Montag, 5. November 2012

Quizauflösung und ein großes Dankeschön

Das Dankeschön zuerst: Ich habe zu Halloween gleich von zwei Seiten unglaublich nette Postüberraschungen bekommen und wollte Euch das nicht vorenthalten:


Von Ash und Feona schon letzte Woche diesen tollen Stern, der definitiv an meinen Weihnachtsstrauß kommen wird, und die Kugelkerze, die ich auch erst zum Advent anzünden werde - beide in Farben, in denen ich ohnehin gerne mal schwelge, sowie das Päckchen Ingwerzeug im Hintergrund und eine Tüte Cashew-Cranberry-Knabberkram, die leider nicht mit aufs Foto konnte, weil sie noch am selben Tag ratzeputz weggefuttert wurde. Himmel war das lecker!
Und von Athena kam gerade eben dieses wunderschöne lila Kartönchen mit der tollen Teetasse - ja, das wird meine Adventstasse, soviel ist sicher, und für die tolle kleine Kiste überlege ich mir auch noch einen schönen Zweck. =) Dazu eine riesige selbstgemachte Karte. Ach Mädels. Ich danke Euch! Lauter Hummeln im Bauch.

Die Quizauflösung zur Frage "Was verbirgt sich hinter dem Begriff una corda?" ist folgende:

Una Corda gibt an, daß man nur auf einer Saite spielen soll - und zwar am Klavier. Für alle, die sich jetzt fragen, seit wann das Klavier ein Saiteninstrument ist, hier eine kurze Erläuterung zum Aufbau diese wunderbaren, faszinierenden, magischen Instrumentes: Wenn ein Pianist sich hinsetzt und eine Taste drückt, bewegt damit einen langen Holzhebel (die Taste), an deren Ende ein kleiner, beweglicher Holzhammer angebracht ist. Dieser Hammer schlägt auf die im Korpus des Klavieres gespannten Metallsaiten. (Aber nein, ein Schlaginstrument ist das Klavier ebenfalls nicht.) Mit jeder Taste, die gedrückt wird, gibt es im Inneren des Instruments eine entsprechende Bewegung, der Hammer macht "klonk" auf die Saiten, die ihm zustehen (er bleibt dann in etwa 1 cm Entfernung vor der Saite schweben) und das charakteristische Klaviergeräusch ertönt. Wenn man die Taste wieder loslässt, bewegt sich das Hämmerchen wieder weg von der Saite und stattdessen wird ein kleines Stück Filz daran gedrückt, damit sie auch wieder aufhören, zu klingen - sonst könnte man ja keine kurzen Noten spielen.

Hier mal ein Bild von all dem: Ihr seht die Saiten, hier eine Doppelbespannung (wird wohl ein größerer Flügel sein). Unter den Saiten am Bildrand sehr Ihr die hellen Holzhämmer, die man mit dem Drücken der Tasten in Bewegung setzt, und oben die Filzkeile, die beim Loslassen der Taste den Ton abdämpfen.

Quelle: Wikipedia | Creative Commons

Nun ist es so, daß die ganz tiefen Töne sehr lange und sehr dicke umwickelte Metallsaiten haben und die hohen Töne natürlich sehr kurze und dünne. Damit müßten normalerweise die tiefen Töne dauernd viel lauter und länger klingen als die höheren, was nervtötend und musikalisch inakzeptabel wäre. Deshalb gibt es zwei geniale Tricks der Klavierbauer: Die ganz, ganz tiefen Töne haben nur eine Saite, doch ab dem mitteltiefen Register hat jeder Ton drei Saiten. Alle drei werden gleichzeitig von dem Hammer einer Taste angeschlagen. Jetzt ist es Lautstärkemäßig ausgewogen. Und damit man auch die allerhöchsten Töne noch hört (die wirklich sehr hoch sind und entsprechend sehr kurze Saiten haben, die schnell verklingen), wurde im sehr hohen Register die Leiste mit den kleinen Filzstückchen, die die Saiten wieder abdämpfen sollen (kurze Töne, wie schon gesagt), einfach weggelassen, damit sie etwas länger klingen und damit konkurrenzfähig sind.

Und jetzt kommen die Pedale ins Spiel. Es gibt ihrer je nach Bauart des Klaviers zwei oder drei.

Quelle: Wikipedia | Creative Commons

Das rechte Pedal ist das am häufigsten benutzte. Es hebt die Leiste mit den Filzdingern weg von den Tasten, so daß alle Töne einfach weiterklingen, auch wenn man die Tasten losläßt. Sehr wichtig beim Binden von großen Melodiebögen über die körperlichen Greifmöglichkeiten des Pianisten hinaus, beim Malen schöner impressionistischer Klangwolken und bei vielem anderen.

Das mittlere Pedal schiebt entweder die gesamte Hammerleiste näher an die Saiten heran, so daß sie weniger Anlauf haben und damit weniger Wucht (= alles klingt leiser) oder legt ein dünnes Filztuch zwischen Hämmer und Saiten (= alles klingt leiser). Bei vielen Kastenklavieren kann man das sogar heruntergetreten festhaken. Sehr praktisch, wenn man üben will und der Nachbar Nachtschicht hatte, ansonsten meiner Meinung nach klanglich nicht der Renner, weshalb es auch nicht bei jedem Klavier angebaut wird.

Das linke Pedal nun ist das Una Corda Pedal. Durch das Treten dieses Pedals wird die Hammerleiste einen Hauch seitlich verschoben - von außen bemerkt man gar nichts, das passiert nur im Inneren dieses Wunderwerks der Instrumentenbautechnik - so daß alle Tasten, die normalerweise 3 Saiten anschlagen würden, nur noch eine Saite erwischen, ergo ebenfalls leiser klingen und auch, wenn man genau hinhört und an Wunder glaubt, etwas zarter.

Hörbeispiel gefällig? Brahms (Wer hat hier "nicht schon wieder Brahms" gestöhnt? Ha?) Ballade g-Moll Opus 118, interpretiert von Evgeny Kissin, dem Brahms mit Sicherheit für das Mörderritardando bei 0'30'' den Kopf abgerissen hätte, der aber gleichzeitig bewunderungswürdig authentisch und sehr konsequent sehr nah am Notentext in seiner Interpretation ist, finde ich.

Der Anfang ist "normal". Man hört hier sehr gut, wie Evgeny Kissin das rechte Pedal benutzt, um einen wirklich tollen, voluminösen Klang zu zaubern, ohne alles verwischen zu lassen.
Ab 1'10'' beginnt der B-Teil des Stückes, dieses wundervoll hauchzarte, lichtdurchflutete Nebenthema. Hier gibt Brahms in den Noten una corda vor, und Kissin spielt auch una corda, so wie es klingt. Soll heißen, er tritt das - naa? naa? richtig! - linke Pedal.  Viel Vergnügen!



6 Kommentare:

Tricia Danby hat gesagt…

Freut mich, dass die Nuss-Mischung gemundet hat :D

athena hat gesagt…

Oh Mann, wie peinlich! Aufgrund meiner angeborenen Gier nach Futter :D war es niemandem vergönnt ein hübsches Foto des liebevoll geschnürten Päckchens zu sehen, welches ich von Ash und Feona erhalten habe... Die Kerze landete sowas von schwupps auf meinem Altar und das Konfekt in meinem Bauch (was übrigens derart überraschend schmeckte), da gab´s keine Chance! :-))
Und auch hier bei Dir habe ich übrigens heute mal wieder sowas von viel gelernt... Ich kann mir ja nichtmal vorstellen so ein Wunderwerk-Monstrum zu bedienen... Da ich nicht nur ein Vielfraß sondern auch noch ein Grobmotoriker bin... Faszinierend!

Hummel hat gesagt…

@Feona: Ich liebe sowohl Cashews als auch Cranberries, und ide Mischung war der Knaller. =D

@Athena: Ich kann auch kein Auto bauen und trotzdem fahren, so ähnlich ist es mit dem Klavierspielen. Ich bin weder ein Michael Schumacher noch ein Evgeny Kissin, aber ich habe eine große Liebe zu meinem Instrument und die größte Achtung und Ehrfurcht vor denen, die es weiter und weiter verbessert haben. Mich fasziniert einfach, wie genial sich das Klavier entwickelt hat (vielleicht blogge ich darüber auch mal was), wenn man sich überlegt, wie wenige Dinge sich z.B. im Laufe der Jahrhunderte an Streichinstrumenten geändert haben.

Tina hat gesagt…

Peinlich, peinlich, das hätte ich eigentlich wissen müssen, oder? Beim Flügel hört man da ja tatsächlich einen Unterschied, wenn man das linke Pedal tritt. Und es gibt auch Flügel, wo sich die Tastatur verschiebt, oder?
Jaja, das Clavier ist eine etwas aus dem Rahmen gefallene Geige, die Orgel eine etwas aus dem Rahmen gefallene Flöte ;)

Hummel hat gesagt…

Ja, bei manchen verschiebt sich die Tastatur, was allerdings beim Spielen nervig sein kann. Das "Clavier"? =)

Tina hat gesagt…

:) Meine Lieblingsorganistin spricht immer von Clavier und meint damit die Tasteninstrumente in ihrer Gesammtheit. Muss irgendsowas barockes sein ;)