Samstag, 28. Dezember 2013

Jahresrückblick in Liedern

Dem Beispiel Amalas folgend möchte auch ich einen Jahresrückblick versuchen, ich werde ihn allerdings hummelig anpassen.

[Allgemein] Das Jahr war irgendwie seltsam. Die erste Hälfte für mich eher finster und trostlos, die zweite dagegen erfüllt von einem seltsamen Grundgefühl der Erwartung. Als müsse etwas kommen, das ich noch nicht sehen kann, mir nicht einmal vorstellen, aber das einfach da ist und auf mich zukommt.
(Musikbeginn bei 1'20'')

[Familie] war immer für mich da, explizit meine Eltern und einer meiner Brüder, die immer und unter allen Umständen für mich einstehen würden. Das ist von unschätzbarem Wert. Mein Verhältnis zu den anderen Geschwistern ist von eher sporadischen Begegnungen und im Falle meiner Schwestern von großen Komplikationen geprägt, was ich schade finde, aber nicht ändern kann und worüber ich mir den Kopf zu zerbrechen ich im Laufe dieses Jahres einfach aufgehört habe.
Meine Oma, die vor einem Jahr mit einem faustgroßen Lungentumor und einer vorhergesagten Lebenserwartung von 2 Wochen in ein Pflegeheim kam, weil das Hospiz voll war, ist quietschfidel.
Der Familienhund stellte sich als Alphatier heraus (Hundeschule: So einen Leithund können Sie nicht erziehen, mit dem müssen Sie kooperieren.), was die Nerven meiner Mutter gelegentlich auf harte Proben stellt. Ich hoffe sehr, daß da noch funktionable Kompromisse gefunden werden, denn ich liebe mein Mausiprinzesschen über alle Maßen.

[Freunde] Wichtig! Ich habe wunderbare neue Freundschaften geschlossen, wunderbare alte Freundschaften erneuert, war wieder mal quer durch Deutschland und bis an den Bodensee unterwegs, um sie alle auch mal zu besuchen und zu sehen, wann immer sich für mich ein paar freie Tage ergaben. Ich finde es nach wie vor ein bißchen traurig, daß ich niemanden von meinen besten Freunden hier in greifbarer Nähe habe. Leute in meiner Region sind alles sehr liebenswürdige Bekannte, aber eben auch nie mehr. Aber andererseits habe ich immerhin überhaupt Freunde, und dreimal hoch leben die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten.

[Gesundheit] Ganz in Ordnung, nur seit Oktober zuviel erkältet - nie auskurieren, weil immer auf Achse bringt halt auf die Dauer auch nichts. Wie ich heute meiner Freundin Pferdetina schrieb: Manchmal wünsche ich mir normale Wochenenden und Feiertage. Aber dann wieder denke ich mir: Wer will schon Sekretärin sein?

[Kreativität] Mit dieser habe ich mich das erste Mal so richtig an die Öffentlichkeit getraut. Nicht, daß ich nie öffentlich Musik gemacht hätte, ich mach das ja beruflich; aber mit meinen eigenen Liedern ein Konzert zu veranstalten, war für mich enorm groß. Ich glaube, das war einer der wichtigsten Schritte, die ich beruflich je gemacht habe. Schade, daß es kaum jemand bemerkt hat. ;-)
Gemalt, gestrickt, gehäkelt, gebastelt habe ich das ganze Jahr überhaupt nicht. Das finde ich ein bißchen erschreckend, und speziell das Malen habe ich sehr vermißt, aber es ging einfach nicht - ich habe ja kaum die Muße für meine Lieder. Geschrieben habe ich wenig, nur Anfang des Jahres an einer mittlerweile praktisch eingeschlafenen Gemeinschaftsgeschichte.
Mein Chor wird immer besser. Das ist nicht nur meine eigene Meinung, sondern tatsächlich kommt nach jedem Konzert irgendwer und sagt mir so etwas wie: "Also Wahnsinn, wie Ihr Euch in der kurzen Zeit entwickelt habt". Das finde ich toll, und deshalb suche ich gerade nach einem schönen Festival oder Wettbewerb, zu dem wir nächstes Jahr fahren können.
Und ich habe begonnen, Spaßprojekte aufzunehmen. DAS ist vielleicht - nunja, wie der Name schon sagt, ein Spaß! Ich pfeife einfach auf meinen üblichen Perfektionismus und mache nur, was lustig ist, zu einer Idee, die ich habe. So habe ich für jemanden, der das Heidilied verabscheut, eine etwas andere Version davon aufgenommen, einen WoW-Gildensong, ein Anrufbeantworterlied erfunden, mehrere Geburtstagslieder umgedichtet und noch etliches in der Warteschleife. Ich glaube, sowas mache ich jetzt öfter - wenn ich mit jeder Idee, die ich habe, warte, bis ein hilfreicher Profi mit Tonstudio vorbeikommt, nehme ich nie was auf.

Für so ein Spaßprojekt bin ich übrigens immer zu haben - einfach Nachricht hier irgendwo hinterlassen, falls jemand Ideen musikalisch umgesetzt haben mag. =)

[Beruf] Ich habe im Frühjahr eine Anstellung gekündigt, weil mir eine andere angeboten wurde, die sich als totaler Griff ins Klo herausstellte. Grundgefühl von Anfang an:


Daher habe ich das geplante Großprojekt des Arbeitgebers noch durchgezogen und danach auch dieses Arbeitsverhältnis beendet. Grundgefühl im Moment der Kündigung:



Nun arbeite ich freiberuflich, was im Moment noch mit viel innerlichem Zittern einhergeht, aber sich bisher als machbar darstellt - und sollte das dauerhaft finanziell machbar bleiben, dann kann ich ja eigentlich nur dankbar sein, zu einer akzeptablen Lebensgrundlage (*daumendrück*) auch noch die totale zeitliche Freiheit eines nicht festangestellten zu haben. Wobei totale Freiheit in erster Linie bedeutet, daß ich die Stunden, die ich durch Konzerte nicht unterrichten kann, gerne am Wochenende nachholen darf. Aber… wer will schon Sekretärin sein? ^^

[Spiritualität] Öhm, naja, nö. Das war mehr ein Hier-und-Jetzt-Jahr, in dem es mir in erster Linie ums berufliche Durchhalten ging. Keinerlei interessante Seminare, obwohl mich einiges gelockt hat, ich habe keine Anfragen für Rückführungen bekommen, nur einige Male Freunde mit Reiki versorgt - das hat alles so gar keine Rolle gespielt.

[Intellektualität] Als eine sehr schöne Beschäftigung für meinen Kopf habe ich lange Emails zum Thema Urknall (im weitesten Sinne) mit einem Freund empfunden. Ob die Waage sich da mehr zur Intellektualität oder zur Spiritualität neigt, kann ich nicht wirklich beurteilen, aber einfach abstruseste und vielleicht auch gar nicht so abstruse Gedanken zwischen uns hin und her zu schießen war ein riesiges Vergnügen für mich. Man hat ja nicht oft ebenso willige wie fähige Gesprächspartner für sowas. =)

[Zwischenmenschliches] Dem möchte ich doch einen eigenen Punkt widmen. Ich habe in Job B gelernt, daß ich letztlich als Studentin Recht hatte, als ich meine Diplomprüfung riskiert habe, weil ich meine Integrität nicht aufgeben oder auch nur biegen wollte. Das mag nicht das allgemein Richtige sein, aber für mich war es richtig, obwohl es Probleme nach sich zog.
Und ich habe das jetzt erneut getan, in einer anderen Situation unter anderen Voraussetzungen. Ich habe einen Schlußstrich gezogen, ohne zu wissen, wie es für mich danach weitergeht, weil mir in diesem Moment so wichtig war, nie wieder mit dem Gefühl aufwachen zu müssen, daß heute ein neuer Tag beginnt, an dem ich mich unterordnen muß unter Leute, die ich menschlich und fachlich als höchst fragwürdig einschätze, um es mal gelinde auszudrücken. Und als ich das getan habe, als ich gekündigt habe, rief mich prompt mein intellektueller Freund an und sagte: Wenn es so schlimm wird, daß Du die Miete nicht mehr aufbringst, hast Du hier immer einen Platz zum Schlafen. Kurz darauf boten mir meine Kölner Mädels dasselbe an - und natürlich hätte ich auch immer bei meinen Eltern oder meinem Bruder unterschlüpfen können. Niemand sagte mir: Bist Du bescheuert? Selbst schuld wenn Du kündigst. Und dafür kann ich insgesamt nur DANKE sagen. Danke Euch allen, die Ihr Euch einen Kopf um mich gemacht und überlegt habt, wie mir zu helfen sei.
Und das Resultat der ganzen Entscheidung war, daß ich bisher über die Runden komme, wesentlich besser schlafe, mit einem Lächeln zur Arbeit gehe und von allen Seiten zu hören bekomme, ich würde ja immer so strahlen. Möge es so bleiben oder besser werden. =)

[Konsum] Hmm. Ich bin in eine größere Wohnung gezogen - die besser bezahlte Festanstellung in Job B machte das im Frühjahr möglich und meine Kündigung hat mich bisher noch nicht zum Wiederausziehen gezwungen. Für diese Wohnung habe ich nichts, aber auch gar nichts Neues angeschafft. Nichtmal ein Bett - ich schlafe nach wie vor auf einer Matratze auf dem Lattenrost. Überhaupt habe ich vor Kurzem mal bemerkt, daß ich viele Dinge, die ich besitze, gar nicht gekauft habe. 80% meiner Kleidung wurde von irgendwem ausrangiert und an mich weitergereicht. Meine schönen Kieferholzmöbel habe ich zum 16. Geburtstag geschenkt bekommen, als meine Eltern das Mädchenzimmer ausgestattet haben, und sie funktionieren noch immer einwandfrei. Mein größtes Bücherregal ist ein Erbstück, nur die kleinen habe ich mir als Studentin angeschafft. Selbst mein Klavier ist ein Geschenk von meinem Bruder gewesen.
Da ich auch überhaupt kein Shoppingmensch bin, gibt es hier selten neue Dinge. Aber für den Balkon habe ich Töpfe gekauft und Anfang Dezember eine künstlichen Weihnachtsbaum im Baumarkt-Abverkauf. Die echten tun mir nämlich immer Leid.


Und wieder: Der Schmuck ist nicht gekauft. Die gelben Papiersterne hat mir mal eine Schülerin gebastelt, die Tonfiguren hat meine Schwester getöpfert, den Rest habe ich geschenkt bekommen. Eigentlich braucht man doch gar nicht so viel zum Leben, oder sehe ich das zu naiv?

[Essen und Trinken] Seit einem Jahr und 2 Monaten vegan. Ich habe abgenommen und dasselbe beim vegan lebenden Teil meiner Familie festgestellt. Und ich bin durchaus nicht zurückhaltend, wenn es um Schokopudding, Schakalode, Marzipankartoffeln usw. geht. Ich habe Spaß am Kochen - es gibt sehr sehr oft Pasta bei mir, weil ich Nudeln einfach sehr gerne esse, aber manchmal schieße ich auch quer und mache zum Beispiel Chilibohnen mit "Käse"polenta:


Ich backe mir überwiegend meine Brote selbst (im Broti - ich mag es einfach: Alle Zutaten reinkippen, einschalten, zur Arbeit fahren und bei der Rückkehr lecker Brotduft in der Wohnung haben). Auch da kann man kreativ  sein. Das hier ist zum Beispiel ein Brot mit einigen in Öl eingelegten getrockneten Tomaten und etwas Rosmarin geworden:


[Verspieltes] Ich spiele seit Ende 2008, also seit 5 Jahren, mehr oder weniger regelmäßig World of Warcraft. Ursprünglich in einer kleinen und sehr feinen Gilde mit lauter lieben Freundinnen, die ich schon vorher kannte. Sicheres Terrain also, um Rollenspiel kennenzulernen, um die Funktion eines Computerspiels an sich zu begreifen (*hust* ich kannte ja vorher echt keines) und vor allem eine schöne Möglichkeit, mit ebendiesen Freundinnen in eine virtuelle Kneipe zu gehen und sie einfach zu 'sehen', da sie ja in echt sehr weit weg sind.
Vor einem dreiviertel Jahr habe ich aus versschiedenen Gründen und eigentlich völlig ungeplant die Fraktion gewechselt, was bei mir einiges auf den Kopf gestellt hat. Ich habe auf diesem skurrilen Weg sehr nette Menschen und mindestens einen wirklich guten Freund kennengelernt - ja, auch im Real Life, denn ich bin so ein Typ, dem früher oder später schon irgendwie wichtig wird, zu wissen, mit wem er es da eigentlich so zu tun hat -, und auch mein Spielverhalten hat sich geändert. Ich habe keine Angst mehr vor PvP!
Außerdem bin ich sehr herzlich in einer ziemlich chaotischen Gilde aufgenommen worden. Bei einem Besuch von mir im Oktober beim Gilde-führenden Ehepaar hing am Kühlschrank ein Zettel mit der Aufschrift "Für das liebe Kaninchen", und hinter der Tür verbarg sich lauter leckeres veganes Zeug. Seither habe ich den Spitznamen weg. Neulich beim Einloggen:


Die Freundin mit dem Kaninchenkühlschrank schenkte mir auch eine Zugfahrkarte, damit ich zu Silvester wieder bei ihnen sein kann, und schreibt seither alle paar Tage eine sms mit in etwa dem Inhalt "ich halte nach Kaninchenohren Ausschau - los, hoppel schneller". Aaawwww.

[Zum ersten Mal gemacht] Taufpatin geworden. Eigener Liederabend. Besuch gehabt. Ein Zeitungsinterview abgelehnt.

[Leider nicht gemacht] Hmm, viele Unterlassungssünden habe ich nicht zu beklagen. Das, was ich nicht gemacht habe, habe ich absichtlich weggelassen. Offene Worte zum Beispiel, weil ich der Meinung war, daß sie zwar wahr und wichtig wären, aber der Sache schaden könnten. So ließ ich meinen Mund geschlossen und einen ätzenden Kollegen zum Heiligen werden, um ein Projekt aufzufangen, das sonst gestorben wäre.

[Alben und Songs des Jahres] Ich habe Jane Lui für mich entdeckt. Großartige Frau.


Immer noch und sehr liebe ich auch Mumford & Sons.


Außerdem neu entdeckt habe ich Goldfrapp, von denen ich speziell dieses Lied wunderschön finde:


[Lieblingsorte in diesem Jahr] Die Dusche, mein Bett und die Küche. =) Das Kaninchensofa im wilden Westen. Der Barhocker an Athenas Küchenfenster.

[Erkenntnis des Jahres] Ich muß nicht alles mit mir machen lassen. Ich habe die Ermächtigung, für mich selbst zu entscheiden.

[Drei besondere Highlights] Das Konzert im September. Überraschungsbesuch von 2 Freundinnen, als ich im Oktober im Ruhrgebiet war. Eine neue Freundschaft.

[Drei schröckliche Tiefpunkte] Das Projekt in Job B hat mir mindestens drei am Tag geliefert, bevor ich es abgegeben habe. Ein Onkel, der nicht mehr leben wollte, weil seine Medikamente als Nebenwirkung massive Depressionen auslösten. Und ein Bruder, dem es Anfang des Jahres gar nicht gut ging.

[Drei Pläne für's neue Jahr] Nicht immer so perfekt sein wollen bzw. mich nicht mehr dafür rechtfertigen zu müssen glauben, daß ich eben keinen 9-5-Job mit geregeltem Einkommen habe. Musik nicht mehr so bitter ernst nehmen - schließlich heißt es Klavier spielen. Ein Haustier.

[Und sonst so] Es hat sich in den letzten Wochen und Monaten viel verändert, und ich hoffe, es verändert sich weiterhin auf diese für mich so schöne und positive Art. Das ganze Jahr hatte sowas von einem Korridor - man ist nicht mehr im Raum hinter einem und noch nicht im nächsten, man muß da einfach durch. Aber die Dinge entwickeln sich, glaube ich. =)
Derzeit geht es mir ziemlich exakt so, inklusive der Vorbeifahrer:


Also dann, 2014 kann kommen. Ich glaube, das wird mein Jahr. =)

6 Kommentare:

Tricia Danby hat gesagt…

Und du warst in Irland ... :)

Und du fehlst in der kleinen Gilde von Freunden - und zwar sehr.

Rowan hat gesagt…

Ja.
Und auch so.

Oona hat gesagt…

Wieder schön hier zu lesen.
Und ich denke auch, dass es mein Jahr wird:O) Lustig.
Nur bei mir ist es eher auf der Grundlage von: es kann nur besser werden. Hauptsache am Ende 2014 stehen alle Menschen glücklicher da.
Gruß
Oona

athena hat gesagt…

Also bitte, was ist denn gegen Bürojobs einzuwenden, bitteschön? ;-P
Die Musikvideos werden mir auf dem Pad leider nicht angezeigt, aber besser als kein Internet...

Hummel hat gesagt…

Hihi - nicht beleidigt sein, Mausi. =) Ich weiß, Du stehst da total drauf, und mein Lebensrhythmus würde Dich gruseln ebenso wie umgekehrt. :-*

@Oona: Witzigerweise sagen viele Leute, dieses Jahr war für sie anstrengend, schwer, sie hatten harte Zeiten durchzustehen und sie sind froh, daß es vorbei ist. Interessant, nicht? Obwohl ich natürlich keine Ahnung habe, woran es liegt und ob das überhaupt ein statistischer (wenn auch obskurer) Wert ist. Vielleicht ist ja letztes Jahr die Welt nicht mit einem Schlag untergegangen, aber dafür lauter kleine Welten übers Jahr verteilt. ^^

@Feona & Ash - ich Euch auch!
Und Irland war eigentlich für fast jeden Punkt geeignet. =) Daher fiel das einfach mal aus - ich habe ja sehr viel zur Reise schon gebloggt.
Was die Gilde angeht: Sturmwind-RP schreckt mich grad sehr ab, ich mag das lockere, flapsige Hordegehabe, das PvP und all meine Neuentdeckungen - aber ich bin ja da. Wenn dringend ein Fettnapftreter gebraucht wird, schreit einfach. =)

Rowan hat gesagt…

Sturmwind ist ja nicht nur RP. =)
Ich geh auch gerne einfach nur kloppen.