Montag, 31. Dezember 2012

Und der Cherub steht vor Gott

Ihr stürzt nieder, Millionen?
Ahnest Du den Schöpfer, Welt?
Such ihn überm Sternenzelt,
Über Sternen muß er wohnen.

Und damit wünsche ich Euch allen ein frohes, friedvolles, glückliches, gesundes und auf allen Ebenen erfolgreiches Jahr 2013.


(Ich werde nie begreifen, warum man den Satz nochmal in zwei Teile teilt, nur weil der Chor etwas später anfängt. Aber bitte.)


Jahresrückblick auf 2012

Die Punkte dafür habe ich bei Athena und Amala mitgenommen.

Das vorherrschende Gefühl für 2012: Jonglieren auf einem Hochseil.

Ich selbst: bin mehr oder weniger verwirrt durch dieses Jahr gestolpert.

Familie: Trennungen (räumliche oder emotionale) auf der einen Seite, Intensivierungen auf der anderen, in Beziehung zu meinen Eltern sogar beides.

Freundschaften: Wichtiger als je. Ich habe im Laufe des Jahres das Wesen von Freundschaft für mich begriffen - zumindest besser als vorher begriffen - und auch wenn ich mit manchen Dingen noch Schwierigkeiten habe, lasse ich sie (die Freundschaften) doch immer mehr zu. Ich bin immer noch ein Mensch, der wenige, dafür aber sehr enge Freunde hat, und das wird wohl auch immer so bleiben. Ich würde daran nichts ändern wollen, denn Oberflächlichkeit macht mich krank.

Verliebt: Nein. Wollte ich auch nicht.

Die meiste und schönste Zeit verbracht mit: Musik.

Gesundheit: Körperlich super. Gegen den Rest hilft grad Johanniskraut, oft Musik und manchmal mein Lieblingshund.

Kreativität: Hat mich in diesem Jahr eingeholt. Ich habe viele Dinge wieder zu tun begonnen, die ich das letzte Mal als Kind getan habe und die sich jetzt als Schätze herausstellen. Das Malen gehört dazu und in den letzten Monaten ganz besonders das Schreiben von Geschichten. Ich liebe es, es tankt mich auf und ich könnte es pausenlos tun.
Darüber hinaus bin ich ja auch beruflich kreativ, was mir das ganze Jahr über großen Spaß gemacht hat.

Spiritualität: Meine Jahreskarte war der Mond, wie bei Athena. Für mich bedeutete das nicht, wie bei ihr, die Überwindung von Ängsten, sondern zu lernen, wie ich meine Gefühle händeln kann. Das war schon vorher ein Thema für mich und sollte wohl dieses Jahr im Mittelpunkt stehen.
Ich habe deshalb ganz bewußt für mich selbst zwei Dinge geändert. Zum Einen jedes Mal, wenn ich jemandem sagen wollte, daß ich ihn mag, ihn bewundere, ihn liebhabe, mich freue ihn zu sehen, das auch getan. Ja, das klingt pillepalle, aber war durchaus nicht selbstverständlich für mich. Ich habe die Sätze nicht verschleudert, sondern wirklich nur gesagt, was ich fühle, wenn ich es fühlte. Ich habe dafür auch mal Anranzer bekommen von jemandem, dem es zuviel wurde, und daraus gelernt. Ich habe umgekehrt sehr oft sehr herzliche Antwort bekommen und manchmal überraschende, und auch daraus habe ich gelernt. Alles in allem habe ich begriffen, daß es nicht schadet, seinen Gefühlen ehrlich Ausdruck zu verleihen - es hat mich wider Erwarten nicht verletzlicher gemacht.
Das zweite war, der Erkenntnis eines grundlegenden Problems folgend tanzen zu gehen. Ich war erst einmal, bzw. es zählt nur einmal denn die anderen Versuche haben keinen Spaß gemacht, aber es hat mir unwahrscheinlich gut getan und wird definitiv wiederholt.

Ansonsten: einige sehr schöne, meist spontane (außer zu Samhain) Rituale, viele intensive Meditationen und Gespräche mit meinen Begleitern, eine Seelenreise, die vieles aufgeklärt hat, etliche überraschende Erkenntnisse zu mir selbst.

Beruf: Hat sich verdoppelt bis verdreifacht. Das ist finanziell gut - ich komme jetzt ohne Wohngeld aus -, schlaucht mich aber zu Zeiten ganz unglaublich, da ich oft wochenlang nicht einen einzigen freien Tag habe. Auch ist es ermüdend, drei verschiedene Jobs an drei verschiedenen Orten zu haben und dafür wahnsinnig viel herumfahren zu müssen. Andererseits wollte ich in meinem Beruf immer alles gleichzeitig, und genau das habe ich scheinbar bekommen. ;-)

Intellektualität: Ich werd nicht klüger, glaube ich. Oder doch? Ich habe einige Sachbücher zu musikalischen, historischen und psychologischen Themen gelesen, die ich interessant fand, und etliche Gedanken gewälzt, aber ich fühle mich nicht intellektueller als vorher.

Konsum: War finanziell bedingt eher sehr eingeschränkt. In erster Linie habe ich Geschenke für andere gekauft. Bücher habe ich fast nur geliehen bis auf einige wahre Schätze, die sein mußten. Einige CDs heruntergeladen, weil das preiswerter ist als kaufen, wobei ich bei "Babel" noch mit mir ringe, ob ich nicht doch noch zur richtigen CD greife.

Essen & Trinken: Hat sich von vegetarisch auf vegan umgestellt, was deutlich leichter war, als erwartet, und vor allem deutlich (!) leichter, als damals Vegetarier zu werden. Es tut mir gut.

Zum ersten Mal gemacht: Gewandet auf einem Mittelaltermarkt gewesen. Eine Scheidung eingereicht. Auf einer Jam Session gesungen.

Leider nicht gemacht: Gereist, wohin ich mich wünsche. Gepilgert. Meine Demo-CD aufgenommen.

Gelernt: Nein zu sagen auf die Gefahr hin, eine Arbeitsstelle zu verlieren. Dinge konsequent einzufordern, von denen ich meine, daß sie mir zustehen. Meine Angst vor dem Improvisieren zu überwinden.

Alben & Songs des Jahres: Mumford & Sons "Babel"; zwei-drei Lieder von mir selbst; The Pogues "Love you till the end".



Buch des Jahres: Es gab mehrere sehr wichtige Bücher für mich in diesem Jahr. Die gesamte erste Jahreshälfte hat mich "Der Weg des Künstlers" von Julia Cameron begleitet, das ich fast bis zum Ende durchgearbeitet habe (mir kam der Urlaub bei Freunden dazwischen, wo ich nicht weitermachen konnte, aber ich habe es sehr genossen und vieles davon als Teil meines Alltags behalten).
Außerdem wichtig waren "Brahms" von Johannes Forner, die Confession und der Letter to Coroticus von St Patrick sowie "Rediscovering St Patrick" von Marcus Losack.

Lieblingsorte in diesem Jahr: 'Mein' Kloster und meine Wohnung.

Erkenntnis des Jahres: Oh, das sind auch einige. Nicht jede Wahrheit, die ich erkenne, muß oder sollte ich auch laut aussprechen. Nicht jeder, dem ich helfen könnte, möchte das. Ich bin nicht allein (das muß noch sacken) - und sie lieben mich doch. Leute mögen mich, auch ohne die genetische Verpflichtung dazu zu haben. Leute - sogar Musiker - mögen meine Lieder. Leute mögen meine Stimme. Ich darf die Dinge zeigen, die ich kann, was auch Lieder und Stimme meint. Stolz und Demut sollten einander die Waage halten. Spontanes Vertrauen sollte nicht zu spontaner rückhaltloser Offenheit führen, egal um wen es sich handelt. Und zu meiner eigenen großen Überraschung erkenne ich gerade, daß ich ein guter Lehrer bin, vorausgesetzt, man setzt mich an die richtige Stelle.

Drei besondere Highlights: Endlich wieder eine eigene Wohnung bezogen. Alte Tagebücher wiedergefunden und damit einen so wesentlichen Teil meiner selbst, daß ich mich frage, wie ich den nur so lange hatte verdrängen und vergessen können. Gebeten worden, mehr Stücke zu komponieren.

Drei schröckliche Tiefpunkte: Festgestellt, daß es beim Zweitjob vor Egomanen und Intriganten nur so wimmelt. Eine Freundin leiden sehen, ohne helfen zu können. So schlimme Depressionen gehabt, daß mich ein Bettler am Bahnhof gefragt hat, ob ich Hilfe brauche.

Drei Pläne für's neue Jahr: Die Demo-CD! Mir konsequent zeitliche Freiräume schaffen, zu denen niemand, egal wie sehr ich ihn liebhabe, Zutritt hat. Tanzen.

2012 in wenigen Worten: Ups - hoppla - huch.


Samstag, 29. Dezember 2012

Weihnachts- und Geburtstagsnachlese

Heute Vormittag hatte ich nichts weiter vor, als noch eben vor Silvester Wäsche waschen, daher kann ich derweil ausführlicher zum Thema bloggen.

Weihnachten, mein Geburtstag und die Wintersonnenwende sind für mich immer irgendwie ein riesiges, rauschendes Fest, selbst wenn es ganz still ist. Was es nie ist - dazu hätte ich einen anderen Beruf wählen müssen und selbst dann ist meine Familie immer noch riesig. Da wir uns unter den Geschwistern nichts zu Weihnachten, aber sehr wohl zu den Geburtstagen schenken, bin ich immer die einzige, die etwas bekommt, nebst den kleinen Nichten und Neffen natürlich. =) Aber der Reihe nach.

In der Woche vor Weihnachten veranstaltete ich ein Vorspiel für meine Schüler in dem hübschen Häuschen am Arsch der Welt, wohin ich einmal wöchentlich zum Unterrichten fahre, und wo mein Handy mir immer fröhlich zuzwitschert: Willkommen in der EU!

Ich hatte die Eltern gebeten, etwas Gebäck und Tee mitzubringen, habe vom Betreiber des Hauses Kaffee gestellt bekommen und habe für jedes Kind ein kleines Süßigkeiten-Kerzen-Säckchen gebastelt und die aufs Klavier gelegt, so daß jeder neben dem Erfolgserlebnis, seine Vorspielangst überwunden zu haben, auch noch eine kleine Belohnung zum Naschen erhielt.


Es wurde sehr gemütlich, oft lustig, weil die Kinder ihre Stücke selbst ansagen mußten und weil kleine Geschwister mit Keksen in der Hand neben ihnen standen und krümelten. Womit ich nicht gerechnet habe, war, daß auch einige der Eltern für mich kleine Überraschungen hatten, und darunter genau die, deren kleiner Junge sich anfangs nichtmal in den Raum getraut hat und der noch drei Monate nur spielen wollte, wenn er bei Opa auf dem Schoß sitzen durfte. Die Mutter hat mir vor einigen Wochen schonmal eine sms geschrieben und sich bedankt, daß ihr Kind jetzt wieder gerne Klavier spielt.


So kam ich zu einer Packung Weihnachtstee mit Kandis und einer handgemachten Naturseife aus einem Ökodorf hier in der Nähe. Ist das nicht toll? Außerdem schenkte mir mein Chor einen Gutschein für den örtlichen Bioladen, eine Sopranistin diesen kleinen, hölzernen Teelichthalter und ein Kollege das Büchlein mit irischen Segenswünschen vorne im Bild mit dem kleinen Tonelch.
Die CD oben im Bild mit Mendelssohnmotetten stammt von einem Musikerkollegen, der mir dazu die schönste Karte geschrieben hat - ohne es zu ahnen, traf sie mitten ins Herz. Es war einfach nur ein Stück unbedrucktes Fotopapier; hinten war ein netter Weihnachtsgruß und vorne hatte er mit Kugelschreiber ein Zitat von Walter Benjamin draufgeschrieben:

Glücklich sein heißt, ohne Schrecken seiner selbst inne werden zu können.

Genau zu dieser Erkenntnis war ich in einem Gespräch mit meinem weisen großen Bruder ungefähr zwei, drei Wochen vorher auch gekommen und ich hatte genau diesen Gedanken immer wieder im Kopf und im Herzen bewegt. Aber darüber schreibe ich wohl intensiver ein andermal und vielleicht anderswo.

Schließlich kam Weihnachten und ich besuchte Familie in Bayern. Es regnete die gesamte Hinfahrt und in Bayern war Land unter. Der Weg vom Hotel zu meinem dortigen Bruder sah so aus:


Die großen Seen rechts und links sind übrigens normalerweise Felder.

Wir waren in der evangelischen Christvesper, im Familiengottesdienst mit Krippenspiel, da meine größte Nichte mitkommen wollte. Ihre Mama ist evangelisch und die Kinder sind getauft, aber meine andere Schwägerin, die ebenfalls mitkam, war noch nie in einem Gottesdienst gewesen.
Das Krippenspiel war toll - richtig gut durchdacht, etliche Kinder und Teenager, die wirklich Spaß zu haben schienen, nach jeder kleinen Szene sollte die Gemeinde eine Strophe des unendlichen Liedes "Vom Himmel hoch da komm ich her" singen und in der Predigt ging es um Engel. Hätte nicht besser sein können.

Meine Nichte sah vor Beginn zu dem großen Holzkreuz mit Jesus auf und fragte, warum ihm der Kopf so runterhängt. Ich sagte, der fühlt sich da am Kreuz bestimmt nicht wohl. Sie guckte mich an und sagte: "Quatsch, der ist doch tot." Ich mußte grinsen und meinte, vorher hat ihm das wehgetan, deshalb hängt der Kopf immer noch runter. Dann fragte sie mich, was es mit der Auferstehung auf sich habe. Schließlich: "Wer tot ist, ist tot", wie sie vollkommen richtig feststellte. (Papa ist ja auch Physiker.) Ich sagte, stimmt, der Körper bleibt tot, aber die Seele kann auferstehen. Das hat sie anstandslos akzeptiert und meine nichtchristliche Schwägerin auf meiner anderen Seite drückte mir nach dem Gottesdienst die Hand dafür.

Mein kleiner Neffe entdeckte während des Abendbrotes die Zimmerdecke für sich und wollte dauernd hoooooooch, weshalb ich tierischen Muskelkater in den Armen bekam. Er ist zweieinhalb und riesig!

Auf dem Rückweg besuchten wir noch eine Schwester auf halber Strecke und am nächsten Tag gab es großes Halbfamilientreffen anläßlich des Geburtstages meiner Großnichte.

Dann verlangten meine Eltern nach mir und bewarfen mich, während ich glücklich ihren Hund kraulte, auch noch mit Geschenken:


Das sind im einzelnen ein Buch mit Musik für die keltische Harfe, auf die ich noch immer warte, eine Weihrauchmischung "Körper-Einklang", ein Stiftebecher mit Green-Man-Motiv und ein Kerzenhalter mit dem keltischen Kreuz, ein Buch mit Briefen von Clara und Robert Schumann und Johannes Brahms, zweimal Pflegezeug mit lecker Rosenduft und ein total toller Tee, auch mit Rosen und dem schönen Namen "Nur Mut", der in so Baumwollsäckchen ist. Dazu jede Menge Schokolade von der edelsten Sorte   uuuuund: ein Gutschein für sechs Massagen bei der Thai-Frau, die wirklich Wunder wirkt, aber leider von den Kassen nicht akzeptiert wird. Hurrah, bald werde ich hoffentlich meine Finger wieder spüren!

Und als ich endlich wieder in heimische Gefilde zurückkam, müde, ausgelaugt, Familien-Overkill und so, hatten die Nachbarn gleich zwei Pakete für mich. Beide waren regelrechte Schatzkisten.


Von Athena ein Buch, das ich schon lange mal lesen wollte, einmal Orangenbonbons und einmal geradezu verbotene Pfefferminzbonbons in dieser tollen Dose, eine duftende Rosenseife (es ist offenbar das Jahr der Seifen für mich), einen Glitzerengel, weil sie ist, wie sie ist ;-) und ein wunderschönes kleines Brigittenkreuz für um den Hals, das ich seither jeden Tag getragen habe.


Und von Ash und Feona ein Hildegardtee (yummiiiiiiie), zwei Glücksklee-Kerzen, eine Räucherung, die ganz sicher von Tricia stammt, und die ich Silvester durch die ganze Wohnung schwenken werde und diese beiden Schmuckstücke vorne im Bild, die ich grad nochmal größer herzeigen muß:


Ich habe erstmal gesessen und geheult, muß ich gestehen. Ein Armband mit lauter kleinen grünen Steinchen, schwarz-goldenen Herzen mit Knotenmotiv und goldenen Kleeblättern, und dazu dieses unglaublich wunderschöne Holzkreuz, das hat mich wirklich umgehauen.

(Ja, wer's noch nicht mitgekriegt hat, ich mag St Patrick. *räusper*)

So. Wer immer der Meinung ist, gegenseitiges Beschenken zu Weihnachten sei sinnlos und nur von der Werbewirtschaft erzwungene Geldverschwendung, bekommt offenbar keine Geschenke, die derartig von Herzen kommen wie diese oder kennt niemanden, dem er selbst von Herzen eine Freude machen möchte. Ich habe auch solche Arbeitskollegen - Zyniker in ihrer Einsamkeit - und Verwandte, die nur aus Pflichtgefühl schenken (ja, ich habe auch eine in den Zigarettenanzünder einstöpselbare Sitzheizung fürs Auto bekommen von einem Verwandten, der beruflich Ramsch verkauft und gerade zu viele Sitzheizungen hat), aber selbst wenn man nicht schenken kann oder will (auch aus finanziellen Gründen kann das ja manchmal schwierig sein), findet man doch vielleicht immer noch die passenden Worte für eine herzliche Karte.

Eine der schönsten Weihnachts-CDs dieses Jahres ist von Tracey Thorn. Wieder mal sowas, wo ich wünschte, ich könnte das auch. Bei speziell diesem Lied hier mußte ich immer beim Hören an Feona denken, deshalb widme ich ihr das einfach mal an dieser Stelle stellvertretend für Euch alle, die Ihr in dieser Zeit an mich gedacht, mir um Mitternacht wilde Geburtstagsständchen gesungen, wunderschöne Worte für meine Weihnachtskarten gefunden und einfach Gedanken und Zuneigung an mich verschwendet habt.

Danke.



Freitag, 28. Dezember 2012

Freitagsfüller

- weil ich wieder mal für ausführlicheres keine Zeit habe, hier gemopst, die Vorlage ist fett.

Weihnachten war überschwemmt und voller lieber Menschen.

Entspannung ist momentan wieder ein Fremdwort für mich.

Dieses Jahr muß ich noch drei Tage arbeiten und viel zu viele andere Dinge hinter mich bringen.

Egoismus regt mich auf. Hätte heute Vormittag im Wartezimmer der Radiologie wieder mal mit Möbelstücken werfen können, weil ein Haufen kerngesunder junger Kerle es nicht fertig bringt, einer total arthritischen Oma einen verschissenen Stuhl frei zu machen. Und daneben ein fettes Kind, das auf dem freien Stuhl neben sich eine Süßigkeitentüte deponiert hatte. Ha. Die haben aber nicht mit mir gerechnet. -.-

Mit einem leisen Plopp überbrücke ich manchmal Nachdenkpausen.

Silvester werde ich die Tür hinter mir abschließen, die Telefone abstöpseln und nichts sehen, nichts hören, nichts reden. Ich kann nicht mehr.

Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf Arbeit (hip hip hurra), morgen habe ich mehr Arbeit geplant und Sonntag möchte ich vor der Arbeit noch die Wohnung auf Vordermann bringen und vielleicht jemand interessantes aus der Bloggerwelt mal persönlich treffen, wenn das klappt.

Dienstag, 18. Dezember 2012

Geschenkehummeln

- sind mir zugeflogen, und die muß ich doch unbedingt alle mal herzeigen:

Die Verlosung, die ich bei Kiepenkram gewonnen habe, kam hier innerhalb kürzester Zeit an.


Ich habe nicht nur das herzigste Filzteufelchen der Welt gewonnen, das sofort zum Schutzdeibel meiner Wohnung erkoren wurde, sondern dazu noch diese total schöne, selbstgestaltete Karte bekommen, eine Minipackung gemischter Krottendorfer Räucherkegel (und ich liebe die Krottendorfer ^^), einen kleinen Filzwürfel mit schwerem Kern - ein Briefbeschwerer vielleicht? -, ein kleines Lavendelsträußlein und dieses ganz filigran verzierte Filzherzchen an einer Wäscheklammer.

Danke, ich freue mich wirklich wie verrückt!

Dann kam durch mein spontanes Tauschangebot mit Lavarie auch von dort ein Päckchen:


Da ihr plötzlich das Stück Pacha Mama Seife, das ich mir als Tauschobjekt für meine Musik ausgesucht hatte, plötzlich nicht mehr hinreichend erschien (ich weiß gar nicht, warum - eine Seife gegen eine kurze CD finde ich total in Ordnung), hat sie mir noch Pröbchen von allem möglichen Leckerkram dazugelegt… Herrlich! Man will den ganzen Tag duschen. =)

Das Rückpäckchen habe ich eben auf die Post gebracht und hoffe, es kommt diese Woche noch an.

Und da ich seit einer guten Woche schwer erkältet bin, natürlich pünktlich zur absoluten Hoch-Zeit auf allen Arbeitsstellen, habe ich ein Care-Paket von meiner Mama bekommen, die mitgekriegt hat, daß ich schon nicht mehr zu den grundlegendsten Dingen wie Einkaufen kam. Sie hat einfach den Ersatzschlüssel missbraucht und rund um meinen Adventskranz lauter tolle Dinge drapiert:


Viele, viele Aufstriche, vegane Nudeln und Saucen, ein kleines Weinchen und Obst im Glas. Außerdem frisches Obst und Gemüse auf dem Küchentisch und ein Salat im Kühlschrank. Hach. <3

Jetzt bin ich zwar immer noch krank am Arbeiten, aber die Laune ist doch deutlich besser, wenn man sich nicht nur von trockenen Brezeln aus der Kantine ernährt.

Außerdem habe ich endlich herausgefunden, warum ich bei fast allen Youtubevideos nichts sehen konnte seit einigen Tagen: Ich nahm an einem html5-Test Teil. Natürlich ohne gefragt zu werden. Gut, daß es Mac-Foren gibt und man das unkompliziert deaktivieren konnte.

Daher hier ein Chorstück, das ich einfach unglaublich liebe - Javier Busto hat ohnehin sehr, sehr schöne Chorwerke geschrieben und Chormusik als solche finde ich auch beinahe unerreicht schön unter allem, was die Musikgeschichte zu herzugeben hat - O Magnum Mysterium.

Und damit bin ich wieder zur Arbeit.

Montag, 10. Dezember 2012

Verlosung - Julzeit voller Wunder

Da ich gleich zur Arbeit muß, werde ich mit der Verlosung von Julzeit voller Wunder, die ja heute stattfinden soll, nicht mehr warten. Ich habe mich zu einem Spätstück gemütlich an den Tisch gesetzt,


die Namen aller Teilnehmer auf Zettel geschrieben


und diese dann nach bester Musikermanier ordentlich gefaltet, kräftig umgerührt, mir gewünscht, daß es der bekommt, der sich am meisten drüber freuen würde, und ein Los gezogen.


AND THE WINNER IIIIIIS:


Herzlichen Glückwunsch, Athena!

Und während ich dies hier schreibe, erreicht mich eine Mail, daß auch Lavarie sich noch schnell mit hineinwerfen wollte - das tut mir total Leid, ich hatte tatsächlich schon ausgelost. Aber da ich handgemachte Seifen liebe wie verrückt, würdest Du Dich vielleicht auf ein Tauschgeschäft einlassen? Seife gegen Musik, einfach so?

Und hier noch etwas schönes, regelrecht heiliges, auf die Ohren:


Haaach, Händel… was für ein Komponist. Die Opern, die Oratorien, jedes einzelne Ding eine Perle.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Julzeit voller Wunder

Über diese schöne Blogaktion hatte ich ja bereits geschrieben. Hier ist auch noch einmal der Link zu einer der beiden Urheberinnen mit Teilnehmerliste.

Und hier ist mein Beitrag:


Das sind etwa 15 Minuten Musik, sanft verjazzte Versionen von Weihnachtsliedern, selbst gespielt, selbst gesungen, selbst aufgenommen. Dazu eine Winter-Feierabend-Räucherung mit Rosenblüten, Zimt und allerlei anderen guten Dingen.

Wer in den Lostopf für "Julzeit voller Wunder" hineinmöchte, um mit etwas Glück die CD und das Räucherwerk zu gewinnen, muß kein eigenes Blog führen und auch nicht selbst an der Wichtelei teilnehmen. Es reicht, wenn Ihr mir einen Kommentar unter diesem Beitrag hier hinterlaßt und Euer Name kommt in die Trommel. =)

Die anderen Teilnehmer habe ich eben mal von der Wilden Wölfin kopiert, damit Ihr da auch mal Eure Nasen vorbeistecken könnt:


Ringelmiez (ziemlich sicher)

Montag, 19. November 2012

Hummeln, senfgelb und "Leberwurst"

Gestern früh wurde ich vom Handy geweckt. Ich schaffte es nicht, vor der Mailbox ranzugehen, und als ich sie abhörte, lachte ich eine halbe Stunde leise vor mich hin: Ein sehr netter Arbeitskollege hatte mir "Weil heute Dein Geburtstag ist" draufgesungen - alle drei Strophen! Ich schrieb ihm eine sms, wie toll ich das finde - und daß ich mir die Nachricht bis zu meinem Geburtstag nächsten Monat abspeichern werde, damit ich das Lied dann noch einmal in voller Länge genießen kann. Zwei Stunden später rief er wieder an, lachte ebenfalls herzlich und seine Frau im Hintergrund meinte, sie fände das allerdings etwas besorgniserregend; schließlich hatte er mich vor zwei Wochen erst nach dem Datum gefragt. Ich riet ihm, mal nachzuhaken, ob das nicht ihr Geburtstag sei vielleicht. Das wäre dann wirklich besorgniserregend, denn die beiden sind seit Schulzeiten ein Paar und gehen auf die 50 zu.

Dann hatte ich zwei Privatschülerinnen, von denen mir eine einen Termin im Dezember absagen mußte - zu ihrem Bedauern aber meinem nur Halbbedauern, denn da ist das Kollegen-Weihnachts-Bowling der technischen Abteilung meines Hauptjobs, zu dem ich eingeladen war und das ich schon mit einem tränenden Auge abgesagt hatte.

Dann kam ich zur Spätschicht in eben diesen Hauptjob und fand auf meinem Arbeitsplatz ein kleines Gläschen Quittengelee von dem singenden Kollegen, der Frühdienst gehabt hatte, mit einem Post It dran, das sagte: "Möge Dir diese Kostprobe Deinen Morgen versüßen." Hach. Es ist lecker, wie ich in eben diesem Moment mampfend feststelle - deutlich besser als mein eigenes, das ich aus seinen mir mitgebrachten Quitten gemacht habe. Muß doch seine Frau mal um das Rezept anbetteln.

Heute früh wurde ich erneut vom Handy geweckt. Diesmal die Sekretärin der Musikschule (Nebenjob), die verkündete, zwei meiner Schüler bzw. deren Eltern hätten eine Unterrichtszeiterhöhung beantragt. Es gibt nämlich drei verschiedene Unterrichtszeiten: 45 Minuten, 30 Minuten oder - tadaaa - 22,5 Minuten. Die 30 Minuten sind bei kleinen Kindern sinnvoll (obwohl ich selbst als Kind von Anfang an 45 Minuten hatte, ohne mich gedrillt zu fühlen), besonders, wenn die Eltern der Meinung sind, das Kind müsse mit 3 in die Früherziehung und mit 4 ans Instrument. Schließlich wird es später mal Superman. Aber 22,5 Minuten sind reine Abrechnungssache. Die Eltern bezahlen nur die Hälfte einer vollen Unterrichtsstunde, aber der Lehrer unterrichtet natürlich nie 22,5 Minuten, sondern letztlich doch eine halbe Stunde. Ich kann ja dem nachfolgenden Kind nicht sagen: Komm mal um 16.22,5 Uhr. Ich kann auch einem kulleräugigen Rotzlöffel nicht sagen: Du hast zwar gerade erst Deine Jacke ausgezogen und das C gefunden, aber die Stunde ist vorbei, wir machen jetzt nichts mehr, denn Deine Eltern bezahlen mir die 7,5 Minuten nicht. Da Musikschulen subventioniert werden und die fehlenden Minuten für die Eltern keinen großen Unterschied machen, für mich aber schon, habe ich das zwei meiner Schülereltern letzte Woche einfach mal so gesagt - und siehe da. =)

Und dann setzte ich mich hin, Emails zu beantworten (Konzertplanung für die Weihnachtszeit und so), als ich eine Email erhielt, die mich über eine persönliche Nachricht im Forum meines Onlinespiels informierte. In diesem Forum werden Ereignisse organisiert, die dann als Rollenspiel direkt im Spiel stattfinden, man kann seine Charaktere dort vorstellen und sogar weiterentwickeln, indem man ihre Geschichten schreibt und sich einfach mit den anderen Spieler über alles Mögliche austauschen. Ich klickte sie an und las die PN: "Habe gerade das Tagebuch Deines Priesters gelesen und Tränen gelacht. Es ist göttlich - bitte schreib weiter." Von einem Spieler, den ich gar nicht kenne. Jetzt grinse ich wie ein Dreckeimer, denn ich habe dieses Tagebuch am Wochenende erst begonnen, es hat gerade mal zwei Einträge. Und ich habe schon monatelang mit mir gerungen, ob ich überhaupt eins schreibe, denn dieser Priester ist kein ganz einfacher Kerl und ich wollte niemandem auf die Nerven gehen mit seinen persönlichen Problemchen - andererseits hat er auch immer wieder so lustige Zusammenstöße, daß es mir schade erschien, nichts zu schreiben. Jetzt habe ich mich überwunden und prompt krieg ich einen Blumenstrauß, das finde ich toll.

So, jetzt noch für Feona ein Bild von den senfgelben Teppichfliesen: Diese hier hatte ich schon im September zwischen meiner und der Nachbarwohnung verlegt, denn die Auslegware dort sah wirklich aus wie räudiges Hyänenfell. (Ratet, welches Schuhregal meines ist…) Die Fliesen sind übrigens nicht 100% übereinstimmend in der Farbe, manche haben ein richtig hübsches Goldgelb, andere sind wirklich ähbäh.


Und jetzt noch ganz fix ein neues Rezept: Pseudo-Leberwurst, in die ich mich hineinlegen könnte, und die keine 10 Minuten dauert.

1 Zwiebel hacken und anbraten, wenn sie glasig ist, eine Dose Kidneybohnen dazu (vorher abgießen natürlich) und 3 Minuten wärmen lassen. Am besten hier schon salzen und pfeffern.


Währenddessen 150-200 Gramm Räuchertofu grob würfeln. Das sind so 2 Fingerbreit (ca 1/3) von diesen handelsüblichen kleinen Blöcken, die man zu kaufen kriegt. Zum Grundrezept gehört nichts weiter, ich habe jedoch noch ein knappes halbes Glas getrocknete Tomaten geschnitten, weil ich das super lecker finde - ich habe auch die Zwiebel in diesem Tomatenöl angebraten.

Kräuter wählen, das ist ganz nach Gusto. Majoran und Thymian gehen, ich habe gestern Petersilie genommen, weil ich noch einen Topf zu stehen hatte und Petersilie sehr gerne mag. Es gehen auch Tiefkühl-Kräutermischungen.

Jetzt füllt man den Tofu, die Zwiebel-Bohnen-Mischung, die Kräuter und in meinem Fall die getrockneten Tomaten in ein Gefäß, in dem man gut pürieren kann und tut genau das.



Et voilà. Es ist so dermaßen lecker, daß ich gestern fast mit einem Esslöffel das noch warme Zeug aus dem Glas gefuttert hätte, bevor ich mich wieder meiner guten Kinderstube entsann. Und durch die Bohnen bekommt der Körper das Eiweiß, das ja jetzt nicht mehr mit Quark und so aufgefüllt wird.

Wie gesagt - total simpel und lohnt sich. Probiert es mal aus!

Samstag, 17. November 2012

Essen | Salat und Spinat-Pilzpfanne

Gestern hatte ich den ganzen Tag keinen Hunger. Das kommt öfter vor - manchmal esse ich dann einfach nichts, an anderen Tagen, so wie gestern, bekomme ich dann gegen Abend Hunger und bereite mir ein regelrechtes Festmahl zu. Nicht übermäßig viel, aber übermäßig bedacht. Ich lausche in meinen Bauch, was der sich jetzt wohl am allermeisten wünscht, und dann bereite ich es ihm mit aller Sorgfalt zu. Derzeit fangen meine Mahlzeiten sehr oft mit einem simplen Salat an, wenn der nicht ohnehin die ganze Mahlzeit ausmacht: Feldsalat, Tomate, Mais, Öl, Zitronensaft. Das löst bei mir regelrecht kleine ekstatische Explosionen auf der Zunge aus.


Den gab es gestern als Vorspeise. Gekocht habe ich Improvisation à la Hummel, wie in letzter Zeit so gerne. Ich hatte Lust, innerlich gewärmt zu werden, und ich hatte einen Riesensack frischen Spinat. Also tat ich folgendes: Eine Zwiebel hacken und mit etwas Kurkuma anbraten, 2 Fingerbreit klein gewürfelten Räuchertofu dazu und eine Knoblauchzehe reingepreßt.


Dann eine große Handvoll Spinat (ich liiiiiiiiiiebe Spinat) und zwei Handvoll Champignons grob geschnitten und mit in den Wok.


Das ganze abgedeckt etwas dünsten lassen und währenddessen aus dem Gewürzregal alles mal rausnehmen und schnuppern, worauf man Lust hat. Mein Votum ging an ein Curry, das ich einzig wegen seines Namens gekauft habe,


Paprikarosen, Zimt, die Vegeta-Würzmischung (statt Salz), Chili und schwarzen Pfeffer (beide frisch über den Wok gemahlen). All dies kam über das Gemüse, gemeinsam mit einer halben Dose Kokosmilch als Sauce mit sonnig-exotischem Geschmack.


Dazu gab es drei geröstete Scheiben meines vorgestern gebackenen Weißbrotes. Satt und glücklich.



Und da ich heute Vormittag eigentlich gemütlich ein Buch lesen wollte, daß ich mir vor einem Jahr von einer guten Freundin ausgeliehen habe und ihr nun endlich mit der Weihnachtspost zurückschicken will, jedoch mitten im Buch von einem Malflash hinterrücks angefallen wurde, habe ich heute schon wieder nichts gegessen. Aber das werde ich gleich ändern, denn es ist noch jede Menge Spinat da.


Freitag, 16. November 2012

Farbe!

Heute habe ich meine Küche erröten lassen. Nun ja, meine "Küche" ist eine Nische, in der sich ein 1,50 m breites Schränkchen vom Vermieter befindet, das auf der linken Seite unten ein Kühlschrank ist und oben 2 Herdplatten hat, während rechts oben ein winziges Spülbecken hängt, unter dem noch etwas Stauraum ist. Das gute Teil befindet sich auf einem durch Laminat abgeteilten Eckchen von etwa 3-4 qm meiner Einraumwohnung. Insofern habe ich wohl eher das *hüstel* Esszimmer erröten lassen.

Nachdem eine Freundin von mir an den Bodensee gezogen und ich ihre Teppichfliesen geerbt hatte, habe ich vor einigen Wochen schon das Schlafzimmer beige und den - äh - Musiksalon grün gefliest.


Wie man auf dem Bild links erkennen kann, kein leichtes Unterfangen wegen der Holzbalken, die überall in meinem Dachstübchen aus dem Boden wachsen. Wie man ebenfalls erkennen kann, habe ich keinen gesteigerten Wert auf Perfektion gelegt. Dies lag vor allem daran, daß mein Cutter den Weg alles Irdischen gegangen ist - in den Haushalt meines getrennt lebenden Mannes. Ich mußte die verhackten Fliesen alle mit der Küchenschere schneiden und habe mir bald den Daumen gebrochen. (Ja, andere Leute wären in den Baumarkt gegangen.)

Vor Kurzem fand ich jedoch in einem Korb, der immer im Flur stand und auch jetzt, da ich keinen Flur mehr habe, auf einer Kommode neben der Wohnungstür - einen Cutter. Nicht meiner, sondern der meines Mannes. Ein richtiger Cutter! Doppelte Größe, doppeltes Gewicht und doppelt professionelle Ausstrahlung meines alten Bastelcutters.

Voller Glück, die nächsten Teppichfliesen körperlich unbeschadet zurechtschneiden zu können, wollte ich meiner Mama davon erzählen und setzte an: "Du Mama, ich glaub, ich habe meinem Mann Unrecht getan..." - "Gut so!" fiel sie mir herzhaft ins Wort und ich mußte so lachen, daß die Cuttergeschichte irgendwie unterging. Jedenfalls habe ich in nichtmal einer Stunde heute Farbe in die Küchedas Esszimmer… also einfach wenn man reinkommt rechts gebracht, inklusive sämtlicher Räum- und Säuberarbeiten, die dazugehören. Ich freu mich.


Jetzt habe ich noch einen großen Stapel senfgelber Fliesen übrig, die ich einfach nicht über mich bringe, zu verlegen. Sie sind häßlich. Mal sehen, vielleicht finde ich einen Abnehmer - sonst müssen sie auf die Deponie wandern, was mir irgendwie auch Leid täte, da das Material wirklich fantastisch ist.

Und jetzt kommt gleich mein ganz persönlicher Therapiehund vorbei mit meiner vermutlich leicht entnervten Mama (der Hund tickt immer völlig aus, wenn er Auto fahren darf und hat sogar schon Fremdwagen überfallen, einfach nur, um sich reinzusetzen) und wir gehen eine Runde hier im Wald am Stadtrand spazieren.

Sonntag, 11. November 2012

Julzeit voller Wunder



Hier wird eine sehr nette Jul-Wichtel-Aktion von der Wurzelfrau und der Wilden Wölfin ins Leben gerufen, bei der ich gerne teilnehmen möchte. Wen es noch interessiert - lest mal nach.

Freitag, 9. November 2012

Heute kaue ich einfach mal den Freitagsfüller von Athena, die ihn immer von scrap-impulse mitnimmt, denn viel mehr wollte ich eh nicht schreiben.

1. Heute bin ich glücklich, denn gestern war's toll auf der Arbeit. Ich weiß noch immer nicht, ob daraus nun eine Festanstellung wird, aber ich lebe momentan in dem Grundbewußtsein, daß was immer kommen mag, zu meinen Gunsten sein wird. Glücklichsein wird langsam zur Gewohnheit. Und auch das macht mich glücklich. =)

2. Ich habe in letzter Zeit derartig viele Visitenkarten verteilt (obwohl ich die Dinger eigentlich total albern finde), daß ich nur noch 2 in der Tasche habe.

3. St Martin war ein Großonkel von St Patrick mütterlicherseits.

4. Ist es ein Zeichen von langsamem Sterben, wenn mir in einem Ensemble dauernd die Proben abgesagt werden? Ich hoffe nicht...

5. Das Beamen müßte mal jemand erfinden. Hat schon, ich weiß - aber ich meine natürlich eine alltagstaugliche Variante.

6. Im übrigen bin ich sehr stolz auf mich, denn ich gehe heute endlich zum HNO Arzt. Nachdem mir schon fast ein Jahr die Ohren fies jucken, wird's mal Zeit. Aber was für andere Menschen der Zahnarzt, sind für mich Leute, die an meine Ohren ranwollen. Ich kriege Panik und schlage um mich oder weine mir in die geballten Fäuste - der Mann tut mir jetzt schon Leid, zumal er ein Freund von einem Bekannten von mir ist, sonst hätte ich diesen Termin auch gar nicht bekommen, und dazu ein gefragter Chirurg in HNO-Dingen. Nun ja, da muß er jetzt durch. Ich packe die Notfalltropfen ein und werde ihn vorwarnen.

7. Was das Wochenende angeht: heute Abend freue ich mich auf meinen ersten Versuch in einer 5Rhythms Tanzgruppe, morgen habe ich einen Reikitermin geplant und Sonntag möchte ich gaaaanz in Ruhe wieder mal den Haushalt auf Vordermann bringen.





Ich wäre eigentlich schon letzten Freitag gegangen, aber die Begründerin der Methode ist wenige Tage davor verstorben und ich erhielt eine derartig traurige Mailantwort auf meine Terminanfrage, daß ich es als pietätlos empfunden habe, in die erste Runde nach ihrem Tod hineinzuplauzen. (Von wegen zu viele Skrupel.)

Da ich schon sehr, sehr lange tanzen will und es aus diversen Gründen nie konnte, bin ich wirklich gespannt, wie das heute Abend wird. Mein Versuch mit einer Zumbagruppe war ja der totale Griff ins Klo. Gruselig, wirklich. Ein Haufen Leute folgen einem manisch grinsenden Vortänzer durch eine Stunde pseudo-latin-Technogeballer, so gut sie eben können - was nicht sehr gut ist, denn die Bewegungswechsel sind wahnsinnig schnell und es wurde nichts erklärt. Um mich herum standen ein ganzer Haufen frustrierter Frauen mittleren Alters, die sich eine Stunde lang alle paar Minuten wie Versager gefühlt haben, weil sie nicht hinterherkamen. Super. Ich selbst kam zwar hinterher dank musikalischen Gespürs (alle 4 Takte den manischen Grinser angucken, was Neues kommt), habe mich aber eine Stunde heftig fremdgeschämt und Techno macht mich auch unglaublich aggro. Das fällt also aus. Standardtänze und alles andere, was ich nicht alleine machen kann, ebenso. Jazzdance und all diese tollen Sachen werden hier nicht angeboten oder wenn, dann zu Terminen, die ich aufgrund meiner späten Arbeitszeiten nicht kann. Also drückt mir die Daumen, daß das heute Abend schön wird!


Mittwoch, 7. November 2012

Die Grenze von Skrupelhaftigkeit

Heute in der Musikschule. Ein Schüler, der ziemlich gut mit dem Instrument umgeht und nur zu gerne von Mama und dem Musikschuldirektor herumgereicht wird, um bei diversen Anlässen mal was zu spielen (was ich nur bedingt gut finde, denn er hat einfach zu viele Termine für einen 15jährigen und nicht die Ruhe, mal an neuem Repertoire und vor allem seiner unguten Fingertechnik zu arbeiten - aber wer bin ich schon, nur seine Lehrerin) erzählt mir, letzte Woche habe der Direktor angerufen, er solle doch auf Veranstaltung xy unserer Kleinstadt nicht nur drei, sondern fünf Stücke spielen. Daraufhin suchte der Schüler sich also noch zwei Werke, die er irgendwann mal gut beherrscht hatte und gab sein Bestes, um sie wiederherzustellen, obwohl er nur zwei Tage Zeit hatte und mich nicht mehr sah in der Zeit. Eines der Stücke war eine Jazznummer mit dem Titel "Nightmare".

Er legte das Stück heute aufs Pult und erzählte grinsend, der Direktor habe es auf der Veranstaltung als "Night" angekündigt. Wie er dem Jungen wohl zu verstehen gab, könne man ja schlecht vor Stadtverordneten etwas mit dem Namen Alptraum spielen. Ich starrte ihn nur an. Ist es möglich, daß sich jemand wegen eines Stücktitels beschweren würde? Nein. Ausgeschlossen. Vor allem, wenn Leute im Publikum sitzen, die zu klatschen beginnen, wenn das Duo auf der Bühne (der Junge und seine kleine Schwester) sich verspielt und abbrechen muß, weil sie von vorne anfangen wollen - weil alle denken, das Vivaldikonzert wäre jetzt eben vorbei. Nein, da muß man keine Skrupel wegen eines Titels haben, oder?

Ich meine... was habe ich denn dann während meiner Schulzeit gespielt? Eine Arab von Debussy? Einen Rhaps von Brahms? Die eine oder andere Bachfu und ein Präl von Gershwin. Außerdem habe ich mehrere Orat gesungen, im Studium die eine oder andere Sin dirigiert…

Montag, 5. November 2012

Quizauflösung und ein großes Dankeschön

Das Dankeschön zuerst: Ich habe zu Halloween gleich von zwei Seiten unglaublich nette Postüberraschungen bekommen und wollte Euch das nicht vorenthalten:


Von Ash und Feona schon letzte Woche diesen tollen Stern, der definitiv an meinen Weihnachtsstrauß kommen wird, und die Kugelkerze, die ich auch erst zum Advent anzünden werde - beide in Farben, in denen ich ohnehin gerne mal schwelge, sowie das Päckchen Ingwerzeug im Hintergrund und eine Tüte Cashew-Cranberry-Knabberkram, die leider nicht mit aufs Foto konnte, weil sie noch am selben Tag ratzeputz weggefuttert wurde. Himmel war das lecker!
Und von Athena kam gerade eben dieses wunderschöne lila Kartönchen mit der tollen Teetasse - ja, das wird meine Adventstasse, soviel ist sicher, und für die tolle kleine Kiste überlege ich mir auch noch einen schönen Zweck. =) Dazu eine riesige selbstgemachte Karte. Ach Mädels. Ich danke Euch! Lauter Hummeln im Bauch.

Die Quizauflösung zur Frage "Was verbirgt sich hinter dem Begriff una corda?" ist folgende:

Una Corda gibt an, daß man nur auf einer Saite spielen soll - und zwar am Klavier. Für alle, die sich jetzt fragen, seit wann das Klavier ein Saiteninstrument ist, hier eine kurze Erläuterung zum Aufbau diese wunderbaren, faszinierenden, magischen Instrumentes: Wenn ein Pianist sich hinsetzt und eine Taste drückt, bewegt damit einen langen Holzhebel (die Taste), an deren Ende ein kleiner, beweglicher Holzhammer angebracht ist. Dieser Hammer schlägt auf die im Korpus des Klavieres gespannten Metallsaiten. (Aber nein, ein Schlaginstrument ist das Klavier ebenfalls nicht.) Mit jeder Taste, die gedrückt wird, gibt es im Inneren des Instruments eine entsprechende Bewegung, der Hammer macht "klonk" auf die Saiten, die ihm zustehen (er bleibt dann in etwa 1 cm Entfernung vor der Saite schweben) und das charakteristische Klaviergeräusch ertönt. Wenn man die Taste wieder loslässt, bewegt sich das Hämmerchen wieder weg von der Saite und stattdessen wird ein kleines Stück Filz daran gedrückt, damit sie auch wieder aufhören, zu klingen - sonst könnte man ja keine kurzen Noten spielen.

Hier mal ein Bild von all dem: Ihr seht die Saiten, hier eine Doppelbespannung (wird wohl ein größerer Flügel sein). Unter den Saiten am Bildrand sehr Ihr die hellen Holzhämmer, die man mit dem Drücken der Tasten in Bewegung setzt, und oben die Filzkeile, die beim Loslassen der Taste den Ton abdämpfen.

Quelle: Wikipedia | Creative Commons

Nun ist es so, daß die ganz tiefen Töne sehr lange und sehr dicke umwickelte Metallsaiten haben und die hohen Töne natürlich sehr kurze und dünne. Damit müßten normalerweise die tiefen Töne dauernd viel lauter und länger klingen als die höheren, was nervtötend und musikalisch inakzeptabel wäre. Deshalb gibt es zwei geniale Tricks der Klavierbauer: Die ganz, ganz tiefen Töne haben nur eine Saite, doch ab dem mitteltiefen Register hat jeder Ton drei Saiten. Alle drei werden gleichzeitig von dem Hammer einer Taste angeschlagen. Jetzt ist es Lautstärkemäßig ausgewogen. Und damit man auch die allerhöchsten Töne noch hört (die wirklich sehr hoch sind und entsprechend sehr kurze Saiten haben, die schnell verklingen), wurde im sehr hohen Register die Leiste mit den kleinen Filzstückchen, die die Saiten wieder abdämpfen sollen (kurze Töne, wie schon gesagt), einfach weggelassen, damit sie etwas länger klingen und damit konkurrenzfähig sind.

Und jetzt kommen die Pedale ins Spiel. Es gibt ihrer je nach Bauart des Klaviers zwei oder drei.

Quelle: Wikipedia | Creative Commons

Das rechte Pedal ist das am häufigsten benutzte. Es hebt die Leiste mit den Filzdingern weg von den Tasten, so daß alle Töne einfach weiterklingen, auch wenn man die Tasten losläßt. Sehr wichtig beim Binden von großen Melodiebögen über die körperlichen Greifmöglichkeiten des Pianisten hinaus, beim Malen schöner impressionistischer Klangwolken und bei vielem anderen.

Das mittlere Pedal schiebt entweder die gesamte Hammerleiste näher an die Saiten heran, so daß sie weniger Anlauf haben und damit weniger Wucht (= alles klingt leiser) oder legt ein dünnes Filztuch zwischen Hämmer und Saiten (= alles klingt leiser). Bei vielen Kastenklavieren kann man das sogar heruntergetreten festhaken. Sehr praktisch, wenn man üben will und der Nachbar Nachtschicht hatte, ansonsten meiner Meinung nach klanglich nicht der Renner, weshalb es auch nicht bei jedem Klavier angebaut wird.

Das linke Pedal nun ist das Una Corda Pedal. Durch das Treten dieses Pedals wird die Hammerleiste einen Hauch seitlich verschoben - von außen bemerkt man gar nichts, das passiert nur im Inneren dieses Wunderwerks der Instrumentenbautechnik - so daß alle Tasten, die normalerweise 3 Saiten anschlagen würden, nur noch eine Saite erwischen, ergo ebenfalls leiser klingen und auch, wenn man genau hinhört und an Wunder glaubt, etwas zarter.

Hörbeispiel gefällig? Brahms (Wer hat hier "nicht schon wieder Brahms" gestöhnt? Ha?) Ballade g-Moll Opus 118, interpretiert von Evgeny Kissin, dem Brahms mit Sicherheit für das Mörderritardando bei 0'30'' den Kopf abgerissen hätte, der aber gleichzeitig bewunderungswürdig authentisch und sehr konsequent sehr nah am Notentext in seiner Interpretation ist, finde ich.

Der Anfang ist "normal". Man hört hier sehr gut, wie Evgeny Kissin das rechte Pedal benutzt, um einen wirklich tollen, voluminösen Klang zu zaubern, ohne alles verwischen zu lassen.
Ab 1'10'' beginnt der B-Teil des Stückes, dieses wundervoll hauchzarte, lichtdurchflutete Nebenthema. Hier gibt Brahms in den Noten una corda vor, und Kissin spielt auch una corda, so wie es klingt. Soll heißen, er tritt das - naa? naa? richtig! - linke Pedal.  Viel Vergnügen!



Freitag, 2. November 2012

Halloween | Samhain | Totengedenken

Wozu tut man das eigentlich? Warum feiern wir dieses Fest und warum feiern wir es auf die Art, wie wir es tun? So grell, im Vordergrund stehen knallige Plastik- und Kunststoffkostüme von Skeletten, Spinnen, Hexen und allem, was sonst noch so eine unterschwellige Berührungsangst auslöst. Alles überzeichnet, alles in schwarz kombiniert mit Neonfarben, alles laut, gut beleuchtet und mit Alkohol und Rockmusik untermalt. Ich glaube, die meisten Menschen malen mit bunten Farben an, was ihnen Angst macht, und fast jeder hat namenlose Angst vor dem Tod oder vor dem Sterben oder beidem. Daher muß es überzogen werden, es muß angebrüllt werden, es muß mit Kostümen gleichzeitig versteckt und hervorgezerrt werden auf eine Art, die auch Kinder verstehen und lustig finden und die dem grundlegenden Thema etwas von seiner Fatalität nehmen. Es ist eine Form der Auseinandersetzung mit dem Tod, und wer sich nicht tiefer auseinandersetzen kann oder will, bleibt eben dort stehen - aber wer weiter hineinsehen will in das innere Dunkel, hat ebenfalls die Möglichkeit an diesem Tag.

Warum feiere ich dieses Fest?

Ich für meinen Teil feiere Ahnengedenken. Ich nenne das Fest auch so und nicht bei einem seiner anderssprachlichen Namen - so wie für mich Lichtmess immer Lichtmess sein wird - weil dieser Name genau seinen Inhalt für mich ausdrückt.
Ich bin der Meinung, daß es ganz gut ist (für mich jedenfalls), ab und an mal einen Blick zurückzuwerfen. Ewige Geradeausschauer verlieren genauso ein Gefühl für den eigenen Standpunkt wie Leute, die sich stets nur nach Vergangenem sehnen. Also , um der Ausgewogenheit und Standortbestimmung willen, einmal im Jahr ist es für mich persönlich wichtig, mir die Zeit und einen offiziellen Anlaß zu nehmen, um auf verschiedene Dinge zurückzublicken.

Meine Ahnen. - Wie stehe ich zu ihnen? Hatte ich überhaupt einen Bezug zu meinen Großeltern, beziehe ich mich in meinem Leben auf sie, in meinem Denken? Oder sind das nur Leute, die ihre Gene weitergegeben haben? Welche Rolle spielen die noch lebenden Ahnen, meine Eltern, Oma, Tanten und Onkel, meine älteren Geschwister für mich? Welche Rolle spiele ich für sie?

Leute, die ich geliebt habe und die vor mir verstorben sind. - Dazu zähle ich meinen Hund. Dazu zähle ich ungeborene oder früh gestorbene Kinder, Nichten, Neffen (die es bestimmt in jeder größeren Familie gibt) oder wichtige Figuren in meinem Leben, die eigentlich nicht mit mir verwandt sind, deren Tod mir aber bedeutsam vorkam. Wie verändert sich von Jahr zu Jahr der Schmerz, wenn ich daran zurückdenke, wie es war, als er oder sie gestorben ist? Wird er weicher, weniger schneidend? Stelle ich vielleicht die Zeit, die man gemeinsam gelebt hat, zunehmend in den Vordergrund meiner Erinnerungen? Habe ich zu manchen von ihnen auch jetzt noch Kontakt?

Die Seelen Verstorbener im Allgemeinen. - Ich finde, daran kann man zu einem solchen Fest ruhig auch mal einen Gedanken verschwenden. Ich bin mir sicher, ein Gedanke reicht ihnen schon, um sich erinnert und wahrgenommen zu fühlen.

Um zu feiern, richte ich immer ein Abendessen aus. Meistens alleine, dieses Jahr mit meiner Mama gemeinsam. Es ist natürlich herbstlich und fast immer ist der Hauptbestandteil Kürbissuppe, die ich einfach liebe. Dieses Jahr gab es ein selbstgemachtes Karottenbrot dazu, außerdem Cidre und Wein.


Die Damen und Herren Ahnen bekommen ein eigenes Gedeck. =) Wenn man in der Familie oder einer Gruppe feiert, kann man einen "Liebeskelch" mit Wein oder Saft herumgehen lassen. Jeder nimmt einen Schluck und sagt dann, wen von seinen Ahnen er an die Tafel mit einlädt. Ich finde das schon allein deshalb einen schönen Brauch, weil man durch das laute Aussprechen des Namens sich selbst einen greifbaren Bezug zur betreffenden Person schafft. Meine Mama und ich haben das gemacht und nur die netten und sympathischen Ahnen eingeladen. =) Dann sind wir beim Essen richtig schön ins Plaudern gekommen - als säßen wir tatsächlich in einer großen Runde. 

Nach dem Essen gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Brot, das man symbolisch mit den Ahnen gebrochen hat, diesen zukommen zu lassen. "Opfern" klingt immer so… komisch. Man kann das Zeug einfach rituell in der Kloschüssel versenken. Wer das Glück hat, in der Nähe eines Waldes, Baches oder gar beider Dinge zu wohnen, kann die Speisen vergraben, in den Wald kippen oder dem fließenden Gewässer übergeben. Ich persönlich würde das in der Natur nicht mit scharf gewürztem Industriefood machen. 
Auch das haben wir vorgestern getan und dazu ein Ewiglicht angezündet. Ich habe ein kleines Dankgebet gesprochen für all jene, die uns vorangegangen sind und uns zum Teil noch immer zur Seite stehen. Dieses Ahnenlicht ließen wir in einer Nische der Friedhofsmauer hier um die Ecke stehen. Bei der Gelegenheit dachte ich auch kurz an all jene verstorbenen Menschen, an die sonst niemand dachte an diesem Abend. Wer weiß, vielleicht haben sie es gehört und sich gefreut.

Schließlich und endlich ist angeblich die Nacht von Samhain auch die einzige im Jahr, in der man ungestraft verfluchen darf. Leute, die das Hexesein sehr ernst nehmen, denken ja, daß alles, was sie aussenden, dreifach auf sie zurückfällt. Ich bin weder eine Hexe noch ein Mensch, der sich dauernd vor drohenden Damoklesschwertern duckt und aufpaßt, daß er immer lieb und nett ist, damit es nur ja nicht auf ihn zurückfällt. Ich glaube, wenn ich richtig, richtig sauer auf jemanden werde, kann ich das an jedem Tag des Jahres zum Ausdruck bringen. 
Aber ich bin praktisch nie richtig sauer auf irgendjemanden. Ich bin ein klassischer Feindversteher und will immer Gründe; ich bringe es einfach nicht über mich, ein Arschloch als Arschloch abzuurteilen und ihm zu wünschen, daß ihm die Weichteile abfaulen. Daher nutze ich diese Nacht auch nie, um Leute zu verfluchen, sondern wenn ich fluche, verfluche ich Zustände, Gefühlslagen und andere Dinge, die ich an mir selbst verändern kann und will. 
Und zwar nehme ich dazu einen Granatapfel und ein Messer, steche das Messer mit Schmackes in den Granatapfel und halte dann nur noch den Messergriff. Sollte man das in der Gruppe machen: Der Apfel darf ab Messerkontakt nicht mehr berührt werden! (Das schafft zum einen mächtig viel magische Spannung - und zum anderen will man ihn ab dem nächsten Schritt auch ganz sicher nicht mehr berühren.) Dann spuckt der erste auf den Apfel und spricht dazu seinen Fluch aus. Ich habe gespuckt und gesagt "Ich verfluche und dulde nicht mehr in meinem Leben …" und entsprechend, was ich los werden sollte. Wenn alle Ritualteilnehmer fertig sind, wird auch der Granatapfel einem Fluß oder Bach übergeben oder einfach mit Schwung in den Wald geworfen, wenn Wasser nicht verfügbar. Dieses Ritual würde ich nicht zu Hause machen und den Apfel würde ich auch nicht in den eigenen Müll werfen, sondern irgendwo ins Freie, wo die Natur ihr Werk tun und alles Ungewollte assimilieren kann. 
Schlichtes kleines Ding, aber das tut unglaublich gut. =)



Und schließlich kann man den Abend damit beenden, Kindern Angst vorm Zahnarzt zu machen oder einfach gemütlich beisammen zu sitzen, vielleicht ein bißchen zum Spaß oder auch zum Ernst zu orakeln, einen Tee zu trinken und alles ein wenig klingen zu lassen. Schließlich muß man am nächsten Tag schon wieder in die andere Richtung sehen, die Zukunft, und auf jeden kleinen Schritt dorthin.

Was bedeutet Euch das Ahnengedenken? 

Donnerstag, 1. November 2012

Musikquiz der Woche

Nach einem wunderschönen und wirklich magischen Abend, an dem ich mit meiner Mama ein kleines Ahnengedenkfest gemacht und danach noch schön orakelt habe, bekam ich kurz vor Mitternacht noch einen Anruf, der mir die heutige Vormittagsprobe absagte. Sehr schön, dann nutze ich die Zeit, um ein bißchen an der Homepage für mein Profiensemble weiterzuarbeiten. Für Euch derweil das aktuelle Musikquiz:

Was verbirgt sich hinter dem Begriff una corda?

Wie immer die Spielregeln: Es geht nicht ums richtig Raten in erster Linie (wer richtig tippt, gewinnt keinen Blumentopf, nur ein virtuelles Schulterklopfen von mir), sondern um den Spaß an der Sache. Also ratet ruhig irgendwas Lustiges oder Absurdes, das Ihr spontan mit den Begriffen assoziiert. Es muß nicht einmal mit Musik zu tun haben. Viel Spaß!

Dienstag, 30. Oktober 2012

Experiment Vegan

Der Posttitel wird auch eine neue Rubrik, denke ich. Ich bin vor 3 Wochen nach einem halben Leben als Vegetarier komplett auf vegane Ernährung umgestiegen. In erster Linie, weil ich Tiere mag, der Grund, aus dem ich auch Vegetarier wurde, als ich mit 14 Jahren an einer Autobahnraststätte einen Tiertransporter mit Hühnern sah. Sie hingen, überwiegend schwer verletzt, teilweise schon tot, in den offenen Gittern an der Seite des LKWs, zusammengestopft in solchen Massen auf kleinstem Raum, daß es ein Wunder gewesen wäre, wenn da nicht sämtliche Flügel gebrochen wären.
Ich habe irgendwo gelesen, daß noch im 19. Jahrhundert in der Schweiz Hunde Nutztiere waren, die zum Verzehr gezüchtet wurden. Solche Hunde:


Mir bricht wirklich das Herz bei der Vorstellung. Aber was unterscheidet nun mein Lieblingsschweizersennenhundprinzesschen von einem Lamm, einem Kalb, einem Pferd - jaaa, bei Pferden schreien schon deutlich mehr Leute auf als bei Kühen und Schafen, denn Pferde sind ja toll und lieb und alle kleinen Mädchen wollen ein Pony. Also mal im Ernst: Wo ist der Unterschied? Was macht ein Tier zum Gefährten und ein anderes zum Ding?

Über meine wachsenden moralischen Knoten hinaus gibt es viele, viele hochinteressante gesundheitliche Aspekte und medizinische Forschungsergebnisse, die einem die Haare zu Berge stehen lassen können. Da das hier zu weit führen würde und ohnehin für Euch und mich unwichtig ist, lasse ich das Thema einfach mal.

Ich werde in dieser Rubrik nicht schreiben, um irgendwen "zum rechten Glauben" zu bekehren, sondern um mal Rezepte zu posten, zu erzählen, wie es mir an Körper und Seele geht mit der nun anderen Ernährung, denn ich betrachte es ein wenig als Experiment an mir selbst, und auch, um von Euch den einen oder anderen Gedanken dazu zu hören und zu erzählen, welche veganen Nahrungsmittel ich nach Ausprobieren als Top oder Flop empfinde.
Was die Rezepte betrifft, kann ich nur sagen: Ich habe nie gerne in der Küche gestanden. Gesessen, ja - um mal mit einer Freundin einen Tee zu trinken, um Briefe zu schreiben, oft sogar um ein Buch zu lesen. Die Küche ist ein großartiger Raum und ersetzte für mich oft das Wohnzimmer. Aber zum Kochen? Nee. Ich bin einfach nicht der Typ für Häuslichkeiten, dachte ich mir. Und gerade jetzt, da meine sogenannte Küche nur noch ein winziges Eckchen meiner Einraumwohnung ist und exakt 2 Herdplatten und einen Miniofen umfaßt, ist es mir wichtig, praktisch kochen zu können. Umfangreiches Hin- und Herschieben diverser Töpfe und Pfannen ist einfach nicht drin, der Abwasch muß sofort gemacht werden, denn einen Geschirrspüler, in dem man schmutziges Geschirr einfach verschwinden lassen kann, gibt es nicht. Mein Stauraum ist ebenfalls minimal, so daß Töpfe und Geschirrhandtücher in ein Badezimmerregal gewandert sind und sämtliches Eßgeschirr in einen Bücherschrank.

Und hier wollte ich also starten, Dinge zu essen, von denen ich keine Ahnung hatte, wie man sie zubereitet. Tja, was soll ich sagen... es ist bisher super einfach und super lecker. Ich beginne, zu experimentieren und entwickle dabei eine derartige Lust am Umgang mit Essen, wie ich sie nie kannte. Ich mag alles, was da drin ist, vorbehaltlos, und alles da drin mag mich und tut mir gut. Es ist total einfach, z.B. Pizza selbst zu machen. Es gibt veganen Reibekäse, der zwar leider keine Fäden zieht (die eine Sorte, die ich bisher ausprobiert habe), aber trotzdem lecker nach Käse schmeckt. Es gibt richtig leckere Milchersatzprodukte. Der Hit des heutigen Tages war Soja-Cuisine. Cuisine ist ein veganer Ersatz für Sahne bzw. Creme fraîche auf Sojabasis. Ich habe mir Pasta gemacht, und weil ich noch frischen Spinat hatte, der weg mußte, wollte ich eine Spinat-Sahne-Sauce dazu machen. Einfach Spinat und die Cuisine aufgekocht, mit veganem Würzpulver und Pfeffer gewürzt und es war derartig yummie, daß ich mich prompt überfressen habe.
Mit Spinat kann man überhaupt tolle Sachen machen: Eine gehackte Zwiebel anbraten (mache ich gerne mit etwas Kurkuma), ein bißchen klein gewürfelten Räuchertofu dazu, Spinat und Sonnenblumenkerne. Das war vor ein paar Tagen mein Abendbrot, weil ich kein Brot mehr hatte und einfach nachgesehen habe, was der Kühlschrank noch hergibt. Zum Reinlegen lecker.

Guten Appetit. =)



Samstag, 27. Oktober 2012

Meine Lieder

Manchmal kommt es vor, daß ich morgens aufwache mit einem Lied im Kopf. Also - das passiert eigentlich jeden Morgen und ist nichts Besonderes, ich erwache einfach immer mit einem Lied, einer Sinfonie oder irgendeinem Stück, das ich vielleicht die Tage zuvor selbst gespielt habe.

Aber manchmal ist es eben mein Lied. Und da heute so ein Tag ist und ich deshalb immer noch vor Glück zu schimmern vermeine, will ich versuchen, hier in Worte zu fassen, was da eigentlich passiert.

Es ist, als würden Lieder mich stets durch meine Nachtreisen begleiten und versuchen, mit mir hierher zurückzukehren. Viele bleiben Traumgeflüster; einige schaffen den Sprung aus dem Schlaf in mein Erwachen, doch vergehen dann in Sonnenlichtnebel, während ich die Augen öffne (was jedes Mal nicht nur frustrierend ist, sondern regelrecht schmerzhaft, als würde ich etwas sehr Vertrautes verlieren).

Und manchmal, sehr selten, schafft es ein Lied bis auf mein Kopfkissen und wacht neben mir auf. Wir sehen uns an, wir lächeln einander zu, wir finden einander vollkommen und geben uns einander hin. Es ist der perfekte Moment, vielleicht der perfekteste in meinem Leben; ich schmecke das Lied - soweit es denn da ist, meistens sind da nur Bruchstücke und ein sehr intensives Lied-Gefühl, das jedes Lied nur für sich alleine hat - ich singe innerlich immer und immer wieder das wenige, das ich jetzt schon von ihm greifen kann, als würde ich immer wieder die Hand von jemandem streicheln, den ich noch nicht im Ganzen sehe. Wenn ich genau weiß, wie diese Liederhand sich anfühlt und duftet, stehe ich auf. Vorsichtig, ohne die Hand / das Lied loszulassen, suche ich nach Stift und Papier. Alles ist mir Recht, ich male sogar auf Taschentücher oder meinen eigenen Handrücken, wenn ich nur einen Kugelschreiber aber kein Blatt finde - Notenlinien kann man ja überall ziehen.
Dann schreibe ich. Ich male ein Portrait von etwas sehr Geliebtem, und dieses Geliebte ist schon vor mir da, es kommt zu mir, ich denke es nicht aus; vielleicht ist das der Grund, warum ich unbedingt mit Notenblatt und Bleistift arbeite, bis meine Stücke fertig sind, anders als alle anderen Songwriter die ich kenne, die sich einfach an ihr Instrument setzen und so lange herumprobieren, bis ihnen irgendwas gefällt. Und ich male es und dabei ist es wie eine Umarmung, wie die Gewißheit, nach einer sehr langen Reise einen Freund wieder im Arm zu halten. Jetzt bist Du bei mir. Hier bist Du, ich halte Dich, ich habe selbst nicht daran geglaubt. Wenn ich mich dann wieder ins Bett lege (Lieder sind offenbar frühe Besucher), ist es, als hätte plötzlich die ganze Welt entschieden, mich zu umarmen. Der perfekte Moment.

Lieder kommen immer ohne Text. Das heißt, sie kommen mit Text, aber der Text hat es bisher nur einmal aufs Kopfkissen geschafft und meistens träume ich meine Musik in Sprachen, die ich beim Aufwachen nicht mehr verstehe. (Nein, das ist kein Scherz. Ich finde das auch höchst bedauerlich, zumal es mich zwingt, Worte in einer mir bekannten Sprache zu finden, die mir selbst meist unzulänglich vorkommen.) Außerdem kommen sie unvollständig, es erscheint nur ihr Wesenskern, vielleicht ein ganzer Refrain, vielleicht nur ein kurzes Motiv, vielleicht auch mal nur eine bestimmte harmonische Folge oder Basslinie - aber den gesamten Aufbau drumherum muß ich noch leisten. Und da beginnt die Arbeit. Da setze ich mich hin (nein, nicht an mein Instrument), mit Notenpapier und Bleistift bewaffnet, und schalte alle Geräusche aus. Manchmal sitze ich am Bahnhof und halte mir die Ohren zu, weil das Handygeplärre um mich herum das Lied überdeckt, das ich nur innen höre. Ich probiere aus, ich koste und schmecke verschiedene Möglichkeiten. Ich entscheide mich für eine, oder auch für alle an unterschiedlichen Stellen im Stück. Ich fühle in den Charakter meines Liederfreundes hinein, denn nur so kann ich die richtigen Worte finden. Interessanterweise gibt es manche Stücke, die einfach nur auf deutsch gehen, und andere funktionieren nur auf Englisch. Es zu übersetzen wäre wie ein künstliches Raumspray auf einen Blumenstrauß zu sprühen.

Meistens schreibe ich ein Lied zu 98% fertig. Dann setze ich mich ans Klavier und spiele. Ich spiele und singe es wieder und wieder und umkreise die letzen 2% (meistens der Schluß, denn Schlüsse können echte Schweine sein). Dann gehe ich damit zu meinem Bruder, der mir etwas moralischen Auftrieb vermittelt, denn 98% eines Liedes sind auch immer der Punkt, an dem ich mich frage, ob ich es überhaupt wert bin, Lieder zu schreiben, ob ich nicht doch nur Mist produziere, ob das alles nur geistiger Dünnschiß ist. Und dann schreibe ich den Rest.

Heute früh - beim zweiten Aufwachen, denn das erste war ja der frühe Liederbesuch - zog ich aus einer Laune heraus Orakelkarten. Die erste sagte mir "such den Sinn in Deinem Leben". Die zweite sagte "Hast Du das Gefühl, niemand hört Dir zu? Denkst Du, Du seist es nicht wert, Deine Stimme hören zu lassen? Vergiß das - mach den Mund auf."
Ich weiß es. Ich muß es nur noch glauben lernen.

Montag, 22. Oktober 2012

Plan oder Zufall?

Ein Thema, das mich diesen Sommer einholte - mit ziemlich viel Schwung, der in mir noch immer nachbebt. Ob Dinge im Leben zufällig passieren oder nicht war bisher eine Frage, die sich mir eigentlich nie stellte. Ich war stets (jedenfalls, seit ich angefangen habe, über dergleichen nachzudenken) der Überzeugung, es gäbe keine Zufälle. Ich fand sogar einen gewissen Trost darin, mir zu denken, daß die schlimmsten Dinge, die mir im Leben zugestoßen sind - Dinge, die mich wahrhaftig  von Grund auf verändert haben, Dinge, die ich jahrelang nicht einmal in Worte fassen konnte, bis ich eines Tages unter ihrem Gewicht einfach zusammenbrach - nicht einfach nur zufällig passiert sind. Ich klammerte mich an den Gedanken, daß ich selbst auf irgendeiner seelischen Ebene vor meiner Geburt ein Mitspracherecht bei diesen Geschehnissen hatte. Ich war mir sicher, daß meine Counterparts in diesem meinem persönlichen Drama und ich uns genau dafür verabredet hatten, vielleicht, weil einer von uns erfahren wollte, wie sich das anfühlt und der andere sagte, mein Freund, ich helfe Dir, diese Erfahrung zu machen.

Ich begrüßte diese Vorstellung aus mehreren Gründen: Zum einen (sehr wichtig für mich) fühlte ich mich damit nicht einfach irgendwelchen dahingerotzten Zufällen ausgeliefert, sondern durfte mich nach wie vor sicher fühlen, daß letzten Endes doch ich selbst, ich als Seele, immer das Szepter in der Hand halte. Selbst wenn mein jetziges Bewusstsein diese Dinge nicht versteht, ja nicht einmal akzeptieren kann, habe ich doch selbst irgendwann irgendwo die Entscheidung getroffen und muss daher nicht hilflos mit einem Schicksal hadern, das womöglich völlig willkürlich um sich schlägt.
Zum zweiten erschien es mir einfach logisch: Bevor wir losmarschieren, machen wir einen Plan.
Zum dritten half es mir, damit umgehen zu lernen, da ich mir sagen konnte, daß mir wohl kaum etwas aufgebürdet würde, was ich nicht tragen kann. Also, so schwer es manchmal auch fiel, konnte ich irgendwie weitermachen.
Zum vierten bin ich ein Mensch, der fest davon überzeugt ist, daß die einzige Art, einen Krieg wirklich zu gewinnen, ist, seinen Feind kennenzulernen. Ich bin Pazifist durch und durch. Ich bin außerstande zu glauben, daß jemand, egal wer, wirklich einfach nur böse ist. (Definiere böse.) Ich glaube, wer krank handelt, ist krank. Ich glaube auch, daß es für die Seele ebenso traumatisch ist, ein Verbrechen zu begehen, wie das Opfer eines solchen zu werden. (Ja, ich weiß, diese Einstellung habe ich vermutlich als einziger Mensch auf der Welt, und sicherlich können das die meisten meiner geschätzten Leser *winkt der halben Handvoll frenetisch zu* nicht einmal ansatzweise nachvollziehen.) Nicht missverstehen: ich bin auch der Meinung, daß man manche Leute einfach nur in ein dunkles Loch sperren sollte und daß Gerichtsbarkeit eine gute Sache ist. Ich glaube jedoch nicht, daß irgendjemand mit einer Art schwarzen Seele geboren ist; ich denke, daß jeder Verbrecher unter bestmöglichen Umständen völlig anders geraten wäre.

Ich sah meine Meinung an allen Ecken und Enden von diversen religiösen, pseudoreligiösen, spirituellen und sonstigen Schriften oder Menschen bestätigt. Vom "es ist Gottes Wille" unserer Großeltern, wenn man irgendwie mit einem Schicksalsschlag umgehen mußte bis zu Neale Donald Walsh, dessen "Gespräche mit Gott" ich sehr schön fand (jedenfalls den Bruchteil, den ich lesen konnte, bevor es sich jemand auslieh...) heißt es überall, es gäbe nichts Zufälliges in der Welt, alles sei Teil eines großen Lebensplanes, sowohl unseres individuellen als auch des Plans der Ontogenese der gesamten Menschheit oder der Welt als solcher.

Und dann kam der August. Ich besuchte Freunde, die genau wie ich ausgebildete Rückführungsbegleiter sind. Mir brannte etwas im Herzen, weshalb ich eine Seelenreise machen wollte, die von einer dieser Freundinnen geführt wurde. Auf dieser Seelenreise traf ich einige Engel meiner näheren Bekanntschaft, ohne darauf jetzt weiter eingehen zu wollen, und während ich eigentlich an etwas ganz anderem arbeiten wollte, nahm mich einer dieser Engel plötzlich in den Arm und sagte mit unglaublich viel Mitgefühl: "Das ist doch alles nicht geplant gewesen. Wir sind so stolz auf Dich, daß Du es geschafft hast, da durch zu kommen."
Ich war fassungslos. Wie - nicht geplant? Wie soll das gehen? Kein Plan? Das mußte ein schlechter Witz sein - was denn sonst? Im weiteren Verlauf dieses Gesprächs mußte ich begreifen, daß ich tatsächlich einen ganz anderen Plan für mein Leben gefaßt hatte. Und seither wälze ich den Grundgedanken in mir hin und her. Und wieder hin. Und wieder her. Das hat mich wirklich erschüttert. All meine schönen, tröstenden Theorien - einfach Pustekuchen. Ich bin tatsächlich ausgeliefert.
Okay, es ist auch so herum irgendwie logisch: Welchen Sinn hätte schon eine Inkarnation, in der jeder Mäusefurz vorausgeplant ist? Wo bliebe da die Lernerfahrung? Und warum sollte jeder Mäusefurz auch gleich von schicksalhafter Bedeutung für mich sein? (Mit diesem letzten Gedanken hatte ich ohnehin immer Probleme. Ich leugne z.B. beharrlich die Relevanz von Horoskopen. Von manchen Dingen fühle ich mich einfach nicht betroffen.)
Wie könnte es außerdem sein, daß mein persönlicher Werdegang total durchgestylt ist und dennoch perfekt zum ebenso durchgestylten Leben von sieben Milliarden anderen derzeit als Menschen inkarnierten Wesen paßt? Ich frage mich auch schon seit langem, ob unsere Seele nicht parallel zu ihren irdischen Abenteuern quasi heimlich hinter dem Rücken unseres Bewußtseins immer mal den Plan ändert.

Und nun, da mir ein wesentlicher Teil meiner Weltanschauung einfach unter den Füßen weggebröckelt ist, bleibt mir nur noch, entweder täglich mit dem Schicksal zu hadern (okay, das habe ich früher auch schon) oder es einfach hinzunehmen. Ich hasse es, von irgendetwas oder irgendjemandem abhängig zu sein, daher ist auch das Hinnehmen von essentiell wichtigen Dingen für mich schwer. Es hat so einen üblen Beigeschmack von Ausgeliefertsein. Andererseits sind wir ja alle dem Leben ausgeliefert, ob wir wollen oder nicht - und zumindest in diesem Punkt bin ich mir sicher, daß niemand gegen seinen Willen geboren wurde. (Obwohl meine Mutter, Krankenschwester und 5-fache Mama, behauptete, sie hätte nie ein Kind nach der Geburt so brüllen hören wie mich, als hätte ich mich vor Frust darüber, geboren zu sein, nicht mehr eingekriegt.)
Also nun? Hoffe ich einfach, daß die meisten anderen Dinge, an die ich glaube, und die sich für mich wahr anfühlen, es auch sind. Und da ich schonmal hier bin, kann ich ebensogut versuchen, dieser Welt die schönstmöglichen Resonanzen zu entlocken.