Samstag, 27. Juli 2013

Ich bin zurück aus…


Gott, war diese Reise schön. Mein erster richtiger Urlaub - nicht nur als Anhängsel einer Großfamilie oder auf Konzertreise mit kaum privater Zeit, sondern von mir geplant und ausgeführt und los ging's. Hach, war das toll. Und weil ich brav Reisetagebuch geführt und jeden Abend die Besonderheiten des Tages (inklusive Eintrittskarten und dergleichen) so smashbookartig festgehalten habe, mache ich jetzt mal einfach dasselbe und schreibe hier einen Teil des Reisetagebuchs nach, mit Fotos und so, damit Ihr auch etwas davon habt.

Erster Tag: Landung in Dublin, dann mit dem Mietwagen nach Armagh in Nordirland. Am Berliner Flughafen sprach mich ein älterer, sehr gepflegter Brite an, der eine grammatische Frage hatte und wir kamen ins Gespräch. Er fragte, wohin wir unterwegs seien, und auf meine Antwort "Armagh" hin sagte er: "Oh - sind Sie sehr religiös?" Mir war bis dahin gar nicht klar gewesen, daß das so eine Bedeutung hat. Er empfahl uns, uns in Dublin die St Patricks Bell anzusehen und sagte lachend, sie sehe aus wie eine Schweizer Kuhglocke.

(Wie immer: Klicken vergrößert die Bilder.)


Der Linksverkehr fühlte sich gut an; das einzige, was ich anfangs nervig fand, war die Tatsache, daß die Gangschaltung nicht gespiegelt ist. Man schiebt also den ersten und zweiten Gang vo sich weg. Aber innerhalb einer Stunde gewöhnt man sich auch daran und der Rest war kein Problem.

In Armagh bezogen wir für eine Woche Stellung. Da wir ziemlich spät ankamen, sahen wir am ersten Abend nicht mehr viel davon. Die Hotelbesitzerin im Charlemont Arms begrüßte uns sehr liebenswürdig und fragte gleich, weil ich eine Emailanfrage wegen veganen Frühstücks gestellt hatte, was wir denn gerne essen würden.

Dann setzten wir uns auf ein Bier in die Hotelbar. Ich trank ein Pint Guinness, meine Mama ein helles Carlsberg. Es dauerte keine halbe Stunde, da kamen zwei Männer, Vater und Sohn auf uns zu, beide schwer angetrunken. Der Sohn begann fröhlich lallend ein Gespräch, während der Vater sich bald ins Bett zurückzog. Der junge Ire erklärte, er sei gerade den letzten Tag auf Besuch zu Hause, bevor er ab morgen wieder in London als U-Bahn-Fahrer arbeiten würde. Er fragte mich, wie das Bier schmecke, und ich sagte ehrlich, was ein Bekannter mir in Deutschland schon gesagt hatte: Anders als in Deutschland, aber sehr gut. Er hob einen pädagogischen Zeigefinger, der schwer im Suff schwankte, und erklärte mit wichtiger Stimme: "Aarr, dad's begause Guinnessh don' dravel. Bes' Guinnessh der is, is in Dublin Airbord. Dasdes differend, de further id goes from home." Ich erklärte mich einverstanden, das auszutesten, schließlich wollten wir ja auch noch nach Dublin.

Im Laufe der Woche dann übertraf die Hotelwirtin sich täglich selbst mit neuen Ideen zum Frühstück: Wir bekamen Margarine und Sojabutter, Mandelmus, gebratene Champignons, Obstsalat, zwei verschiedene Sorten Sojajoghurt und die ganze Zeit mit solch einer Unkompliziertheit und Selbstverständlichkeit, als wäre es ganz normal, wenn Leute nichts essen, was in diesem Land üblicherweise auf den Tisch kommt. Außer Toast.



Am Tag 2 blieben wir erstmal in der Stadt, um uns ein wenig zu orientieren, und immerhin sollte das ja ein Urlaub auf den Spuren St Patricks werden, da muß man sich Armagh einmal gründlich angesehen haben. =) Die Stadt hat gleich zwei St Patrick's Cathedrals, einmal die römisch-katholische, im 19. Jahrhundert neogotisch erbaute, und zum anderen die der Church of Ireland, die angeblich bis auf Patrick zurückgeht.

Beide sind sehr unterschiedliche, aber sehr prachtvolle Bauten. Umso mehr hat mich der Gegensatz im Stadtbild erschüttert: Zerbrochene Fensterscheiben, viel Dreck auf den Straßen, kaputte Häuser, Leute in abgeranzten Jogginghosen in schmuddeligen Supermärkten, ein Straßenhund hat sich glücklich wedelnd von mir streicheln lassen, als wir an einem Imbiss ein paar fischlose Chips gegessen haben. Keine Eiscafés oder irgendwas, das einen Besucher normalerweise anlocken würde. Aber gleichzeitig wieder eine riesige Grünfläche im Herzen der Stadt - The Mall -, die blitzsauber ist, und wo Familien miteinander picknicken oder Ball spielen, ausgedehnte Parkanlagen am Stadtrand mit noch einer alten Klosterruine und Menschen von einer unübertroffenen Herzlichkeit.

Aber hier erstmal Bilder.

Die Römisch-katholische Kathedrale:


Über dem Hauptportal:


Und rechts daneben der Namensgeber:


Innen sehr schöne Weihwasserspender zu beiden Seiten der Eingangstür:


Eine beeindruckende Decke:


Und eine nicht minder beeindruckende Orgel:


Gleich drei weibliche Heilige in einem der vielen, vielen wunderschönen Buntglasfenster:


In beiden Kirchen stand die Lebensgeschichte Patricks kurz aufgeführt neben einer Darstellung der Ereignisse, die Armagh zur angeblich ersten Stadt machen, in der er eine Kirche gebaut haben soll. In der katholischen unglaublich blumig ausgeschmückt, in der CoI dagegen kurz und pragmatisch, was ich sehr sympathisch fand.

Hier ist die ältere Kirche, wie gesagt, angeblich auf dem Standort, wo 444 St Patrick persönlich eine gebaut haben soll, und die jetzt zur Church of Ireland gehört:


Diese Kirche ist von mehreren kleinen Gärten umgeben, in denen Rosen, Himbeeren und alles mögliche blüht und prächtig gedeiht:


Von außen war sie schon beeindruckend, manchmal mußte ich auch laut lachen, wie bei diesem Kerlchen hier:


Überhaupt, die Steingesichter an den Außenmauern hier waren köstlich:


Hier scheint einem schlecht zu werden…:


Und hier schlägt die Geschichte zu:


Von innen war ich ein wenig enttäuscht: erstmal war dort mitten im Kirchenschiff ein Andenkenladen, was ich nur schwer verknusen konnte, dann war das einzige, was dort prangte, eine Vielzahl von Goldtafeln und Marmortafeln, in denen die früheren Erzbischöfe, deren Gattinnen oder schlicht der Besuch irgendeiner Royalität verewigt waren und ich dachte die ganze Zeit, hier fühlt man sich wie in einem Verkaufsmuseum, aber nicht wie in einer Kirche, und ganz sicher nicht wie in der ältesten Irlands, sollte das denn stimmen.
Argh.

Von hier aus gingen wir durch die Stadt zu einem Park am Stadtrand. So ist die Treppe zum Marktplatz verziert:



Und so sieht die Ruine im Park aus:


An diesem zweiten Abend in der Bar (es wurde sehr schnell eine allabendliche Tradition) hörten wir ein amerikanisches Paar mit einem Einheimischen plaudern. Irgendwann sagte der Amerikaner zu dem Iren: "I like your slang." Und der erwiderte: "Dah's no slang. Dah's juss great amounts o' beer."


8 Kommentare:

Rowan hat gesagt…

Sooo schön!
Und ich will einen solchen Weihwasserbehälter. Ist der TOLL!
Die älteste Kirche liegt vielleicht eher irgendwo unter der Kathedrale. :)
T.H. ;)

Die Wortbestätigung paekesh fragt mich grade, ob ich eine Rose kaufen will.

athena hat gesagt…

Ash, Du bist der Burner! :D

Das sind wirklich wundervolle Bilder und ich liebe dieses Reisetagebuch-Ding, weiter so - her damit! =D
Wen haben wir denn da auf den Buntglasfenstern? ^^ Eine Jungfrau, eine Mutter und eine Alte oder was? ;-)

Hummel hat gesagt…

Wann immer ich Zeit finde, schreibe ich weiter. =)
T.H.? Hülf mir auf die Sprünge, Ash. Der Weihwasserbehälter ist überlebensgroß, diese Figuren waren mindestens 2 m nach meiner Erinnerung. Dazu brauchst Du dann auch das Haus mit dem Steinkreis im Garten. ^^ Ich habe auch ein paar sehr niedliche kleine Weihwasserbehälter gesehen, aber keinen in dieser schönen Engelform.

Athena, klick mal auf das Foto vom Fenster, dann kannst Du die Namen lesen: Teresa, Brigid und Dymphna. Also eine Jungfrau, eine Jungfrau und eine Jungfrau. ^^

amala hat gesagt…

aaah, wie toll! ich freue mich schon auf den weiteren reisebericht <3

Emily hat gesagt…

Wow ein wirklich schöner Bericht.
Und sehr schöne Bilder.

Hummel hat gesagt…

Oh danke, danke! =D Ich schreibe auch brav weite,r ich habe es einfach so ungemein genossen, da zu sein.

athena hat gesagt…

Ja ja, diese Christen :D
*duckt sich, gackert und läuft weg*
Ich hatte es übrigens angeklickt, aber ich glaub mein Lappi ist ein bißchen klein dafür :-))

Hummel hat gesagt…

Ach stimmt, der war ja so winzig. =) Nichts für ungut. :-*