Samstag, 28. Juli 2012

Überlebens-Tips und Quizauflösung

Merke: Niemals, unter keinen Umständen, egal wie unerträglich die Hitze und Schwüle draußen und in Deiner Wohnung werden, sollst Du nur in Unterwäsche den Teig für Dein Brot kneten. Es sei denn, Du bist Dir ganz sicher, daß die Post schon da war. Sollte die ungünstige Situation Teigpfoten-halbnackt-Post dennoch eintreten, geh nicht ans Telefon, wenn es just in diesem Moment klingelt. Es sei denn, Du hast vorher das Bügelbrett mit dem noch heißen Eisen aus dem Weg geräumt, der zur Klamottenkommode führt.

Und Xerxes, um mal zur Quizauflösung zu kommen, besingt die unvergleichliche Schönheit eines Baumes. Insofern hast Du ein bißchen richtig getippt, Athena: Es ist ganz bestimmt ein griechischer Baum!

Donnerstag, 26. Juli 2012

Neid versus Lebensfreude

(Ich gebe der Quizauflösung noch bis zum Wochenende Zeit.)

Durch verschiedene Umstände, Gespräche, ein grandioses Buch und in verschiedenen Situationen bin ich in den vergangenen Wochen immer wieder auf das Phänomen Neid gestoßen. Damit meine ich nicht einen beiläufigen, freundschaftlichen Neid darauf, daß mein bester Kumpel im Urlaub tolles Strandwetter hatte, während es bei mir nur geregnet hat (als Beispiel), sondern Neid, der dem Neider selbst nicht bewußt ist, aber mit voller Wucht ausgespielt wird. Neid, der letztlich ein verkapptes Schamgefühl, ein inneres Bedauern oder eine Angst ist, sich aber im Geifern nach außen auf die Personen, auf die man neidisch ist, manifestiert. Da ich selbst wenig zum Neid neige, sondern eher zu einer unverhältnismäßigen Bereitwilligkeit zu glauben, ich hätte sowieso alles nicht verdient, betrachte ich das Phänomen mit besonderer Faszination.
Als Beispiel mag in meinem Fall vielleicht das furchtbare Konzert gelten, von dem ich vor einer Woche berichtet habe. Es waren 550 Leute in der Kirche, die Karte hat 22 € gekostet, das ergibt über 12000 € Einnahmen für einen Abend schlecht ausgeführter Musik. Da spüre auch ich Neid und Zorn. Weil ich meine negativen Gefühle gerne zerkaue, bis ich alle Bestandteile analysiert habe und mir daraus eine Lösung bauen kann, mußte ich allerdings eingestehen, daß ich niemals 12000 € an einem Abend einnehmen werde, solange ich glaube, meine Lieder und ich hätten es nicht verdient, in die Öffentlichkeit zu gehen. Mein Heilmittel gegen meinen Neid ist also in diesem Fall, selbst Konzerte zu geben.

In der umgekehrten Lage, wenn ich es bin, die beneidet wird, komme ich oft nicht so leicht davon. Mir sagen oft Menschen, ich hätte ja ein besonderes Talent und es müsse doch schön sein, wenn einem die Dinge so zuflögen. Ich kriege dann immer eine leichte Krawatte. Ich bin Musikerin und arbeite viel mit Amateuren, die diese Ansicht vertreten und dazu manchmal unterschwellig mit leidendem Gesichtsausdruck sagen wollen, ich hätte ja nie etwas leisten müssen, mir sei eben einfach etwas gottgegeben und unverdient in die Wiege gelegt worden, und daher wisse ich gar nicht, was richtige Arbeit sei. Diese Meinung kam auch schon von hart arbeitenden Familienmitgliedern, die sich nicht dafür freuen konnten, daß nach Generationen von Möchtegernmusikern, die alle gezwungen wurden, mit 14 eine Lehre anzufangen und in einem vollkommen unlebenswerten Beruf Jahrzehnte vor sich hin zu ackern, wenigstens einer von uns nun die Chance dazu hat. Statt mir ihre volle moralische Unterstützung und Begeisterung zu schenken, weil sie selbst als junge Menschen das gefühlt haben, was ich gefühlt habe, nämlich diese bedingungslose Hingabe und Liebe zur Kunst, und sich zu freuen, jemanden unter sich zu haben, den man auch mal offiziell zu einem runden Geburtstag oder einer Silberhochzeit engagieren könnte (was nie passiert), werfen sie mir vor, ich sei nicht den härteren Weg gegangen und mein Leben hätte immer nur nach Honig und Rosen geduftet und meine chronische Geldnot sei die gerechte Strafe.

Ja, natürlich überziehe ich - das hat mir niemals jemand wörtlich so gesagt. =)

Dennoch bin ich überzeugt, daß es Neid ist, der dahinter steckt. Großes Bedauern über eigene verpaßte Möglichkeiten und der Neid, daß meine Eltern im Gegensatz zu ihren eigenen sich nicht haben nehmen lassen, mir alles zu ermöglichen, wozu sie nur irgend imstande waren. Und es ist immens wichtig, daß ich mir immer wieder vor Augen führe, daß es nicht mein Versagen, mein mangelnder Verdienst und meine Faulheit sind, die hier angeprangert werden, sondern daß arme Würste ihre uneingestandene Trauer abreagieren. Keiner von ihnen führt sich vor Augen, daß ich auch nicht als Dirigentin, Pianistin oder Sängerin auf die Welt gekommen bin. Ich habe zusätzlich zu meinem Talent viel probiert und geübt, ich habe gelernt. Ich wurde schon im Kindergarten getrimmt, habe mit sieben Jahren verzweifelt versucht, zu verstehen, wie Kadenzen funktionieren und kann sie heute mit freundlicher Nonchalance erklären - Leuten, die dann ebenso verzweifelte Gesichter machen wie ich damals und mir mit dem "Dir ist ja auch alles in den Schoß gefallen, bei Dir ist das ja ein Talent" - Argument kommen.

Dieser Neid kommt immer wieder in allen Situationen auf uns zu. Einer Herzensfreundin von mir, die seit Jahren an einer Autoimmunerkrankung leidet und seit Neuestem Cortison zu nehmen gezwungen ist, kam eine Arbeitskollegin mit perfide überzogenem Pseudomitleid über ihr verquollenes Gesicht. Meine Freundin ist eine besonders hübsche (ja, auch mit Cortison) und sehr gepflegte Frau und hat großen Spaß daran, an ihrem Erscheinungsbild zu feilen und sich zu schmücken und diese Kollegin konnte auch, nachdem meine Freundin sie bat, das Thema fallenzulassen, nicht aufhören, immer und immer wieder darüber zu sticheln und zu betonen, es sei ja nicht so schlimm, wenn man furchtbar aussähe... bis die Tränen flossen. Das ist einfach nur widerliche Häme, geboren aus der Unfähigkeit, einem anderen Menschen seine Vorzüge zuzugestehen und herzlich zu gönnen, weil man sich selbst unzulänglich findet.

Einer anderen Herzensfreundin erklärt man immer wieder, Pferdezucht sei doch total blöd, wer wolle denn schon ein Pferd und noch dazu so ein kleines, und sie solle doch lieber einen richtigen Beruf ergreifen. Diese Freundin hat ihr Abitur mit einem Durchschnitt von 1,2 oder so gemacht und erst Tiermedizin, dann Philosophie und Geschichte studiert. Sie hat sehr erfolgreich ein Gestüt in England geleitet, rettet immer mal irgendwelche Kleintiere vor einem frühzeitigen Tod, besucht mit ihren Miniaturpferden kranke und sterbende Patienten in Altersheimen direkt am Bett, betreut Behindertengruppen, bespaßt Kinder, rutscht tagelang auf Knien über Koppeln um giftige Pflanzen auszureißen, ist Fachkraft für Tiergestütze Therapie, schuftet körperlich wie ein Tier und macht sich gleichzeitig auch noch Gedanken um die optimale therapeutische Versorgung der ihr Anvertrauten. Und sie wird für all das kaum bezahlt - weil es ja nur ihr Vergnügen ist und kein richtiger Beruf. Da kommen die Behindertenbetreuer und fragen treuherzig nach einer Stunde Arbeit "Sagen Sie, kriegen Sie dafür jetzt eigentlich etwas?" Und weil sie genau wie ich in dem Glauben erzogen wurde, Arbeit müsse wehtun und wir hätten es nicht verdient, von etwas zu leben, das uns in tiefster Seele glücklich macht... sagt sie nein.

Müssen wir nicht genau dort ansetzen? Wir dürfen uns nicht von solchen Äußerungen klein machen lassen. WIR sind nicht weniger Wert, weil ein anderer Mensch den ideellen Wert unserer Arbeit nicht anzuerkennen imstande ist. WIR sind nicht gemeint, wenn jemand eine häßliche Bemerkung fallen läßt.  Mir ist auch oft aufgefallen, daß es genau die Menschen sind, die ständig "Mein Gott, guck mal, ist der/die fett" sagen, die selbst Angst davor haben, aus ihren Gleisen zu laufen. Was kümmert es mich, ob jemand fett ist? Wenn er nicht darüber jammert, sondern ein total lebensfroher Mensch ist, meine Güte, dann soll er doch rollen wie er will. Wen geht das etwas an?
Es sind die Menschen, die darauf herumhacken, daß man uns Künstlern, uns nicht im 9-5-Schema Lebenden angeblich Zucker in den Arsch geblasen hätte, die selbst panische Angst davor haben, mal etwas Überraschendes zu tun. Mal ein Bild zu malen. Mal laut im Garten zu singen. Mal etwas zu schnitzen. Mal die Wohnung umzudekorieren nach 40 Jahren. Nein, sowas tut ein Fabrikarbeiter Mitte 50 doch nicht! Das ist weibisch und überhaupt. Was soll das denn bringen? Da hacke ich lieber auf Leuten herum, die den Mut haben, zu ihren Träumen zu stehen, denn sie sind schließlich, ähm, Träumer. Und ein Träumer zu sein ist selbstverständlich etwas Schlechtes - das Gegenteil von lebenstüchtig und praktisch.
Ich finde es enorm wichtig, uns sofort innerlich davon abzugrenzen, wenn so eine blöde Bemerkung kommt. Ein mitleidiges Lächeln in Richtung des Sprechers hat man vielleicht nicht sofort drauf, aber schön wäre es. =)

Und andersherum: Wenn ich bemerke, wie beim Beispiel oben, daß ich selbst jemanden beneide, dann ist das immer ein großes Achtung für mich. Achtung, Hummel, hier unterdrückst Du einen Traum. Achtung, Hummel, hier vergiftest Du Dich, indem Du Dich weigerst, etwas Schönes in Dein Leben zu lassen und äußere Umstände vorschiebst. Das Eingeständnis ist nie einfach, aber immer wichtig und eine weitere Tür, die man in sich selbst öffnen kann, um mehr Licht ins Herz zu lassen.

Montag, 23. Juli 2012

Xerxes | Quiz

Xerxes heißt das Hochdruckgebiet, das uns heute doch nochmal einen Schwung Sommer bringt. Feiern wir es.

Quiz: Wer weiß, wovon Xerxes, der Namensgeber und die Hauptfigur von Händels Oper, in der folgenden Arie singt?


Und nur mal so aus Interesse: Wer hat gedacht "Xerxes - ist das nicht die Oper mit dem Ombra mai fu"?

Donnerstag, 19. Juli 2012

Musik mit Musik drin und Mobile

- gestern erhielt ich ein Einschreiben aus Österreich.


Als ich vor zwei Wochen herausfand, daß es eine solche Aufnahme gibt, bekam ich einen Adrenalinschub sondergleichen. Ich fand heraus, daß der Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sie tatsächlich für 7,90 € verkauft, also selbst für mich erschwinglich - und schlug zu.

Heute habe ich es mir angehört. Es gibt diese einzige Aufnahme von Johannes Brahms, gemacht im Dezember 1889 im Hause einer mit ihm eng befreundeten Familie in Wien auf einem Edison-Phonographen. Es rauschen die Nebengeräusche wie wahnsinnig, ich habe mein Ohr an das Radio gepreßt, um überhaupt etwas vom Klavier zu hören, und immerzu macht die Walze wupp-wupp-wupp. Der Aufnahmeleiter, der damals den riesigen Blechzylinder unter das Klaviergepackt und die Walze in Betrieb genommen hat, wollte höchst korrekt eine Ansage machen, wobei er wohl aus Aufregung oder warum auch immer deutsch und englisch etwas gemischt hat und sagte "Dezember 1889 im Haus von Dr. Fellinger, by Herrn Dr. Brahms, Johannes Brahms". Brahms ruft übermütig mitten in diese Ansage "gespielt von Frau Dr. Fellinger!" was ich irgendwie sehr bezeichnend finde - er war begeistert von dieser Erfindung und gleichzeitig machte er sich einen Spaß daraus, damit umzugehen, statt vor Ehrfurcht zu vergehen.

Leider kann ich seine Stimme fast gar nicht erkennen bei dem wahnsinnigen Rauschen. Von seinem Klavierspiel hört man, daß es kräftig aber nicht knallig, sicher, mit viel Hingabe und Liebe musiziert ist, aber ich könnte nichtmal sagen, wie das Klavier gestimmt war oder WAS er eigentlich spielte. Es waren ein Ungarischer Tanz und ein Wiener Walzer, aber ich habe beim ersten Hören einfach nicht erkannt welche.

Ehrlich gesagt - am meisten bedaure ich, seine Stimme nicht hören kann. =) Ich hätte gerne gewußt, wie er klang. Stark rauschende Aufnahmen kenne ich ja aus der Schul- und Studienzeit, wo ich immer die Kultursender so schlecht ins Radio bekommen habe, aber stundenlang davor sitzen konnte, wenn ein Strawinsky-Ballett oder sowas live übertragen wurde; da bin ich abgehärtet.

Witzig finde ich noch, daß die CD-Ausgabe "Unterstützt durch die Casinos Austria" ist. Wenn man mal so an seine Jugend denkt und das Spielen in Tanzbars mit Papas Kapelle - sehr schön. =)

Nun ja. Außerdem habe ich vorgestern endlich das Mobile für meinen kleinen Neffen und Taufpaten fertiggestellt. Zuerst habe ich Trennscheiben aus Preßpappe, die in einem Weinkarton meiner Eltern waren, zugesägt. Ich wollte vier kleine und vier große Bretter und habe in jedes oben ein Loch gebohrt, das ausreicht, um eine kräftige Juteschnur durchzuziehen.


Dann habe ich sie bemalt. Auf die großen kam immer ein Baumbild für jede Jahreszeit auf die eine Seite und etwas Passendes anderes auf die Rückseite. Auf die kleinen Bretter schrieb ich die Jahreszeitennamen auf die eine Seite und malte ein kleines passendes Detail hinten drauf. Das sah dann so aus:




Frühling (Baumblüte und Tautropfen)



Sommer (Obst und Badengehen)



Herbst (Blätter und Sturm)



 Winter (Baum drinnen, Baum draußen)



Danach ging ich mit dem elterlichen Hund eine große Runde durch den Wald und sammelte Stöcker. Die schnitt ich zu, entzweigte und entrindete sie und schliff sie noch ein bißchen glatt. Und dann habe ich einfach alles zusammen mit einer Rolle Schnur ins Geburtstagspaket gepackt und fertig. =)


Acryl auf schnell saugender Preßpappe ist nicht ganz einfach, aber ich habe mich im Laufe der Bilder daran gewöhnt. Hmm, und wie ich gerade sehe, erkennt man die Details gar nicht - ich habe den Strandsand zum Beispiel getupft, damit er wirklich sandig aussieht, der Winterbaum ist nicht nur weiß sondern auch silbern und so Sachen. Naja, ist ein ungefährer Eindruck.

Montag, 16. Juli 2012

Pamphlet gegen Musik ohne Musik drin


Ich habe hin und her überlegt, ob ich diesen Artikel wirklich schreiben soll oder ob ich damit ein Kollegenschwein bin, aber ich kann nicht anders - ich muß mir Luft machen, denn dieses Konzert am letzten Samstag hat mich echt richtig frustriert. Es handelt sich um die "Gregorian Voices" aus Weißrussland, wenn man der Ankündigung glauben darf.
Die große Stadtkirche war proppenvoll wie sonst nur zu Heiligabend, überall saßen auch Leute aus meinem Chor und sonstige musikalisch Interessierte, und auch viele Leute, die ich noch nie bei Konzerten gesehen habe. Ein guter Ruf eilte den 7 Herren offenbar voraus, wobei ich mir das im Nachhinein nur erklären kann durch eine Verwechslung mit besseren Gruppen ähnlichen Namens. Der letzte freie Platz für mich befand sich ganz vorne in der ersten Kirchenbank, mit Blick auf das Notenpult des Basses rechts außen.

Das Programm war zweiteilig, wobei der erste Teil gregorianische Gesänge umfassen sollte und der zweite Teil moderner sein - Popstandards à la Kirchenstaub quasi. Beides fand ich total spannend und hätte es gerne wie angekündigt erlebt. Im ersten Teil jedoch hörten wir exakt einen kompletten liturgischen Messablauf, tatsächlich auch gregorianisch. Nur mal zur Erklärung, Wikipedia erklärt Gregorianik sehr simpel so:

Unter Gregorianischem Choral (cantus choralis sive ecclesiasticus, chormäßiger oder kirchlicher Gesang[1]) oder Gregorianischem Gesang (lateinischcantus gregorianus[1]) versteht man den einstimmigen, ursprünglich unbegleiteten, liturgischen Gesang der Römisch-katholischen Kirche in lateinischer Sprache (cantus Romanus[2]).

Dies ist sozusagen der Urschleim der Kirchenmusik. Im weiteren Sinne gregorianisch sind auch mehrstimmige Gesänge, obwohl sie erst hunderte Jahre später entwickelt wurden und selbst dann Schwierigkeiten hatten, sich durchzusetzen. 

Nach der Messe hörten wir ein zweistimmiges Werk ebenfalls liturgischen Inhalts. Nach diesem zweiten Stück im Programm schritten die 7 Herren zu russischer Literatur, ohne mit der Wimper zu zucken. Was immer sie da gesungen haben, war definitiv weder gregorianisch (per definitionem) noch auch nur früh- oder hochmittelalterlich. Ich habe ja keine Ahnung von orthodoxer Musiktradition, aber wenn ein Stück mit einem Quartnonakkord endet, stelle ich es frühestens ins 19. Jahrhundert. 

Nun saß ich da, ganz vorne, und bekam den totalen Kulturgenuß. Hinter sich hatten die Männer zwei pinke Deckenfluter aufgestellt, die offenbar zu ihrem Auftritt gehören. Auf dem Pult vor mir sah ich einen Stapel schlecht kopierter moderner Noten mit dickem schwarzem Kopierrand. Die Pulte selbst waren einheitlich, schwarz, ebenso die hochmodernen Pultleuchten, und wunderbar symmetrisch ausgerichtet. Der Auftritt aus der Sakristei erfolgte in einer Art würdevollem Schwanken und natürlich - Markenzeichen der Gruppe - in Kutten. Die Kapuzen hatten sie von der ersten bis zur letzten Minute derartig tief ins Gesicht gezogen, daß sie den Kopf in den Nacken legen mußten, wenn sie was sehen wollten. Ich kann mir nicht helfen, ich muß bei so einem Anblick immer an die pfirsichwangigen männlichen Neunzehnjährigen denken, die ich gelegentlich auf dem Bahnhof sehe, die ihre Babyspeckröllchen unter einem gothic style Mantel verbergen, deren Schuhe blank geputzt sind und die am Handy "ja Mama" sagen. Da will jemand ein Bild aufrecht erhalten, welches der (für jeden außer ihm selbst) offensichtlichen Realität so sehr widerspricht, daß es einfach nur noch lächerlich ist.

Nun gut. Der Habitus während des Auftretens war selbstverständlich entsprechend todernst. Die Sänger hatten soviel Gefühl wie eine Einbauküche. Man trat nach jedem Stück gemeinsam (auf Kommando des in der Mitte stehenden Baritons, der auch anstimmte und dirigierte) einen Schritt zurück, verneigte sich, als würde das der eigenen Würde höchste Schmerzen bereiten, gerade mal 10 cm in Zeitlupe, und trat dann gemeinsam wieder nach vorne. Die Kapuze wurde immer gerade soweit gehoben, daß für uns Privilegierte in den ersten Reihen ein durchgeistigtes Stirnrunzeln sichtbar war. 

Nun aber der Gesang. Oh, der Gesang. Ich habe innerlich gezetert und geflucht, mich in die erste Reihe gesetzt zu haben, denn damit konnte ich mich nichtmal unauffällig aus der Kirche schleichen - mich kennen hier einfach zu viele Leute. Es begann damit, daß es schonmal nicht zusammen begann. Von den 7 Sängern waren mindestens 5 absolut unsicher im Repertoire. Einsätze stimmten nicht zusammen, die Intonation war, gelinde gesagt, zweitklassig von vorne bis hinten. Die Aussprache war in jeder Sprache derartig schlecht, daß ich anfangs dachte, das müßten uralte Herren sein und alle ihr Gebiss vergessen haben. Und vielleicht noch gekifft. Mein zweiter innerer Erklärungsversuch war, daß die vielleicht etwas über Aufführungspraxis wissen, was ich nicht weiß. Vielleicht wurden ja damals keine scharfen Laute in Kirchen geduldet und es herrschte ein allgemeines Lispelgebot. Zwischendurch flog immer mal ein Kopf in den Nacken, damit ein ausgestiegener oder verirrter Sänger einen verzweifelten Blick zum Boss in die Mitte werfen konnte. Es war furchtbar. 

Mit russischen Titeln zog sich der erste Konzertteil hin bis zu seinem Ende. Man zeigte, was man hatte, nämlich nach russischer Schule ausgebildete Sänger. Aber entgegen der allgemeinen leicht zu befriedigenden Meinung ist für mich ein lauter Sänger nicht gleich auch gut. Nach der Pause folgte nun der Teil der leichteren Muse. Da ich in der Pause schnell aufs Klo gezischt und aufgrund des großen Andrangs dort eine Minute zu spät zurück war, schob ich mich nicht zurück in die erste Reihe, sondern setzte mich ganz hinten auf eine Bank an der Emporentreppe. Ich konnte hier zwar überhaupt nichts sehen, aber ich dachte mir, vielleicht war mein erster hundsmiserabler Eindruck ja nur so schlecht, weil ich direkt neben ihnen saß und hier hinten würde es bestimmt besser klingen.

Nichts da. Es folgte das Gounod'sche Ave Maria mit derben Intonationsschwächen und derartig unausgewogen zwischen den Einzelstimmen, daß man das Gefühl hatte, die Melodie verfolgen zu müssen wie ein Reh im Wald. Dann Sound of Silence - auf Russisch mit 5 oder 6 Strophen und einem unerträglichen Pathos. "Michelle" in Originalsprache, wobei ich eine Weile gebraucht habe, um das zu erkennen und mir dann gewünscht habe, sie hätten es auch übersetzt, damit man sich über die Aussprache nicht aufregen muß. Es folgten noch einige Lieder dieser Couleur, aber nach Michelle bin ich gegangen. Der nette Kirchenmann an der Tür sagte leise "Ich sehe ihrer Mimik schon alles an". Als ich entschuldigend irgendwas murmelte und versuchte, meine schlechte Laune wegzustecken, lächelte er total herzlich und sagte, nein, schon gut, er versteht ja. 

Warum genau rege ich mich eigentlich auf? Ich will es Euch erklären. 

Vor etwa 10 Jahren, als ich noch studierte, saß ich mal in einer Kirche in Sachsen-Anhalt in einem Konzert, in dem unter anderem die Jahreszeiten von Vivaldi gegeben wurden. Ich war ähnlich enttäuscht wie gestern. Es wurde als Barockkonzert angekündigt, dann wurde aber auf den modernen Instrumenten vibriert wie blöd und von Aufführungspraxis war keine Spur. Es stimmten ebenfalls Einsätze und Töne vorne und hinten nicht und das Beste, was man vom Sologeiger behaupten konnte, war, daß er gut aussah: besonders seine blonde Haarpracht, die er immer wieder schwungvoll nach hinten warf, damit man sein strahlendes jugendliches Lächeln besser sehen konnte. 

Ich war frustriert! Verärgert! Nicht einmal, weil das Konzert so schlecht war (und es war echt nicht schön), sondern in erster Linie, weil diese Künstler sich dafür feiern ließen ohne Ende. Und nicht nur das: Es gab sogar noch eine Ansage von einem der Musiker am Ende, sie würden sich bedanken und sie hätten ja nicht einmal geprobt vorher, weil sie alle so viel zu tun hatten. Dafür gab es Standing Ovations und Blumen und so weiter - für eine Qualität, für die ich mich in Grund und Boden geschämt hätte, und wie gesagt, ich war gerade 20 oder 21 und habe noch studiert. 

Aus diesem Frust heraus schrieb ich eine Kritik für die Zeitung. Der Fairness halber schickte ich sie nicht direkt dorthin, sondern zunächst an die Künstler, mit der Bitte, Stellung zu nehmen, denn ich will ja niemanden öffentlich anprangern, ohne die Umstände zu kennen. Ich erhielt eine wütende Antwort (natürlich, ich war ja auch nicht fein), die mir erneut lang und breit erklärte, dafür, daß das Ensemble für dieses Konzert überhaupt nicht geprobt hätte, sei es doch super gewesen. Mir fiel beim Lesen alles aus dem Gesicht. Die Antwort gipfelte darin, mir leicht herablassend zu erklären, ich sei ja noch Studentin und mein Leben sei eine Blümchenwiese, und wenn ich erstmal im Berufsleben stünde, würde ich schon merken, wie es langgeht, daß man keine Zeit zum Proben hat und das sei allgemeiner Usus und ich würde schon noch demütig werden Blabla. 

Nein, dachte ich damals… nein, so werde ich nicht. Ich werde mich niemals selbst so beschämen, daß ich nicht ein Konzert bestmöglich vorbereite. Es gibt genügend Gründe, warum man mal schlecht spielt oder irgendwas an den Baum geht, aber ich will nicht der Grund sein aus reiner Bequemlichkeit und der Überheblichkeit heraus, im Publikum kriegt eh keiner die Fehler mit. Ich mache Musik, weil ich sie transportieren möchte. Ich will diese Kostbarkeiten in die Welt bringen. Ich will mich selbst vor Vivaldi nicht schämen müssen. Natürlich kriegen 99% der Zuhörer 99% der passierenden Schnitzer gar nicht mit. Das ist auch gut so, denn wer verbiestert Fehler zählen will, ist bei einem Livekonzert an der falschen Stelle. Was sich hier übertragen soll, ist die Lebensfreude, die in der Musik steckt und die Musizierfreude, die in den Künstlern steckt. Aber ich als Musiker muß doch nicht die Fehler provozieren! Das ist doch, als würde ich ein Auto bauen und drauf pfeifen, ob Motor und Auspuff zusammenpassen. Selbst wenn in einem Extremfall ein ganzes, zusammengewürfeltes Orchester keinen gemeinsamen Probentermin findet, so hat dennoch jeder die Pflicht, wenigstens seinen Part zu Hause zu üben, finde ich, und dann muß die Anspielprobe vor dem Konzert aber verdammt gut geplant werden.

Und jetzt zurück zu den Gregorian Voices: da kostete eine Karte fix 22 €. In Worten: zweiundzwanzig Euro. Es gab keine Ermäßigungen für sozial Benachteiligte, nicht einmal für Kinder. Und für diese Summe, die hier in der Region wirklich richtig viel Eintrittsgeld bedeutet, wird einem dann etwas geboten, das beschämend ist, schlecht geprobt (wenn überhaupt) und noch dazu in einer geradezu arroganten Lustlosigkeit heruntergesungen. Und das frustriert mich. Das macht mich einfach wütend. Halbherzigkeit in der Kunst ist schon schwer erträglich, aber dieses vollkommene Desinteresse sowohl an der Musik, die sie selbst ausgewählt haben, als auch am Publikum, als auch am Klang der eigenen Gruppe - das geht einfach gar nicht. 

Kleines Hörbeispiel gefällig? Sogar mit den pinken Scheinwerfern, wie ich sehe:



Samstag, 14. Juli 2012

Es regnet und regnet und regnet. Und ich bin wieder mal die Einzige meiner Umgebung, die darüber nicht flucht, sondern es willkommen heißt. Ich bin heute extra zu Fuß zum Hundeplatz gelaufen, um es länger genießen zu können und konnte meiner Mutter nicht begreiflich machen, daß man mich nicht bemitleiden muß, weil ich dann naß war. =)

Heute Abend gehe ich (nicht zu Fuß) in ein Konzert, auf das ich sehr gespannt bin: The Gregorians. Ich werde berichten.

Und beim Herumspielen mit Fotos hat facemorph mir versichert, daß ich, wäre ich ein Gemälde von Botticelli, so aussähe:


Also ich fände das keine so schlechte Alternative.

Dienstag, 10. Juli 2012

Quiz - Auflösung

Also, die richtige Antwort lautet: Die Meistersinger von Nürnberg, Richard Wagner. Ein herzliches *bravo* an Éori. =)

Selbst für Wagners Verhältnisse klingen die zitierten Zeilen allerdings sehr verschroben, was den Grund hat, daß der werte Vortragende (Sixtus Beckmesser, seines Zeichens der Rivale des tenoralen Helden) kein Wort von dem versteht, was er zu singen versucht und sich daher einfach irgendwas zusammenreimt.

Samstag, 7. Juli 2012

Quiz

Ich bin gerade total glücklich, stinkend und verschwitzt von der Hundespielstunde zurück. Unser Mausi hatte heute einen Kavalier, der sie vor einem übermäßig verspielen Labrador bewahrt hat, als sie schon heftig hechelnd mit ihrer Kraft am Ende war. Immer wenn der Labrador wieder anfing, stellte sich der Kavalier (ein Harzer Fuchs, glaube ich) dazwischen und verbellte den anstrengenden Kerl. =) Außerdem treffe ich immer einen sehr netten Chorleiterkollegen dort mit seinem Dalmatiner und wir planen, die Weltherrschaft an uns zu reißen das Laienchorwesen hier in der Kleinstadt zu verbessern.

Und eben unter der sehr wohltuenden ausgedehnten Dusche habe habe beschlossen, eine Klugscheißrubrik einzuführen. Aber ich texte mein geneigtes Publikum nicht einfach zu, sondern veranstalte ein Quiz. In unregelmäßigen Abständen werde ich Fragen zur Musik in den Raum werfen und Ihr könnt die Antworten kommentieren.

Ich würde mich total freuen, wenn Ihr nicht einfach googlet, sondern gerne bei total unbekannten Begriffen ratet: "Das könnte das und das sein" oder "da muß ich an das und das denken"; ich glaube, das ist lustiger und manchmal hat man da eine erstaunliche Trefferquote.

Los geht es mit einem meiner Lieblingszitate:

"mich holt am Pranger 
der Verlanger, 
auf luft'ger Steige kaum, 
häng' ich am Baum."

Quizfrage: Um welche Oper handelt es sich?

Ich habe etliche liebste Opernzitate und Ihr werdet noch eingies davon hören. =) Dieses spezielle geht auch noch ausgesprochen lustig weiter, das dann im nächsten Post mit der Auflösung.

Freitag, 6. Juli 2012

Malen

- war heute unmöglich. Ich habe die letzten 2 Stunden mit Corel Painter gekämpft, bin dabei mehrmals an meinem Stuhl festgeschwitzt und habe jetzt aufgegeben. Die Ladeprozesse waren geradezu einschläfernd langsam, ich habe echt keine Ahnung, was das heute war. Vielleicht hatte meine Grafikkarte Urlaub oder so.

Daher kein fertiggestelltes Bild von St Patrick, sondern nur ein Ausschnitt aus der mich begleitenden üblichen Malmucke, zu der meine Mutter sagen würde "Kind, Du machst Dir die Ohren kaputt", die aber mehr als jede andere Musik dafür sorgt, daß ich vollkommen in meine Bilder abtauchen kann.


Mittwoch, 4. Juli 2012

Weit und breit schaut niemand mich an

Gestern mußte ich zum Frühdienst zur Arbeit - für 2 Einsätze, der erste 10 Sekunden, der zweite genau eine. Super. Und da ich auch noch Spätdienst hatte und entsprechend nachmittägliche Stunden zum Totschlagen, traf ich mich mit meiner Schwägerin und wir gingen erst lecker essen, dann ins Museum, wo ich lernte, daß Schiller echt schnuckelig aussah, es bereits im 18. Jahrhundert Flippertische gab und daß Liselotte von der Pfalz total interessante, witzige Briefe geschrieben hat, von denen ich irgendwann mal alle lesen muß.
Während ich in eine Modellinstallation vom Aufbau mittelalterlicher Städte vertieft war, faßte mich eine fette Amerikanerin, die sich mit ihrem Sohn hinter mir unterhalten hatte, plötzlich einfach mit der flachen Hand an und schob mich weg. Ohne auch nur in meine Richtung zu gucken sagte sie dabei "Entschuldigung", nahm exakt meinen Platz ein und beugte sich vor, um besser sehen zu können. Mir fiel alles aus dem Gesicht, ich sagte aber nichts, um nicht mitten im Museum einen Aufstand zu machen.
Danach gingen meine Schwägerin und ich noch einen Kaffee trinken und die Fußsohlen akklimatisieren im Museumscafe. Da passierte dasselbe nochmal. Hinter mir tauchten zwei wackelige alte Damen auf, die sich an den Nachbartisch setzen wollten. Im Vorbeiwackeln rammten sie meinen Stuhl, ließen ihre Handtaschen über meinen Rücken schleifen und hielten es nichtmal für nötig, ein "Entschuldigung" dafür anzubringen. Ich glaube, gestern war ich irgendwie unsichtbar.


Montag, 2. Juli 2012

Update

Nach meinem Umzug und noch einer Woche Rödelei mit einem großen deutschen Telefonkonzern läuft nun wenigstens das Internet bei mir, wenn auch der Telefonanschluss (nach inzwischen sogar 2 Wochen) noch nicht funktioniert. Ich überlege mir, meine Handyrechnung weiterzuleiten. Nicht, daß das einen Sinn hätte und sie mir bezahlt würde - aber vielleicht würden die Leute, die meine Anschlußgebühr erhalten, bemerken, daß es mich gibt?

Ich habe Donnerstag wieder gejamt und es war toll. Wegen des EM-Spiels haben wir früher angefangen, aber es war trotzdem voll in der Kneipe und mich hat irgendeine Frau später gebeten, doch mal wieder zu kommen und zu singen, es wäre so schön gewesen. =) Das ist wirklich Honig auf der Seele, und er kommt gerade richtig.

Mein Hauptjob, der nur eine halbe Stelle ist, artet offenbar terminlich gerade aus. Ein Nebenjob, Honorarstelle, den ich ab August angenommen habe, läßt sich so nicht machen. Ich weiß nicht vor und nicht zurück. Ohne dieses Geld vom Hauptjob kann ich nicht leben, und die Arbeit macht mir riesigen Spaß. Aber mit dem Geld allein kann ich auch nicht leben. Mein Wohngeldantrag läuft bereits. Daher der Nebenjob - und dort kommt es auf Kontinuität an, der ist nämlich an einer Musikschule. Aber wenn die Dienstpläne, die ich für die kommende Spielzeit bekommen habe, so durchgezogen werden, habe ich bis Oktober alle Musikschultage Dienst im Hauptjob. So geht das doch nicht. Hey, Ihr da oben... könntet Ihr nicht eine ordentliche Geldquelle für mich auftun? Ich will doch gar nicht viel, ich will nur einfach endlich mal genug.
Ich habe beim Hauptjob das Problem dargelegt und gesagt, wenn ich schon gezwungen bin, dazuzuverdienen, weil dieses Gehalt einfach nicht ausreicht, dann muß ich auch die Gelegenheit dafür bekommen. Ich bin der beste Mann für den Job momentan am Haus, aber natürlich stehen die Leute Schlange, die sowas auch machen könnten. Und ich hasse es, zu pokern.

Auf der hummeligen Seite ist folgendes passiert: ich habe zwei alte Tagebücher von mir gefunden. Das erste beginnt so in der 5., 6. Klasse, das zweite endet dann etwa in der 10. Klasse. Ich habe sie in die Hand genommen und dachte mir, es sei sicher mal amüsant, meinem Kindermund lesend zuzuhören, doch ich wurde überrascht. Mein Kindermund war gar nicht kindisch, zumindest nicht in erster Linie.
Ich habe ein Kind von außen kennengelernt, daß ich damals von innen völlig anders gesehen habe. Ich habe einen sehr jungen, aber bereits sehr philosophischen, manchmal klugen, oft verspielten (gerade mit Sprache und Gedanken), sehr begeisterungsfähigen und auch tieftraurigen Menschen gesehen und habe mir von Herzen gewünscht, jemand würde dieses Kind in den Arm nehmen und ihm sagen, daß es schon alles ist, wonach es sucht. Nun, ich nehme an, das ist jetzt mein Job. Ich muß schon sagen... das hat mich wirklich emotional mitgenommen. Und ich bin unwahrscheinlich dankbar, daß ich mich an so viele kostbare Details auf diese Art erinnern kann. Und auch, daß mir auf diese Art vor Augen geführt wird, wie groß die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild auch bei mir tatsächlich ist, bei mir, die ich immer dachte, ich stünde da drüber, ich sei so vernünftig und realistisch, daß ich mich exakt so sehe wie alle anderen auch und mir nie etwas vormache. Fehlanzeige. Und genau diese Fehlanzeige läßt mich hoffen, denn womöglich ist jetzt auch nicht alles so schlimm, wie es sich anfühlt - so wie ich es heute von damals sagen würde.