Clementinen, Apfelsinen, Sojajoghurt mit Schokostreuseln. Diese junkigen Aufgießnudeln aus der Tüte, von denen ich mich zeitweise als Studentin fast ausschließlich ernährt habe, und die so lustige Inhaltsangaben haben wie diese hier:


Huhnaromen? Häh? Tatsächlich hat der Inhalt dieses Tütchens beim Aufgießen geradezu überwältigend nach Hühnersuppe gerochen, so als würde eine Großküche gegen eine Schnupfenepidemie im Kindergarten ankochen. Ich wäre doch sehr neugierig, woraus sie das hergestellt haben - aus Hühnern jedenfalls definitiv nicht.

[Getrunken] Tee, Tee, Tee, Wasser mit Aspirin, Kaffee - ich stelle fest, daß ich den Kantinenkaffee nicht mehr trinken kann, der ist einfach zu widerlich geworden -, heiße Zitrone.

[Gedacht] Hoffentlich schlagen sich diese 12- und 16-Stunden-Tage nicht nur auf dem Rücken nieder, sondern auch auf dem Konto.
Doch, es gibt wirklich integre Menschen auf der Welt, die auch erfolgreich sind.
"Ich will in mein waaarmes, weiches Bett!" (Die Liebe zu den drei Orangen)
Kann mal jemand den Dolch aus meiner linken Schulter entfernen?
Arschloch! (Beim Autofahren klappt es nicht immer mit der Gedankenhygiene.)
Schnubb, schnubb, schnubbidubb. (Ja, manchmal denke ich auch komische Dinge.)

[Kreatives] Ich habe wieder ein Lied geschrieben. Indirekt inspiriert von einer wunderbaren Freundin in einer Wartepause zwischen zwei Schülern. So muß das sein.

[Gekauft] Ein paar Weihnachtsgeschenke für Freundinnen. Nichts großes, das geht einfach nicht dieses Jahr, aber was kleines mußte einfach sein.
Eine Vogelzwitscherflöte! Der Vogelflötenmann saß wieder an der Friedrichstraße - bei ihm hatte ich so eine Flöte mal für meinen kleinen Neffen und Taufpatenkind gekauft, und seither hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Aber vorgestern war er wieder da und jetzt habe ich auch so eine kleine Holzflöte, mit der man zwitschern kann. *jubel*


Ansonsten - Brezeln, gestern Abend Brot und Tomaten in einem Supermarkt, der bis 24 Uhr offen hatte, so daß ich es wirklich noch nach der Arbeit geschafft habe, und Halstabletten.

[Und sonst so?] Ich stehe vor der Entscheidung, mich in Job A für eine deutlich höhere Position zu bewerben. Das bedeutet für mich im Fall des Falles: Mehr Geld, vermutlich nach Berlin ziehen müssen (bäh), meine Schüler aufgeben, meine derzeitige verhältnismäßige zeitliche Freiheit verlieren - wenn die sagen "spring", dann habe ich zu springen -, Aufstiegschancen, ein richtig guter Punkt im Lebenslauf, ein sehr kurzer Arbeitsvertrag und möglicherweise nach einem Jahr, aber definitiv nach einigen Jahren die Kündigung (nicht aus Bosheit, das ist einfach so üblich)… und ich bin hin- und hergerissen. Ich denke, ich bewerbe mich in jedem Fall, schon alleine weil ich beweisen will, was ich kann. Selbst wenn sie mich nicht nehmen, wovon ich ausgehe, sehen sie, daß man mit mir rechnen muß. Und falls sie mich doch nehmen, kann ich mir immer noch den Kopf zerbrechen, ob ich das wirklich will, ob ich all meine private Musik hinter diesem Job zurückstellen möchte.


Und damit sind wir bei den Suchbegriffen für den Monat November. Ich muß schon sagen, ich war diesmal erschüttert, jawohl, erschüttert!, was Leute dazu verführt hat, auf mein Blog zu klicken. Ein Suchbegriff war so uärgs, daß ich ihn hier nicht widergeben werde. Nur soviel: Ich benutze das Wort "entsaften" tatsächlich nur im Sinne von Obstverarbeitung. Ihr zwei Klicker könnt schön woanders suchen.

mach mir ma ne stulle - denn koof mir ma 'n Brot.

2 monate zusammen - Glückwunsch. Ihr seid noch in der pheromongeschwängerten Glücksphase. Genießt es, so lange es dauert. Also noch 4-8 Wochen.

bastelcutter tafel - Man kann das aber auch einfach mit einem Lappen abwischen.

chenesen ire augen - Dree Chenesen met nem Kentrebess?

flammkuchen vegan - Ja, irgendwo hier in den Kommentaren ist ein Rezept.

gummipuppe zugvögel - Gummihuhn?



hügel - sind bestimmt auf der anderen Seite der Welt Täler.

lieb mich oder werf mich endlich weg - Autsch, das tut weh. Nicht nur Dein Deutsch, sondern auch… warum gehst Du nicht einfach, wenn Du eh nicht geliebt wirst? Wirst Du echt lieber weggeworfen?

hummels flug blogspot - Willkommen! =)  Jetzt sind es auch schon 21 regelmäßige Leser - herzlich willkommen Nummer 21!

So, das war's von der Rückblickseite her. Heute ist der letzte November, morgen der erste Dezember und der erste Advent. Was für mich bedeutet: Heute ist wieder mein Vorabend-vom-ersten-Advent-Chorkonzert, auf das ich mich sehr freue, bei dem ich es aber verdammt eilig haben werde, denn ich muß am Abend noch zu Job A. Morgen hole ich Schüler nach, die ich wegen Job A diese Woche verschieben mußte, aber den Abend wenigstens habe ich frei. Vermutlich werde ich einen wahnsinnigen Putzanfall kriegen und in den Wald gehen, um ein paar heruntergefallene Kiefernzweige als Deko für meinen Kerzenleuchter zu sammeln. Aber jetzt erstmal: Haare waschen, Noten ordnen, Stimmgabel suchen, los.

Habt ein schönes erstes Adventswochenende! Hier ein Freizeitvorschlag:


Dienstag, 19. November 2013

Gedichte | Gedanken über das Kreativsein

Manchmal erstaune ich mich selbst. Gerade habe ich Gedichte aus den letzten drei Jahren gefunden - speziell 2010 und 2011 habe ich, bedingt vermutlich durch damals miserable äußere Umstände, etliche geschrieben. Und jetzt lese ich das und denke: Erstaunlich, daß ich Worte für dieses Gefühl gefunden habe. Nicht nur erstaunlich, daß ich überhaupt Worte gefunden habe, sondern auch, daß es eben Worte waren und keine Melodien.

Aber wenn ich so zurückdenke, war es eigentlich immer so, daß ich ab einem gewissen Maß negativer Emotion einfach nicht mehr musizieren konnte. Singen und spielen geht einfach nicht, wenn ich wirklich zornig oder verzweifelt bin, nicht nur sauer oder traurig, sondern wirklich, wirklich jenseits von gut und böse. Als würe etwas in mir diese beiden Dinge nicht zusammenkommen lassen wollen, die Musik und den Hass / die Panik / die mehr oder weniger latente Entgrenzungssehnsucht, was immer es gerade ist. Als wäre die Musik ein Gegengewicht - und beide Gewichte können nunmal nicht oben sein.

Als Kind und Teenager habe ich immer gemalt, wenn ich mit meinem Kummer nicht mehr wußte, wohin. Zwei üble Jahre in der Schule ergaben viele, viele Tuschebilder (die ich, weil ich ich bin, gleich nach dem Trocknen weggeworfen habe - das einzige überlebende hängt noch im Arbeitszimmer meiner Mutter). Ich habe damals auch Gedichte geschrieben, das eine oder andere Lied, Geschichten. Und all das als junge Erwachsene abgebrochen; ich konnte mich jahrelang nicht einmal erinnern, daß ich das je getan habe - bis ich alte Tagebücher von mir fand. Alte Bilder. Eine flüchtige Bleistiftskizze, die eine zerbrechliche 18jährige zeigt, die sich in ihrer Einsamkeit an eine Bordsteinkante kuschelt, als wäre diese ein Freund.

Neulich fragte mich ein Freund, ob Glücklichsein eigentlich meiner Kreativität schaden würde. Ich sagte spontan nein und habe seither darüber nachgedacht. Die Antwort ist immer noch nein - jetzt aus den oben genannten Gründen. Nein, ein Künstler wird nicht kreativer und schaffenskräftiger, wenn es ihm dreckig geht - es geht ihm einfach nur dreckiger.

Nach meinem Konzert im September fragte mich eine Frau aus dem Publikum, ob man bestimmte Dinge erlebt haben müsse, um darüber singen zu können, und in diesem Fall ist die Antwort Ja. Ja, ich hätte viele dieser Lieder nicht geschrieben, wenn ich eine andere Vergangenheit hätte. Aber der Punkt ist: Ich habe diese Lieder erst jetzt geschrieben, in den letzten drei Jahren, in denen es mir endlich wieder verhältnismäßig gut ging.
Damals, als ich richtig am Ende war, habe ich nicht einmal daran gedacht. Ich habe gar nichts geschrieben, gedichtet, komponiert, ich war in keiner Weise kreativ, und das, obwohl ich Musik studiert habe - denn mir ging es einfach nur dreckig. Ein kreativer, also schöpferischer Geist braucht einen gesunden Nährboden. Wenn er sich dann auch noch an die furchtbare Dürreperiode vor 10 Jahren erinnert, wird da vielleicht ein ergreifendes Kunstwerk draus, aber während der schlimmsten Dürre ist ein Künstler so wie jeder andere Mensch in erster Linie mit Überleben beschäftigt.

Aber am Ende, ungeachtet jeder momentanen Gefühlslage, halte ich vor allem dies für wahr: Wir machen die Dinge am besten, die wir mit Hingabe tun.


Die zwei Seiten des Deckels

Manchmal
ist es eine solch immense Kraftanstrengung,
den maskenhaften Deckel meiner Miene
geschlossen zu halten,
dass sich ein jeder Muskel meines Körpers mitverkrampft.

Manchmal
will diese wilde, wütende Frau da unten
von der ich weiß

ihr steht das nicht zu
sie wird dem nicht gerecht
sie hat bescheiden zu bleiben
sie könnte das sowieso nie richtig
sie will sich doch wieder nur in den Vordergrund spielen
sie hat noch nie was zu Ende gebracht
sie hat doch keine Ahnung und kein Ziel
sie träumt doch nur
sie macht es sich doch immer leicht
sie wird doch auch nicht mehr erwachsen

raus, mit aller Macht.
Und wir ringen miteinander,
hassen uns genau wie wir uns lieben,
brüllen gleichlaut uns entgegen, dass es so nicht geht,
fallen schluchzend vor Verzweiflung dann
einander in den Arm.

Manchmal
sehen wir uns durch ein Guckloch an
und fragen uns, wie es wohl auf der andern Seite
dieses Maskendeckels wäre.
Dann senken wir verwirrt den Blick,
ich gehe abwaschen, und sie schreibt ein Lied.

Freitag, 15. November 2013

Freitagsfüller und Geschichten aus der Woche

1. Als ich heute aufwachte, war es noch dunkel.

2. Ich fürchte, das relativ milde Wetter hält sich nicht mehr lange und der Frost kommt bald. Aber ich gebe die Hoffnung noch nicht auf - bisher stehen noch immer Pflanzen auf meinem Balkon und ich mußte noch nicht Eiskratzen, toi toi toi.

3. Ich kaufe gerne aber selten handgemachte Dinge.

4. Nachdem mein Papa mein Budget mal durchgerechnet hat, weiß ich nicht, wie ich das dieses Jahr stemmen soll: Geschenke für die Nichten und Neffen und Freunde. Und das Auto ist noch lange nicht abbezahlt. Und im Januar kommen wieder die Versicherungen. Und, und und.

5. Was ist denn los mit uns? Frage ich mich oft und will die Hände ringen.

6. "Wie machen Sie das, daß es bei Ihnen nicht so grob klingt wie bei uns?" fragte mich diese Woche eine erwachsene Schülerin. Die Antwort ist: mit Armgewicht und Fingerspitzen.

7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf eine Reikisendung und einen Flex-Raid, morgen habe ich einen näheren Blick auf den angesetzten Pfirsichschnaps geplant, bevor ich zur Arbeit muß, und Sonntag muß ich gleich wieder zum Frühdienst, aber danach möchte ich nur noch ein paar Hundehaare wegsaugen und den Rest des Tages mit hochgelegten Füßen verbringen.

Vorlage

Blick auf die Woche:

[gefreut] Mausiprinzesschen war zu Besuch und fand es total interessant, aus dem Fenster zu gucken. Aus jedem Fenster. Sie ist ja sonst ein Erdgeschoßhund mit direktem Zugang zum Garten, daher war ihr der Blick aus dem Dachgeschoß hier wohl etwas sehr Besonderes.

Unter dem Schreibtisch:


Und auch im Hausflur:


Außerdem über viele Komplimente zu dem mit dem Besuch aufgenommenen Lied. Ich habe das nächste Spaßprojetkt schon im Hinterkopf, ich weiß nur noch nicht, wann und wie. Ich stelle auf jeden Fall fest, daß mir so etwas total Freude macht, weil es meinen gelegentlich überhand nehmenden Leistungsanspruch "wenn ich ein Lied schreibe, muß es perfekt sein" aushebelt und mich damit viel entspannter und beweglicher macht.
Und über Freunde, die sich freuen, mich zu sehen und zu hören.

[geärgert] Nur kurz über einen kleinen Idioten mit Großmannsucht, mit dem ich eigentlich nichts bis auf ein Hobby gemeinsam habe. Schon am nächsten Tag habe ich nur noch die Augen verdreht.

[gelacht] Im Gespräch mit Freunden und wie immer in meinem Chor.

[geweint] Über einen Abschied. Da hilft auch der schönste Sonnenuntergang nichts gegen.
Ich hasse Abschiede.


[gegessen] Selbstgemachte (naja, aus Backmischung) vegane Schokomuffins. Wobei ich die Hälfte an Schüler verteilt habe. Pfefferminz-Schokotaler, die ich neu im Supermarktregal entdeckt habe und die zufällig vegan und geradezu süchtigmachend lecker sind. Kartoffel-Spinat-Auflauf, weil Mama mit eine Packung veganen Reibekäse geschenkt hat und ich endlich mal wieder was Überbackenes machen konnte. Getoastetes Vollkornbrot mit Tomatenscheiben. Weintrauben. Joghurt mit Schokostreuseln. Ja, es war eine schokoladenreiche Woche.



[getrunken] Kaffee auf der Arbeit, den mein Chef mir manchmal macht, bevor ich komme. Viel besseren Kaffee zu Hause. =) Schwarztee - heute früh mal mit drei Rosenknospen drin. Cola, weil vom Besuch noch welche übrig war. Leitungswasser. Kilkennys.


[gekauft] Grundnahrungsmittel.

[kreativ] Irgendwie gar nicht. Ich habe einen gewissen Durchhänger derzeit. Als würden alle meine Lieder gegen eine klemmende Tür prallen; ich komme einfach nicht weiter.
Ich habe einen Testpodcast aufgenommen und herumgeschickt und wertvolle Rückmeldungen bekommen, und darauf habe ich wirklich Lust - Minipodcasts von nur einigen Minuten Länge (maximal eine halbe Stunde stelle ich mir vor) mit viel musikalischem Schnickschnack drin, aber ich brauche Zeit, um das richtig vorzubereiten und die Aufnahmequalität ist derzeit noch sehr mäßig. Außerdem würde ich gerne nicht nur von zu Hause aus podcasten, sondern herumfahren und Leute interviewen - keine Ahnung, wie ich das technisch hinkriegen soll.

[Skurriles] Gestern sah mich ein kleiner Junge im Klavierunterricht plötzlich mitten im Spielen an und verkündete, er müsse mal dringend aufs Klo. Na lauf, sagte ich, kommt ja vor. Er lief. Sein Opa unterhielt sich mit mir ein paar Minuten, bis aus dem Erdgeschoß (ich unterrichte im ersten Stock, das Klo ist im Keller) ein Stimmchen nach ihm rief. Opa lief hinterher. Opa kehrte zurück. Enkel hatte eingepinkelt. Wie peinlich, wie unangenehm, viele nervöse Worte und hastiges Sacheneinpacken. Ich selbst hatte gar kein Problem damit - das ist halt ein kleines Kind, meine Güte. Opa und nasser Enkel zogen also ab.
Ich nahm mir einen Notenband aus dem Schrank und beschloß, die unverhofften freien 15 Minuten bis zum nächsten Schüler mit Debussy zu überbrücken. Nach 8 Takten bemerkte ich einen ungewöhnlichen Temperaturunterschied zwischen meinem linken und meinem rechten Hosenbein. Übles ahnend stand ich auf und kontrollierte den Hocker.
Ein Fleck.
Ein nasser Fleck.
Ein nasser Fleck, der nach Kinderpipi roch. *würg*
Verdammter kleiner Scheißer (ja, ab und an denke ich solche Dinge), jetzt hatte ich einen beurinierten Klavierhocker im Unterrichtsraum und zu allem Unglück auch noch selbst eine nasse Hose, einen Pipipopo sozusagen.
Ich holte also Papiertücher und behob das Malheur so gut es ging. Dann klopfte ich bei der Flötenkollegin an die Tür und entführte ihr den Klavierhocker, den sie nicht brauchte.

Ich überlebte den nächsten kleinen Jungen, der den größten Teil seiner Stunde immer damit verbringt, sinnlos herumzubrüllen, Krieg mit Bombeneinschlägen auf den Tasten zu spielen, seine Notenblätter mit den nachgeplapperten Worten erwachsener Erziehungsberechtigter zu bedrohen und vor seinem kleinen Bruder mit Dingen angeben zu wollen, die er gar nicht beherrscht. Auch er, genau wie der kleine Pinkler vor ihm, hatte sein Notenbuch vergessen, weshalb ich mit ihm Notenschlüssel malen übte.
Ich malte ihm in Zeitlupe einen vor und sagte dabei "erst einen Kreis nach rechts, dann wie eine Schnecke herum, dann nach oben einen Zipfel machen, dann ganz gerade hinunter und am Schluß ein Schweineschwänzchen". Ohne zu wissen, was vorher in dem Raum passiert ist, malte er nach und sagte "ein Kreis, dann hoch, guck mal - das sieht aus wie ein Pullermann, jetzt ein Schweineschwänzchen".

Wenigstens mein letzter Schüler des Tages ist total nett und normal und stellte meinen Glauben daran, daß Kinder von Natur aus gut sind, wieder halbwegs her.

Als ich am Abend von der Arbeit zurückkam, stopfte ich als allererstes alle Kleider in die Waschmaschine, inklusive Jacke, auf der ich ja im Auto gesessen hatte, und mich selbst unter eine besonders heiße Dusche.

[gesagt] Macht doch nichts.

[gedacht] Habe ich dafür Musik studiert?
Ich hasse Supermärkte.
Ich schaff das alles nicht.

[gefühlt] Einsam, dankbar, erleichtert, wütend, angeekelt, voller Selbstzweifel, müde, überfordert.

[Spirituelles] Nö, derzeit gar nicht. Vielleicht sollte ich mal wieder.

[gelesen] Die Gesänge des Eisplaneten - mit 12 Jahren damals auf dem Krankenhausbücherwagen entdeckt, mir kurz nach der Entlassung von meinem Taschengeld selbst geleistet und seither geliebt. Witzigerweise habe ich nie die Folgebände gelesen, das wird vielleicht mal Zeit.
Blogs, Mails, Foren, die Lokalzeitung.

[gehört] Ein interessantes Interview mit einem deutschen muslimischen Anwalt zum Thema ob man die Rechte und die Kultur Deutscher einschränken sollte, damit Muslime sich hier wohler fühlen (siehe Sonne-Mond-Sterne-Fest usw.), der sagte klugerweise zuerst einmal: Die Fragestellung ist schon völlig falsch. Es gibt ja nicht Deutsche im Gegensatz zu Muslimen, sondern es sind muslimische deutsche Bürger, um die es hier geht, und die in dem ganzen Aktionismus nie um ihre Meinung gefragt wurden.
Weihnachtslieder. Radio. The Shins. Los fabulosos cadillacs.
Porque sera que me gusta la noche?


[gesehen] Cargo. Sehr sehr neblige Landstraßen. Einen Sonnenaufgang und mehrere Sonnenuntergänge. Einen großen klopsigen Hund auf meinem Sofa.

[Und sonst so?] Och… mein Freund Herbst hat jetzt seine Farben verloren. Außen grau, innen grau, hmmm. Wird Zeit für die Lichterfeste.

Sonntag, 10. November 2013

Abschiede

Ich hasse Abschiede. Als ich noch klein war, hat meine Familie sich unheimlich darüber amüsiert. Wann immer meine erheblich älteren Geschwister aus dem Studium mal ein Wochenende nach Hause kamen, gab es furchtbar Tränen, wenn sie wieder fahren mußten. Das ging so weit, daß ich schon anstelle der Begrüßung fragte: "Wann fährst Du wieder?" - nicht, weil ich sie loswerden wollte, sondern weil ich mich schonmal innerlich wappnen mußte.

Wann immer ich in den letzten Jahren Pferdetina, meine Kölner Mädels oder meinen Anam Cara besucht habe, hatte ich danach tagelang den Blues. Aber total. Dieses Gefühl, im eigenen Leben ausgesetzt zu sein wie ein Hundewelpe an der Autobahn.

Und jetzt hatte ich zum ersten Mal, ja wirklich, zum allerersten Mal selbst Besuch für einen richtigen Zeitraum. Das war toll! Es war unglaublich entspannt, unkompliziert und fügte sich nahtlos in meinen Alltag - ich hatte ja keinen Urlaub, aber ich konnte einige Dinge in eine praktikable Richtung schieben, so daß wir auch ein bißchen was unternehmen konnten. Ich stelle fest: Besuch haben ist schön. Besuch wieder verabschieden… uuäääähhh. Trauriges Kaninchen.  hasen-smilies-0157.gif von smiliesuche.de

Nun ja - glücklicherweise sind da auch einige Punkte auf der Haben-Seite:

Diese Freundschaft ist auf den dritten Blick noch immer so schön wie auf den ersten und zweiten.

Mein Besuch hat sich a) überwunden, überhaupt den Weg hierher anzutreten und b) die Region nicht von vornherein verurteilt, nur weil es Ostdeutschland ist. Im Gegenteil, er mochte die Landschaft und Städte gleichermaßen und Recht hat er, jawohl.

Ich gehe sehr angeregt und inspiriert aus dieser Woche heraus. Eine Sache, auf die ich vor Jahren mal große Lust hatte, hat sich beim unkomplizierten Brainstormen über meine beruflichen Möglichkeiten mal wieder in den Vordergrund geschoben und ich bin schon ganz kribbelig, es zu versuchen.

Wir haben ein sehr, sehr lustiges Lied, ein reines Spaßprojekt, aufgenommen. Wir haben im Auto die Firmennamen der Kleinbetriebe am Straßenrand als Werbejingles gesungen. Wir sind einmal die komplette Ringbahnstrecke in Berlin abgefahren und haben unvorstellbar fette Spatzen mit Pommes gefüttert. Wir sind an längst überwachsenen Bahnschienen spazieren gegangen.

Ich habe selten in meinem Leben so viel von Herzen gelächelt oder gelacht.


Wie ist das bei Euch? Sind für Euch Besuche auch Kostbarkeiten oder wohnen Eure Freunde alle nahe genug, um sie wirklich spontan überfallen zu können? Kennt Ihr diesen Blues oder seid Ihr da weniger anfällig für?

Freitag, 8. November 2013

Freitagsfüller

1. Im November freue ich mich am meisten auf freie Donnerstagabende.

2. Ich habe seit einer Woche Besuch und ich bin erstaunlich entspannt damit - es fügt sich alles nahtlos in meinen Alltag.

3. Es ist genau hier, in dem Moment - irgendwas liegt in der Luft meines Lebens, ein Duft mit noch unsichtbarer Ursache, der alles verändern wird.

4. Eine feste Umarmung von einem guten Freund beruhigt mich.

5. Wasser kommt hier derzeit viel von oben.

6. Vor einem Jahr hätte meine Großmutter noch 2 Wochen leben sollen. Es geht ihr blendend.

7. Was das Wochenende angeht, heute abend freue ich mich auf ein wenig Metropole, vielleicht Kino oder so, morgen habe ich geplant, den Besuch wieder in den Zug nach Hause zu verfrachten und Sonntag möchte ich ein wenig Blogleserei, etwas Arbeit und Wohnungsputz nachholen, die diese Woche liegengeblieben sind.

Nimm mich mit