Montag, 19. November 2012

Hummeln, senfgelb und "Leberwurst"

Gestern früh wurde ich vom Handy geweckt. Ich schaffte es nicht, vor der Mailbox ranzugehen, und als ich sie abhörte, lachte ich eine halbe Stunde leise vor mich hin: Ein sehr netter Arbeitskollege hatte mir "Weil heute Dein Geburtstag ist" draufgesungen - alle drei Strophen! Ich schrieb ihm eine sms, wie toll ich das finde - und daß ich mir die Nachricht bis zu meinem Geburtstag nächsten Monat abspeichern werde, damit ich das Lied dann noch einmal in voller Länge genießen kann. Zwei Stunden später rief er wieder an, lachte ebenfalls herzlich und seine Frau im Hintergrund meinte, sie fände das allerdings etwas besorgniserregend; schließlich hatte er mich vor zwei Wochen erst nach dem Datum gefragt. Ich riet ihm, mal nachzuhaken, ob das nicht ihr Geburtstag sei vielleicht. Das wäre dann wirklich besorgniserregend, denn die beiden sind seit Schulzeiten ein Paar und gehen auf die 50 zu.

Dann hatte ich zwei Privatschülerinnen, von denen mir eine einen Termin im Dezember absagen mußte - zu ihrem Bedauern aber meinem nur Halbbedauern, denn da ist das Kollegen-Weihnachts-Bowling der technischen Abteilung meines Hauptjobs, zu dem ich eingeladen war und das ich schon mit einem tränenden Auge abgesagt hatte.

Dann kam ich zur Spätschicht in eben diesen Hauptjob und fand auf meinem Arbeitsplatz ein kleines Gläschen Quittengelee von dem singenden Kollegen, der Frühdienst gehabt hatte, mit einem Post It dran, das sagte: "Möge Dir diese Kostprobe Deinen Morgen versüßen." Hach. Es ist lecker, wie ich in eben diesem Moment mampfend feststelle - deutlich besser als mein eigenes, das ich aus seinen mir mitgebrachten Quitten gemacht habe. Muß doch seine Frau mal um das Rezept anbetteln.

Heute früh wurde ich erneut vom Handy geweckt. Diesmal die Sekretärin der Musikschule (Nebenjob), die verkündete, zwei meiner Schüler bzw. deren Eltern hätten eine Unterrichtszeiterhöhung beantragt. Es gibt nämlich drei verschiedene Unterrichtszeiten: 45 Minuten, 30 Minuten oder - tadaaa - 22,5 Minuten. Die 30 Minuten sind bei kleinen Kindern sinnvoll (obwohl ich selbst als Kind von Anfang an 45 Minuten hatte, ohne mich gedrillt zu fühlen), besonders, wenn die Eltern der Meinung sind, das Kind müsse mit 3 in die Früherziehung und mit 4 ans Instrument. Schließlich wird es später mal Superman. Aber 22,5 Minuten sind reine Abrechnungssache. Die Eltern bezahlen nur die Hälfte einer vollen Unterrichtsstunde, aber der Lehrer unterrichtet natürlich nie 22,5 Minuten, sondern letztlich doch eine halbe Stunde. Ich kann ja dem nachfolgenden Kind nicht sagen: Komm mal um 16.22,5 Uhr. Ich kann auch einem kulleräugigen Rotzlöffel nicht sagen: Du hast zwar gerade erst Deine Jacke ausgezogen und das C gefunden, aber die Stunde ist vorbei, wir machen jetzt nichts mehr, denn Deine Eltern bezahlen mir die 7,5 Minuten nicht. Da Musikschulen subventioniert werden und die fehlenden Minuten für die Eltern keinen großen Unterschied machen, für mich aber schon, habe ich das zwei meiner Schülereltern letzte Woche einfach mal so gesagt - und siehe da. =)

Und dann setzte ich mich hin, Emails zu beantworten (Konzertplanung für die Weihnachtszeit und so), als ich eine Email erhielt, die mich über eine persönliche Nachricht im Forum meines Onlinespiels informierte. In diesem Forum werden Ereignisse organisiert, die dann als Rollenspiel direkt im Spiel stattfinden, man kann seine Charaktere dort vorstellen und sogar weiterentwickeln, indem man ihre Geschichten schreibt und sich einfach mit den anderen Spieler über alles Mögliche austauschen. Ich klickte sie an und las die PN: "Habe gerade das Tagebuch Deines Priesters gelesen und Tränen gelacht. Es ist göttlich - bitte schreib weiter." Von einem Spieler, den ich gar nicht kenne. Jetzt grinse ich wie ein Dreckeimer, denn ich habe dieses Tagebuch am Wochenende erst begonnen, es hat gerade mal zwei Einträge. Und ich habe schon monatelang mit mir gerungen, ob ich überhaupt eins schreibe, denn dieser Priester ist kein ganz einfacher Kerl und ich wollte niemandem auf die Nerven gehen mit seinen persönlichen Problemchen - andererseits hat er auch immer wieder so lustige Zusammenstöße, daß es mir schade erschien, nichts zu schreiben. Jetzt habe ich mich überwunden und prompt krieg ich einen Blumenstrauß, das finde ich toll.

So, jetzt noch für Feona ein Bild von den senfgelben Teppichfliesen: Diese hier hatte ich schon im September zwischen meiner und der Nachbarwohnung verlegt, denn die Auslegware dort sah wirklich aus wie räudiges Hyänenfell. (Ratet, welches Schuhregal meines ist…) Die Fliesen sind übrigens nicht 100% übereinstimmend in der Farbe, manche haben ein richtig hübsches Goldgelb, andere sind wirklich ähbäh.


Und jetzt noch ganz fix ein neues Rezept: Pseudo-Leberwurst, in die ich mich hineinlegen könnte, und die keine 10 Minuten dauert.

1 Zwiebel hacken und anbraten, wenn sie glasig ist, eine Dose Kidneybohnen dazu (vorher abgießen natürlich) und 3 Minuten wärmen lassen. Am besten hier schon salzen und pfeffern.


Währenddessen 150-200 Gramm Räuchertofu grob würfeln. Das sind so 2 Fingerbreit (ca 1/3) von diesen handelsüblichen kleinen Blöcken, die man zu kaufen kriegt. Zum Grundrezept gehört nichts weiter, ich habe jedoch noch ein knappes halbes Glas getrocknete Tomaten geschnitten, weil ich das super lecker finde - ich habe auch die Zwiebel in diesem Tomatenöl angebraten.

Kräuter wählen, das ist ganz nach Gusto. Majoran und Thymian gehen, ich habe gestern Petersilie genommen, weil ich noch einen Topf zu stehen hatte und Petersilie sehr gerne mag. Es gehen auch Tiefkühl-Kräutermischungen.

Jetzt füllt man den Tofu, die Zwiebel-Bohnen-Mischung, die Kräuter und in meinem Fall die getrockneten Tomaten in ein Gefäß, in dem man gut pürieren kann und tut genau das.



Et voilà. Es ist so dermaßen lecker, daß ich gestern fast mit einem Esslöffel das noch warme Zeug aus dem Glas gefuttert hätte, bevor ich mich wieder meiner guten Kinderstube entsann. Und durch die Bohnen bekommt der Körper das Eiweiß, das ja jetzt nicht mehr mit Quark und so aufgefüllt wird.

Wie gesagt - total simpel und lohnt sich. Probiert es mal aus!

Samstag, 17. November 2012

Essen | Salat und Spinat-Pilzpfanne

Gestern hatte ich den ganzen Tag keinen Hunger. Das kommt öfter vor - manchmal esse ich dann einfach nichts, an anderen Tagen, so wie gestern, bekomme ich dann gegen Abend Hunger und bereite mir ein regelrechtes Festmahl zu. Nicht übermäßig viel, aber übermäßig bedacht. Ich lausche in meinen Bauch, was der sich jetzt wohl am allermeisten wünscht, und dann bereite ich es ihm mit aller Sorgfalt zu. Derzeit fangen meine Mahlzeiten sehr oft mit einem simplen Salat an, wenn der nicht ohnehin die ganze Mahlzeit ausmacht: Feldsalat, Tomate, Mais, Öl, Zitronensaft. Das löst bei mir regelrecht kleine ekstatische Explosionen auf der Zunge aus.


Den gab es gestern als Vorspeise. Gekocht habe ich Improvisation à la Hummel, wie in letzter Zeit so gerne. Ich hatte Lust, innerlich gewärmt zu werden, und ich hatte einen Riesensack frischen Spinat. Also tat ich folgendes: Eine Zwiebel hacken und mit etwas Kurkuma anbraten, 2 Fingerbreit klein gewürfelten Räuchertofu dazu und eine Knoblauchzehe reingepreßt.


Dann eine große Handvoll Spinat (ich liiiiiiiiiiebe Spinat) und zwei Handvoll Champignons grob geschnitten und mit in den Wok.


Das ganze abgedeckt etwas dünsten lassen und währenddessen aus dem Gewürzregal alles mal rausnehmen und schnuppern, worauf man Lust hat. Mein Votum ging an ein Curry, das ich einzig wegen seines Namens gekauft habe,


Paprikarosen, Zimt, die Vegeta-Würzmischung (statt Salz), Chili und schwarzen Pfeffer (beide frisch über den Wok gemahlen). All dies kam über das Gemüse, gemeinsam mit einer halben Dose Kokosmilch als Sauce mit sonnig-exotischem Geschmack.


Dazu gab es drei geröstete Scheiben meines vorgestern gebackenen Weißbrotes. Satt und glücklich.



Und da ich heute Vormittag eigentlich gemütlich ein Buch lesen wollte, daß ich mir vor einem Jahr von einer guten Freundin ausgeliehen habe und ihr nun endlich mit der Weihnachtspost zurückschicken will, jedoch mitten im Buch von einem Malflash hinterrücks angefallen wurde, habe ich heute schon wieder nichts gegessen. Aber das werde ich gleich ändern, denn es ist noch jede Menge Spinat da.


Freitag, 16. November 2012

Farbe!

Heute habe ich meine Küche erröten lassen. Nun ja, meine "Küche" ist eine Nische, in der sich ein 1,50 m breites Schränkchen vom Vermieter befindet, das auf der linken Seite unten ein Kühlschrank ist und oben 2 Herdplatten hat, während rechts oben ein winziges Spülbecken hängt, unter dem noch etwas Stauraum ist. Das gute Teil befindet sich auf einem durch Laminat abgeteilten Eckchen von etwa 3-4 qm meiner Einraumwohnung. Insofern habe ich wohl eher das *hüstel* Esszimmer erröten lassen.

Nachdem eine Freundin von mir an den Bodensee gezogen und ich ihre Teppichfliesen geerbt hatte, habe ich vor einigen Wochen schon das Schlafzimmer beige und den - äh - Musiksalon grün gefliest.


Wie man auf dem Bild links erkennen kann, kein leichtes Unterfangen wegen der Holzbalken, die überall in meinem Dachstübchen aus dem Boden wachsen. Wie man ebenfalls erkennen kann, habe ich keinen gesteigerten Wert auf Perfektion gelegt. Dies lag vor allem daran, daß mein Cutter den Weg alles Irdischen gegangen ist - in den Haushalt meines getrennt lebenden Mannes. Ich mußte die verhackten Fliesen alle mit der Küchenschere schneiden und habe mir bald den Daumen gebrochen. (Ja, andere Leute wären in den Baumarkt gegangen.)

Vor Kurzem fand ich jedoch in einem Korb, der immer im Flur stand und auch jetzt, da ich keinen Flur mehr habe, auf einer Kommode neben der Wohnungstür - einen Cutter. Nicht meiner, sondern der meines Mannes. Ein richtiger Cutter! Doppelte Größe, doppeltes Gewicht und doppelt professionelle Ausstrahlung meines alten Bastelcutters.

Voller Glück, die nächsten Teppichfliesen körperlich unbeschadet zurechtschneiden zu können, wollte ich meiner Mama davon erzählen und setzte an: "Du Mama, ich glaub, ich habe meinem Mann Unrecht getan..." - "Gut so!" fiel sie mir herzhaft ins Wort und ich mußte so lachen, daß die Cuttergeschichte irgendwie unterging. Jedenfalls habe ich in nichtmal einer Stunde heute Farbe in die Küchedas Esszimmer… also einfach wenn man reinkommt rechts gebracht, inklusive sämtlicher Räum- und Säuberarbeiten, die dazugehören. Ich freu mich.


Jetzt habe ich noch einen großen Stapel senfgelber Fliesen übrig, die ich einfach nicht über mich bringe, zu verlegen. Sie sind häßlich. Mal sehen, vielleicht finde ich einen Abnehmer - sonst müssen sie auf die Deponie wandern, was mir irgendwie auch Leid täte, da das Material wirklich fantastisch ist.

Und jetzt kommt gleich mein ganz persönlicher Therapiehund vorbei mit meiner vermutlich leicht entnervten Mama (der Hund tickt immer völlig aus, wenn er Auto fahren darf und hat sogar schon Fremdwagen überfallen, einfach nur, um sich reinzusetzen) und wir gehen eine Runde hier im Wald am Stadtrand spazieren.

Sonntag, 11. November 2012

Julzeit voller Wunder



Hier wird eine sehr nette Jul-Wichtel-Aktion von der Wurzelfrau und der Wilden Wölfin ins Leben gerufen, bei der ich gerne teilnehmen möchte. Wen es noch interessiert - lest mal nach.

Freitag, 9. November 2012

Heute kaue ich einfach mal den Freitagsfüller von Athena, die ihn immer von scrap-impulse mitnimmt, denn viel mehr wollte ich eh nicht schreiben.

1. Heute bin ich glücklich, denn gestern war's toll auf der Arbeit. Ich weiß noch immer nicht, ob daraus nun eine Festanstellung wird, aber ich lebe momentan in dem Grundbewußtsein, daß was immer kommen mag, zu meinen Gunsten sein wird. Glücklichsein wird langsam zur Gewohnheit. Und auch das macht mich glücklich. =)

2. Ich habe in letzter Zeit derartig viele Visitenkarten verteilt (obwohl ich die Dinger eigentlich total albern finde), daß ich nur noch 2 in der Tasche habe.

3. St Martin war ein Großonkel von St Patrick mütterlicherseits.

4. Ist es ein Zeichen von langsamem Sterben, wenn mir in einem Ensemble dauernd die Proben abgesagt werden? Ich hoffe nicht...

5. Das Beamen müßte mal jemand erfinden. Hat schon, ich weiß - aber ich meine natürlich eine alltagstaugliche Variante.

6. Im übrigen bin ich sehr stolz auf mich, denn ich gehe heute endlich zum HNO Arzt. Nachdem mir schon fast ein Jahr die Ohren fies jucken, wird's mal Zeit. Aber was für andere Menschen der Zahnarzt, sind für mich Leute, die an meine Ohren ranwollen. Ich kriege Panik und schlage um mich oder weine mir in die geballten Fäuste - der Mann tut mir jetzt schon Leid, zumal er ein Freund von einem Bekannten von mir ist, sonst hätte ich diesen Termin auch gar nicht bekommen, und dazu ein gefragter Chirurg in HNO-Dingen. Nun ja, da muß er jetzt durch. Ich packe die Notfalltropfen ein und werde ihn vorwarnen.

7. Was das Wochenende angeht: heute Abend freue ich mich auf meinen ersten Versuch in einer 5Rhythms Tanzgruppe, morgen habe ich einen Reikitermin geplant und Sonntag möchte ich gaaaanz in Ruhe wieder mal den Haushalt auf Vordermann bringen.





Ich wäre eigentlich schon letzten Freitag gegangen, aber die Begründerin der Methode ist wenige Tage davor verstorben und ich erhielt eine derartig traurige Mailantwort auf meine Terminanfrage, daß ich es als pietätlos empfunden habe, in die erste Runde nach ihrem Tod hineinzuplauzen. (Von wegen zu viele Skrupel.)

Da ich schon sehr, sehr lange tanzen will und es aus diversen Gründen nie konnte, bin ich wirklich gespannt, wie das heute Abend wird. Mein Versuch mit einer Zumbagruppe war ja der totale Griff ins Klo. Gruselig, wirklich. Ein Haufen Leute folgen einem manisch grinsenden Vortänzer durch eine Stunde pseudo-latin-Technogeballer, so gut sie eben können - was nicht sehr gut ist, denn die Bewegungswechsel sind wahnsinnig schnell und es wurde nichts erklärt. Um mich herum standen ein ganzer Haufen frustrierter Frauen mittleren Alters, die sich eine Stunde lang alle paar Minuten wie Versager gefühlt haben, weil sie nicht hinterherkamen. Super. Ich selbst kam zwar hinterher dank musikalischen Gespürs (alle 4 Takte den manischen Grinser angucken, was Neues kommt), habe mich aber eine Stunde heftig fremdgeschämt und Techno macht mich auch unglaublich aggro. Das fällt also aus. Standardtänze und alles andere, was ich nicht alleine machen kann, ebenso. Jazzdance und all diese tollen Sachen werden hier nicht angeboten oder wenn, dann zu Terminen, die ich aufgrund meiner späten Arbeitszeiten nicht kann. Also drückt mir die Daumen, daß das heute Abend schön wird!


Mittwoch, 7. November 2012

Die Grenze von Skrupelhaftigkeit

Heute in der Musikschule. Ein Schüler, der ziemlich gut mit dem Instrument umgeht und nur zu gerne von Mama und dem Musikschuldirektor herumgereicht wird, um bei diversen Anlässen mal was zu spielen (was ich nur bedingt gut finde, denn er hat einfach zu viele Termine für einen 15jährigen und nicht die Ruhe, mal an neuem Repertoire und vor allem seiner unguten Fingertechnik zu arbeiten - aber wer bin ich schon, nur seine Lehrerin) erzählt mir, letzte Woche habe der Direktor angerufen, er solle doch auf Veranstaltung xy unserer Kleinstadt nicht nur drei, sondern fünf Stücke spielen. Daraufhin suchte der Schüler sich also noch zwei Werke, die er irgendwann mal gut beherrscht hatte und gab sein Bestes, um sie wiederherzustellen, obwohl er nur zwei Tage Zeit hatte und mich nicht mehr sah in der Zeit. Eines der Stücke war eine Jazznummer mit dem Titel "Nightmare".

Er legte das Stück heute aufs Pult und erzählte grinsend, der Direktor habe es auf der Veranstaltung als "Night" angekündigt. Wie er dem Jungen wohl zu verstehen gab, könne man ja schlecht vor Stadtverordneten etwas mit dem Namen Alptraum spielen. Ich starrte ihn nur an. Ist es möglich, daß sich jemand wegen eines Stücktitels beschweren würde? Nein. Ausgeschlossen. Vor allem, wenn Leute im Publikum sitzen, die zu klatschen beginnen, wenn das Duo auf der Bühne (der Junge und seine kleine Schwester) sich verspielt und abbrechen muß, weil sie von vorne anfangen wollen - weil alle denken, das Vivaldikonzert wäre jetzt eben vorbei. Nein, da muß man keine Skrupel wegen eines Titels haben, oder?

Ich meine... was habe ich denn dann während meiner Schulzeit gespielt? Eine Arab von Debussy? Einen Rhaps von Brahms? Die eine oder andere Bachfu und ein Präl von Gershwin. Außerdem habe ich mehrere Orat gesungen, im Studium die eine oder andere Sin dirigiert…

Montag, 5. November 2012

Quizauflösung und ein großes Dankeschön

Das Dankeschön zuerst: Ich habe zu Halloween gleich von zwei Seiten unglaublich nette Postüberraschungen bekommen und wollte Euch das nicht vorenthalten:


Von Ash und Feona schon letzte Woche diesen tollen Stern, der definitiv an meinen Weihnachtsstrauß kommen wird, und die Kugelkerze, die ich auch erst zum Advent anzünden werde - beide in Farben, in denen ich ohnehin gerne mal schwelge, sowie das Päckchen Ingwerzeug im Hintergrund und eine Tüte Cashew-Cranberry-Knabberkram, die leider nicht mit aufs Foto konnte, weil sie noch am selben Tag ratzeputz weggefuttert wurde. Himmel war das lecker!
Und von Athena kam gerade eben dieses wunderschöne lila Kartönchen mit der tollen Teetasse - ja, das wird meine Adventstasse, soviel ist sicher, und für die tolle kleine Kiste überlege ich mir auch noch einen schönen Zweck. =) Dazu eine riesige selbstgemachte Karte. Ach Mädels. Ich danke Euch! Lauter Hummeln im Bauch.

Die Quizauflösung zur Frage "Was verbirgt sich hinter dem Begriff una corda?" ist folgende:

Una Corda gibt an, daß man nur auf einer Saite spielen soll - und zwar am Klavier. Für alle, die sich jetzt fragen, seit wann das Klavier ein Saiteninstrument ist, hier eine kurze Erläuterung zum Aufbau diese wunderbaren, faszinierenden, magischen Instrumentes: Wenn ein Pianist sich hinsetzt und eine Taste drückt, bewegt damit einen langen Holzhebel (die Taste), an deren Ende ein kleiner, beweglicher Holzhammer angebracht ist. Dieser Hammer schlägt auf die im Korpus des Klavieres gespannten Metallsaiten. (Aber nein, ein Schlaginstrument ist das Klavier ebenfalls nicht.) Mit jeder Taste, die gedrückt wird, gibt es im Inneren des Instruments eine entsprechende Bewegung, der Hammer macht "klonk" auf die Saiten, die ihm zustehen (er bleibt dann in etwa 1 cm Entfernung vor der Saite schweben) und das charakteristische Klaviergeräusch ertönt. Wenn man die Taste wieder loslässt, bewegt sich das Hämmerchen wieder weg von der Saite und stattdessen wird ein kleines Stück Filz daran gedrückt, damit sie auch wieder aufhören, zu klingen - sonst könnte man ja keine kurzen Noten spielen.

Hier mal ein Bild von all dem: Ihr seht die Saiten, hier eine Doppelbespannung (wird wohl ein größerer Flügel sein). Unter den Saiten am Bildrand sehr Ihr die hellen Holzhämmer, die man mit dem Drücken der Tasten in Bewegung setzt, und oben die Filzkeile, die beim Loslassen der Taste den Ton abdämpfen.

Quelle: Wikipedia | Creative Commons

Nun ist es so, daß die ganz tiefen Töne sehr lange und sehr dicke umwickelte Metallsaiten haben und die hohen Töne natürlich sehr kurze und dünne. Damit müßten normalerweise die tiefen Töne dauernd viel lauter und länger klingen als die höheren, was nervtötend und musikalisch inakzeptabel wäre. Deshalb gibt es zwei geniale Tricks der Klavierbauer: Die ganz, ganz tiefen Töne haben nur eine Saite, doch ab dem mitteltiefen Register hat jeder Ton drei Saiten. Alle drei werden gleichzeitig von dem Hammer einer Taste angeschlagen. Jetzt ist es Lautstärkemäßig ausgewogen. Und damit man auch die allerhöchsten Töne noch hört (die wirklich sehr hoch sind und entsprechend sehr kurze Saiten haben, die schnell verklingen), wurde im sehr hohen Register die Leiste mit den kleinen Filzstückchen, die die Saiten wieder abdämpfen sollen (kurze Töne, wie schon gesagt), einfach weggelassen, damit sie etwas länger klingen und damit konkurrenzfähig sind.

Und jetzt kommen die Pedale ins Spiel. Es gibt ihrer je nach Bauart des Klaviers zwei oder drei.

Quelle: Wikipedia | Creative Commons

Das rechte Pedal ist das am häufigsten benutzte. Es hebt die Leiste mit den Filzdingern weg von den Tasten, so daß alle Töne einfach weiterklingen, auch wenn man die Tasten losläßt. Sehr wichtig beim Binden von großen Melodiebögen über die körperlichen Greifmöglichkeiten des Pianisten hinaus, beim Malen schöner impressionistischer Klangwolken und bei vielem anderen.

Das mittlere Pedal schiebt entweder die gesamte Hammerleiste näher an die Saiten heran, so daß sie weniger Anlauf haben und damit weniger Wucht (= alles klingt leiser) oder legt ein dünnes Filztuch zwischen Hämmer und Saiten (= alles klingt leiser). Bei vielen Kastenklavieren kann man das sogar heruntergetreten festhaken. Sehr praktisch, wenn man üben will und der Nachbar Nachtschicht hatte, ansonsten meiner Meinung nach klanglich nicht der Renner, weshalb es auch nicht bei jedem Klavier angebaut wird.

Das linke Pedal nun ist das Una Corda Pedal. Durch das Treten dieses Pedals wird die Hammerleiste einen Hauch seitlich verschoben - von außen bemerkt man gar nichts, das passiert nur im Inneren dieses Wunderwerks der Instrumentenbautechnik - so daß alle Tasten, die normalerweise 3 Saiten anschlagen würden, nur noch eine Saite erwischen, ergo ebenfalls leiser klingen und auch, wenn man genau hinhört und an Wunder glaubt, etwas zarter.

Hörbeispiel gefällig? Brahms (Wer hat hier "nicht schon wieder Brahms" gestöhnt? Ha?) Ballade g-Moll Opus 118, interpretiert von Evgeny Kissin, dem Brahms mit Sicherheit für das Mörderritardando bei 0'30'' den Kopf abgerissen hätte, der aber gleichzeitig bewunderungswürdig authentisch und sehr konsequent sehr nah am Notentext in seiner Interpretation ist, finde ich.

Der Anfang ist "normal". Man hört hier sehr gut, wie Evgeny Kissin das rechte Pedal benutzt, um einen wirklich tollen, voluminösen Klang zu zaubern, ohne alles verwischen zu lassen.
Ab 1'10'' beginnt der B-Teil des Stückes, dieses wundervoll hauchzarte, lichtdurchflutete Nebenthema. Hier gibt Brahms in den Noten una corda vor, und Kissin spielt auch una corda, so wie es klingt. Soll heißen, er tritt das - naa? naa? richtig! - linke Pedal.  Viel Vergnügen!



Freitag, 2. November 2012

Halloween | Samhain | Totengedenken

Wozu tut man das eigentlich? Warum feiern wir dieses Fest und warum feiern wir es auf die Art, wie wir es tun? So grell, im Vordergrund stehen knallige Plastik- und Kunststoffkostüme von Skeletten, Spinnen, Hexen und allem, was sonst noch so eine unterschwellige Berührungsangst auslöst. Alles überzeichnet, alles in schwarz kombiniert mit Neonfarben, alles laut, gut beleuchtet und mit Alkohol und Rockmusik untermalt. Ich glaube, die meisten Menschen malen mit bunten Farben an, was ihnen Angst macht, und fast jeder hat namenlose Angst vor dem Tod oder vor dem Sterben oder beidem. Daher muß es überzogen werden, es muß angebrüllt werden, es muß mit Kostümen gleichzeitig versteckt und hervorgezerrt werden auf eine Art, die auch Kinder verstehen und lustig finden und die dem grundlegenden Thema etwas von seiner Fatalität nehmen. Es ist eine Form der Auseinandersetzung mit dem Tod, und wer sich nicht tiefer auseinandersetzen kann oder will, bleibt eben dort stehen - aber wer weiter hineinsehen will in das innere Dunkel, hat ebenfalls die Möglichkeit an diesem Tag.

Warum feiere ich dieses Fest?

Ich für meinen Teil feiere Ahnengedenken. Ich nenne das Fest auch so und nicht bei einem seiner anderssprachlichen Namen - so wie für mich Lichtmess immer Lichtmess sein wird - weil dieser Name genau seinen Inhalt für mich ausdrückt.
Ich bin der Meinung, daß es ganz gut ist (für mich jedenfalls), ab und an mal einen Blick zurückzuwerfen. Ewige Geradeausschauer verlieren genauso ein Gefühl für den eigenen Standpunkt wie Leute, die sich stets nur nach Vergangenem sehnen. Also , um der Ausgewogenheit und Standortbestimmung willen, einmal im Jahr ist es für mich persönlich wichtig, mir die Zeit und einen offiziellen Anlaß zu nehmen, um auf verschiedene Dinge zurückzublicken.

Meine Ahnen. - Wie stehe ich zu ihnen? Hatte ich überhaupt einen Bezug zu meinen Großeltern, beziehe ich mich in meinem Leben auf sie, in meinem Denken? Oder sind das nur Leute, die ihre Gene weitergegeben haben? Welche Rolle spielen die noch lebenden Ahnen, meine Eltern, Oma, Tanten und Onkel, meine älteren Geschwister für mich? Welche Rolle spiele ich für sie?

Leute, die ich geliebt habe und die vor mir verstorben sind. - Dazu zähle ich meinen Hund. Dazu zähle ich ungeborene oder früh gestorbene Kinder, Nichten, Neffen (die es bestimmt in jeder größeren Familie gibt) oder wichtige Figuren in meinem Leben, die eigentlich nicht mit mir verwandt sind, deren Tod mir aber bedeutsam vorkam. Wie verändert sich von Jahr zu Jahr der Schmerz, wenn ich daran zurückdenke, wie es war, als er oder sie gestorben ist? Wird er weicher, weniger schneidend? Stelle ich vielleicht die Zeit, die man gemeinsam gelebt hat, zunehmend in den Vordergrund meiner Erinnerungen? Habe ich zu manchen von ihnen auch jetzt noch Kontakt?

Die Seelen Verstorbener im Allgemeinen. - Ich finde, daran kann man zu einem solchen Fest ruhig auch mal einen Gedanken verschwenden. Ich bin mir sicher, ein Gedanke reicht ihnen schon, um sich erinnert und wahrgenommen zu fühlen.

Um zu feiern, richte ich immer ein Abendessen aus. Meistens alleine, dieses Jahr mit meiner Mama gemeinsam. Es ist natürlich herbstlich und fast immer ist der Hauptbestandteil Kürbissuppe, die ich einfach liebe. Dieses Jahr gab es ein selbstgemachtes Karottenbrot dazu, außerdem Cidre und Wein.


Die Damen und Herren Ahnen bekommen ein eigenes Gedeck. =) Wenn man in der Familie oder einer Gruppe feiert, kann man einen "Liebeskelch" mit Wein oder Saft herumgehen lassen. Jeder nimmt einen Schluck und sagt dann, wen von seinen Ahnen er an die Tafel mit einlädt. Ich finde das schon allein deshalb einen schönen Brauch, weil man durch das laute Aussprechen des Namens sich selbst einen greifbaren Bezug zur betreffenden Person schafft. Meine Mama und ich haben das gemacht und nur die netten und sympathischen Ahnen eingeladen. =) Dann sind wir beim Essen richtig schön ins Plaudern gekommen - als säßen wir tatsächlich in einer großen Runde. 

Nach dem Essen gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Brot, das man symbolisch mit den Ahnen gebrochen hat, diesen zukommen zu lassen. "Opfern" klingt immer so… komisch. Man kann das Zeug einfach rituell in der Kloschüssel versenken. Wer das Glück hat, in der Nähe eines Waldes, Baches oder gar beider Dinge zu wohnen, kann die Speisen vergraben, in den Wald kippen oder dem fließenden Gewässer übergeben. Ich persönlich würde das in der Natur nicht mit scharf gewürztem Industriefood machen. 
Auch das haben wir vorgestern getan und dazu ein Ewiglicht angezündet. Ich habe ein kleines Dankgebet gesprochen für all jene, die uns vorangegangen sind und uns zum Teil noch immer zur Seite stehen. Dieses Ahnenlicht ließen wir in einer Nische der Friedhofsmauer hier um die Ecke stehen. Bei der Gelegenheit dachte ich auch kurz an all jene verstorbenen Menschen, an die sonst niemand dachte an diesem Abend. Wer weiß, vielleicht haben sie es gehört und sich gefreut.

Schließlich und endlich ist angeblich die Nacht von Samhain auch die einzige im Jahr, in der man ungestraft verfluchen darf. Leute, die das Hexesein sehr ernst nehmen, denken ja, daß alles, was sie aussenden, dreifach auf sie zurückfällt. Ich bin weder eine Hexe noch ein Mensch, der sich dauernd vor drohenden Damoklesschwertern duckt und aufpaßt, daß er immer lieb und nett ist, damit es nur ja nicht auf ihn zurückfällt. Ich glaube, wenn ich richtig, richtig sauer auf jemanden werde, kann ich das an jedem Tag des Jahres zum Ausdruck bringen. 
Aber ich bin praktisch nie richtig sauer auf irgendjemanden. Ich bin ein klassischer Feindversteher und will immer Gründe; ich bringe es einfach nicht über mich, ein Arschloch als Arschloch abzuurteilen und ihm zu wünschen, daß ihm die Weichteile abfaulen. Daher nutze ich diese Nacht auch nie, um Leute zu verfluchen, sondern wenn ich fluche, verfluche ich Zustände, Gefühlslagen und andere Dinge, die ich an mir selbst verändern kann und will. 
Und zwar nehme ich dazu einen Granatapfel und ein Messer, steche das Messer mit Schmackes in den Granatapfel und halte dann nur noch den Messergriff. Sollte man das in der Gruppe machen: Der Apfel darf ab Messerkontakt nicht mehr berührt werden! (Das schafft zum einen mächtig viel magische Spannung - und zum anderen will man ihn ab dem nächsten Schritt auch ganz sicher nicht mehr berühren.) Dann spuckt der erste auf den Apfel und spricht dazu seinen Fluch aus. Ich habe gespuckt und gesagt "Ich verfluche und dulde nicht mehr in meinem Leben …" und entsprechend, was ich los werden sollte. Wenn alle Ritualteilnehmer fertig sind, wird auch der Granatapfel einem Fluß oder Bach übergeben oder einfach mit Schwung in den Wald geworfen, wenn Wasser nicht verfügbar. Dieses Ritual würde ich nicht zu Hause machen und den Apfel würde ich auch nicht in den eigenen Müll werfen, sondern irgendwo ins Freie, wo die Natur ihr Werk tun und alles Ungewollte assimilieren kann. 
Schlichtes kleines Ding, aber das tut unglaublich gut. =)



Und schließlich kann man den Abend damit beenden, Kindern Angst vorm Zahnarzt zu machen oder einfach gemütlich beisammen zu sitzen, vielleicht ein bißchen zum Spaß oder auch zum Ernst zu orakeln, einen Tee zu trinken und alles ein wenig klingen zu lassen. Schließlich muß man am nächsten Tag schon wieder in die andere Richtung sehen, die Zukunft, und auf jeden kleinen Schritt dorthin.

Was bedeutet Euch das Ahnengedenken? 

Donnerstag, 1. November 2012

Musikquiz der Woche

Nach einem wunderschönen und wirklich magischen Abend, an dem ich mit meiner Mama ein kleines Ahnengedenkfest gemacht und danach noch schön orakelt habe, bekam ich kurz vor Mitternacht noch einen Anruf, der mir die heutige Vormittagsprobe absagte. Sehr schön, dann nutze ich die Zeit, um ein bißchen an der Homepage für mein Profiensemble weiterzuarbeiten. Für Euch derweil das aktuelle Musikquiz:

Was verbirgt sich hinter dem Begriff una corda?

Wie immer die Spielregeln: Es geht nicht ums richtig Raten in erster Linie (wer richtig tippt, gewinnt keinen Blumentopf, nur ein virtuelles Schulterklopfen von mir), sondern um den Spaß an der Sache. Also ratet ruhig irgendwas Lustiges oder Absurdes, das Ihr spontan mit den Begriffen assoziiert. Es muß nicht einmal mit Musik zu tun haben. Viel Spaß!