Sonntag, 11. August 2013

Wochenrückblick

Es ist ungewohnt für mich, aber mein Körper ist seit 2 Tagen morgens um 7 schlagartig hellwach und in meinem Kopf summen meine Lieder. Aber bis ich den Wetterbericht gehört habe, mache ich eben mal wieder einen Wochenrückblick.

[Wetter] Heiß. Zwischendurch enorme Gewitter, in der Umgebung Hagelkörner mit 3-4 cm Durchmesser. Davon wurde es aber nicht kühler, nur tropischer.

[Gegessen] Frisches Brot mit leckeren veganen Aufstrichen (Papayango, hmmmmm...), Gemüseexperimente mit Glasnudeln, mal wieder Tiefkühlpizza (nur um nachher festzustellen, daß auf den besseren tatsächlich Käse aus Milch drauf ist; ich muß mir also wieder Pizzaschmelz bestellen und selbst backen).

[Getrunken] Wasser mit Holundersirup, Wasser aus Leitung. Kaffee, Bier, Met.

[Gemacht] Stundeneinteilungen, Konferenzen, Proben, mehr Konferenzen, Arrangements neu-, fertig- oder umgeschrieben, Telefonate mit diversen Jobstellen.

[Gefreut] Über unkomplizierte erwachsene Schüler.
Gestern ganz enorm über eine alte Schulfreundin, die nach 15 Jahren nicht-gesehen-nicht-gehört zu meinem Konzert kommen will - aus 300 km Entfernung. Die sich extra dafür ein Zimmer nehmen will. Ich glaube, egal welchen Beruf man ergreift, wenn man die Schulzeit in einem Musikinternat verbracht hat, versteht man immer diesen inneren Brand von Künstlern.
Über meinen Bruder.
Über mein Ensemble, das es nicht darauf anlegt, mein Selbstbewußtsein zu streicheln, was den Wert ihrer Anerkennung für meine Stücke ins Unermessliche steigert.
Über einen kooperativen Gymnasialdirektor.
Über das Wiedersehen mit meiner allerersten Klavierlehrerin, mittlerweile um die 80. Ich darf sie Isolde nennen. =)
Über meine alte Kinderchorleiterin, die mich fragte, ob ich im Konzert dann auch das Lied singe, das ich mit 14 mal fürs Abschlußfest im Chorlager geschrieben habe, und an das sie bis heute total begeistert zurückdenkt. (Ich hab's natürlich längst weggeworfen, sonst wäre ich nicht ich.)

[Geärgert] Ja. Etwas, das mich nicht in dem Sinne geärgert, sondern einfach sehr gekränkt hat.
Dann eine komplette Klavierklasse in einer 60 km entfernten Außenstelle, die alle nicht zur verdammten Unterrichtseinteilung kommen bis auf eine einzige Mutti. Dabei mache ich das extra nicht telefonisch sondern vor Ort, damit die Eltern sich auch untereinander leicht und einfach mit Fahrgemeinschaften usw. abstimmen können. Als hätte ich zu Hause einen Tankgeldscheißesel und eine Extrastundenschenkuhr.
Und über Job B sage ich schon gar nichts mehr, so viel Ärger gehört nicht auf mein Blog.
Über eine Ärztin, die mir ernsthaft erklärt hat, wie 'man' richtig Klavier spielt und daß die Haltung, die ich einnehmen sollte (aber gar nicht einnehme und bei meinen Schülern auch immer korrigiere) meine Probleme verursachen könnte. Ich habe ihr gezeigt, wie ich tatsächlich sitze, aber - ihre Tochter spielt Klavier, da komm ich natürlich nicht ran.
Über die Prioritäten einiger Leute.

[Gedacht] Versteht denn wirklich niemand, was mir das bedeutet?
Und: Kann diese Sitzung bitte enden, bevor mir im Schlaf Sabber aus dem Mundwinkel läuft?
Und: Das ist total verrückt. Egal, das ist total schön. 
Und: Das ist aber ein netter Kollege.
Und: Oh Gott, das ist die Handschrift meines Exmannes.
Und: Is' nich' Euer Ernst, nä?
Und: Reiß Dich zusammen, Hummel, Du schaffst das auch alleine.
Und: Sie werden es töten und dann werden sie sagen, das ist zu meiner Zeit passiert. Und sie wissen, daß ich es weiß, und lächeln mir dabei ins Gesicht.
Und: Scheiße, scheiße, scheiße, ich arbeite hier voll für eine 2/3 Stelle, die immer noch nicht genug einbringt, um mal am Ende des Monats nicht in den Roten zu sein. Wann hört das endlich auf?! Ich bin jung, gesund und sehr bereit, zu arbeiten, und ich kann noch immer nicht davon leben - ein Mensch ohne teure Laster in einer 1,5 Zimmerwohnung in Ossiland. Das kann doch nicht wahr sein!

[Gefühlt] Kribbeln im Bauch. Rührung. Gekränkte Eitelkeit. Enttäuschung. Positive Überraschung. Freudige Erwartung ebenso wie ängstliche Erwartung. Wut. Angenervtsein. Nervosität. Totale Überforderung.

[Musik] Dem Himmel sei Dank hat Job A noch nicht wieder angefangen. Job B ist gerade eine Art Erdrutsch, dessen Ende erst in den Oktoberferien absehbar ist. In der ersten Schulwoche eine "Anfrage" (Marschbefehl) für ein Konzert in der zweiten Schulwoche. Yeah, yeah, yeah. Nach 6 Wochen Ferien kieksen meine Trompeter schon beim E'', aber bitte, natürlich spielen wir gerne. Angst vor einer absolut fachfremden Registerprobe, die ich ab sofort übernehmen muß, und dem Musiktheoriekurs (da allerdings nur in Bezug auf den Flohhaufen, der mich vermutlich erwartet).
Vorbereitung für mein Konzert läuft jetzt auf Hochtouren und ich bete, daß alles soweit glatt geht, wie nur möglich. Keine Rückmeldung bisher von der engagierten Sopranistin. Cello kann nicht zum Soundcheck kommen. Frage mich, ob wir überhaupt einmal vorher wirklich alle eine Probe zusammen haben oder nur immer ich mit einem Bruchteil der Leute (sind immerhin außer mir noch 8 auf der Bühne). Warte auf Anruf aus dem Tonstudio, um das Mastering anzuleiern und wenigstens ein paar CDs hinlegen zu können.

[Alltag] Was ist das? Nein, im Ernst: Manchmal stehe ich vor meinem Kühlschrank und denke: Hmm, Zeit zum Einkaufen muß man eigentlich auch noch einplanen. Hiobsbotschaften wie die von den Selbstmordversuchen meines Onkels, die von der Einlieferung einer ganz lieben Bekannten in die Psychiatrie wegen so schwerer Depressionen, daß selbst die Ärzte sagen, sie haben so etwas selten erlebt und noch mehr davon kommen Hand in Hand mit Arbeitsstress und Kooperationsverweigerung durch die Leute im Job, auf die es im Wesentlichen ankommt.
Ich habe ja meinen persönlichen Therapiehund, der reißt alles wieder raus.

[Gekauft] Eine Handgelenksschiene und eine Stütze für die PC-Tastatur. Die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit ergab nichts - Thema meines Lebens, alles tut weh, keiner findet was - aber da das Problem mit meinem linken Arm ebenso wie das mit meinen Ohren leider nicht einfach verschwindet, wenn ein weiterer Arzt sagt "Da ist nichts", kümmere ich mich halt selbst darum.

[Spirituelles] Stoßgebete.

[Neu] Bis auf die Armstütze noch meine ersten, vorsichtigen Flirtversuche. Und meine "Leckt mich" Haltung auf der Arbeit, die mittlerweile meinen Optimismus ersetzt hat.

[Und sonst so] Heiß, kalt, heiß, kalt, heiß, kalt…



4 Kommentare:

athena hat gesagt…

Oh Gott, lebensgefährliche Depressionen sind ja um Dich rum anscheinend momentan echt auf der Tagesordnung... :(
Und ich hoffe die geärgert / Enttäuschung bin nicht ich... wg. der Sache mit Deinem Onkel... Du weißt Maus... ♡
Kopf hoch, ich drück Dich :-*

Rowan hat gesagt…

Könnte auch ich sein. :(

Hummel hat gesagt…

Ja was das mit den Depressionen ist, weiß ich auch nicht. Sehr sehr seltsam. :(

Tricia Danby hat gesagt…

Und wegen den Schmerzen - denk mal an Psychosomatik ;)

Und die Enttäuschung sind glaub wir ... :(