1. Heute ist Freitag, letzter Tag in Job B vor der Osterpause und sogar etwas verkürzt, weil ich vorgearbeitet habe - hurrah.
2. Ich liebe den Duft von Lindenblüten. Und Flieder, und echten Rosen (besonders diese uneleganten knubbligen englischen Rosen, die machen, daß man sich wie ein anderer Mensch fühlt) und Lilien - ein Exemplar von letzteren habe ich mir diese Woche sogar als Luxusgeschenk gegönnt, die steht jetzt in meinem Schlafzimmer. Noch sind die Blüten zu und duften nicht, aber bald. :)
3. Schade, daß Ideen in ihrer Umsetzung von Menschen abhängig sind. Ich meine, schade, daß ein ursprünglich wunderbarer Gedanke letztlich immer nur dann verwirklicht werden kann, wenn kein menschliches Versagen eintritt.
4. Ich mümmle Nüsse, wenn ich einen Snack möchte. Cashewkerne... hmmmm.
5. Gib mir einen großen, klopsigen Hund und ich werde unfähig sein, weiter normal mit Dir zu reden. Tut mir Leid. Knuddeln und Glücksgefühlquietschen haben dann einfach Vorrang.
6. Wenn mein eigener pelziger Mitbewohner hier manchmal ausrastet und nächtliche Sporteinheiten absolviert, könnte ich herzhaft lachen.
7. Was das Wochenende angeht, heute freue ich mich auf den wie gesagt um 45 Minuten verkürzten Arbeitstag, morgen habe ich eine Frau zu Besuch, die möchte, daß ich mal ihre Stimme anhöre und ihr Singetipps gebe, und Sonntag möchte ich zu Job A.
Ich mußte mir in den letzten Tagen und Wochen von mehreren Leuten anhören, ich solle doch mal mein Leben ändern. Selbst mein Exmann hielt mir gestern einen zehnminütigen Vortrag darüber, was mein Körper vermutlich tun werde, wenn ich so weiter mache. :(
Meine Mutter, die sich schon länger Sorgen um meine Gesundheit macht, sagte neulich ganz erstaunt, sie könne nicht verstehen, warum es mir dauernd schlecht ginge, schließlich habe sie in meinem Alter viel mehr an der Backe gehabt - 5 Kinder und einen sehr anstrengenden Job. Das stimmt vielleicht, aber zum Einen ist ja mein Glücksgefühl völlig unabhängig von den Erlebnissen anderer Personen, noch dazu, wenn diese über 30 Jahre her sind; zum zweiten ist Musik, auch wenn das Nichtmusiker nie glauben wollen, tatsächlich SCHEISSE ANSTRENGEND NEIN WIR SPIELEN NICHT DEN GANZEN TAG WIE GLÜCKLICHE KLEINE KINDER AUF DEM RUMMEL Verzeihung, ich habe da etwas Zorn aufgestaut, und zum dritten hatte meine Mutter eine Sache nicht, die mir gerade zu schaffen macht: eine nagende Mir-geht-dieKohle-aus-und-ich-habe-keine-Ahnung-wie-ich-die-Miete-zahlen-werde-Existenzangst. Jedenfalls glaube ich, daß sie das nicht hatte - obwohl sie natürlich DDR-bedingt ganz andere Probleme hatte, nämlich, daß es bestimmte Dinge einfach grundsätzlich nicht gab, und dazu zählten unter Umständen auch mal Kinderklamotten.
Job A hat mich zum Ende letzten Jahres von der Krankenkasse abgemeldet. Weil ich dort so wenig verdiene, daß sie mich als Minijob eingestuft haben. Weil ich seit Monaten viel weniger Dienste bekomme. Weil die Kollegin mit der Dienstplanfrau befreundet war (und auch deshalb den Job bekommen hat). Job A hat mich darüber aber nicht in Kenntnis gesetzt - und auch die Krankenkasse wurde erst Ende Februar, nach 2 Monaten, informiert. Anfang März teilte die Kasse mir die Situation mit: Du bist nicht mehr krankenversichert, das bedeutet, Du kannst das jetzt selbst bezahlen, und übrigens hast Du 3 Monate Schulden bei uns. Und zwar aus dem Grund, daß Du weniger verdienst. Selbst Schuld, warum machst Du auch sowas.
Super. Also habe ich mehrere spaßige Stunden damit verbracht, einen Antrag für die Künstlersozialkasse auszufüllen, den ich vor 2 Wochen weggeschickt und auf den ich noch keine Reaktion bekommen habe. Wenn ich dort nicht aufgenommen werde, habe ich keine Ahnung, wie es finanziell mit mir weitergeht. Der Mindestsatz als "freiwillig" (Ha! Ha!) Versicherter liegt deutlich über 200 €, die ich mir ja schlecht aus dem Ärmel schütteln kann.
Als wäre das nicht niederschmetternd genug, erhielt ich Post vom Gericht. Ich sei ja geschieden worden, hätte Prozesskostenbeihilfe beantragt und bewilligt bekommen, und man wolle mal nachfragen, ob ich denn jetzt dieses Geld doch irgendwie zahlen könne. Anbei der zehnseitige Bogen, in welchem ich erneut detailliert meine gesamte finanzielle Situation mit Nachweisen zu belegen hätte, und zwar innerhalb einer Woche, andernfalls hätte ich zu zahlen.
Nochmal super. Ich verbrachte also weitere spaßige Stunden mit diesem Antrag und meinem unendlich geduldigen Papa, der mir bei sowas immer hilft und noch zufrieden sagte "na dann haben wir wenigstens schonmal alle Fahrkosten 2014 für die Steuer". Hmmmrrrrbbbrrrmml.
Und zu guter Letzt ein Job C, ursprünglich mal ein idealistisches Gemeinschaftsprojekt, für das ich mich sehr engagiert habe, und das mich jetzt einfach nur noch auffrißt. Ich habe seit Monaten das Gefühl, ich wäre die einzige, die dort etwas tut, ja, die einzige, die überhaupt noch mitdenkt, und nicht nur das - ich muß mich dafür auch noch quasi rechtfertigen. Mit größter Selbstverständlichkeit fährt mal der eine, mal der andere in Urlaub und ein dritter kann prinzipiell nicht mehr an unserem Probentag, und zwar bis Sommer, danach zieht er vielleicht ganz weg. Wir haben seit 2 Monaten nicht geprobt. Nicht. Also damit meine ich GAR NICHT. Das macht mich fertig. Das macht mich einfach nur fertig.
Ich habe letzten Sommer die Entscheidung getroffen, einen Unterrichtstag komplett abzugeben, um wengistens einmal in der Woche frei zu haben - damit ich Kraft tanken kann, um tolle Sachen wie Job C voranzutreiben. Das hat finanziell ganz schön zugeschlagen, ich habe es aber geschafft. Jetzt sehe ich, wie die Kollegen, die mehr als doppelt soviel unterrichten wie ich, weil ihnen das Polster so wichtig ist, nicht nur keinen Finger mehr krumm machen, sondern das, was getan wird, auch noch permanent in Frage stellen. Und jetzt habe ich ein echtes Dilemma. Ich mag all diese Menschen unglaublich gerne, insbesondere beim Musizieren. Ich habe niemals so schöne musikalische Momente gehabt wie in dieser Gruppe. Aber ich reibe mich auf. Mein Körper gibt mir seit langer Zeit deutliche Signale, und mittlerweile beginnt er schon, mich arbeitsunfähig zu machen.
Diese streßbedingte Flechte, von der die Hautärztin letzten Juni meinte, die wäre in 2 Wochen wieder weg, wenn ich einfach mal Urlaub mache, ist natürlich immer noch da. Ich habe alle paar Wochen oder Monate schwere Koliken bis hin zum Ohnmächtigwerden. Ich bin seit 4 Monaten stimmlich angeschlagen und kann, obwohl ich eigentlich völlig gesund bin, kaum länger als 20 Minuten singen, bevor mir die Stimme wegbricht. Meine Ohren jucken nicht nur zum Wahnsinnigwerden, sondern tun auch weh, und langsam habe ich einfach keine Lust mehr, ein Sammelbecken für psychosomatischen Schnickschnack zu sein. Ich will gesund sein und arbeiten können, ohne dabei von Menschen oder Situationen behindert zu werden.
Und ich weiß nicht, was "ändere Dein Leben" eigentlich bedeuten könnte. Mein Exmann sagte, ich könne auch alles, was mich streßt, einfach hinschmeißen, Hartz IV beantragen und mein eigener musikalischer Herr sein, aber das will ich um nichts in der Welt. Ich habe zuviel Stolz dafür, und ich bin jederzeit lieber gestreßt, aber eigenverantwortlich, als von einer Sozialhilfe abhängig. Aber was soll ich tun? Job B ist eigentlich sehr cool, außer daß ich in den Ferien nicht bezahlt werde. Ich habe da Spaß, natürlich nicht immer, und natürlich ist es nicht der Traum meines Lebens, aber es könnte wesentlich schlimmer sein - ich könnte mir völlig artfremd als Schwimmlehrerin was dazuverdienen müssen (auch das wurde mir schon angeboten, für 5€ die Stunde mit 20 kreischenden Kindern in einem halligen Bad, yeah).
Ich nehme an, was ich verändern muß, sind nicht die Umstände, sondern mein Blick darauf. Ich nehme an, ich werde in Job C eine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen müssen. Ich habe Angst davor, denn ich möchte dort niemandem wehtun, aber inzwischen tut es mir selbst zu sehr weh, um es weiter hinunterzuschlucken.
So. Genug gejammert. Auf zu Job B.