Dienstag, 27. August 2013

Irland 09 - Dublin

Das war ein verdammt langer Tag. Ein verdammt langer Tag. Und für meinen Geschmack hätte er noch dreimal länger sein dürfen - Input, Input, Input. Die Hummelmama hat sehr tapfer durchgehalten. Also macht Euch auf einen langen, bilderreichen Beitrag gefaßt.

Wir hatten drei Ziele. (Hummelchen wieder ohne richtige Peilung, einfach mal losgehen und so.) Das erste war das Trinity College mit dem Book of Kells und wenn möglich dieser schönen Bibliothek, die man so von Postkarten kennt.

Nach einer ganzen Weile Anstehen kamen wir in die Ausstellung, deren Kronjuwel das Book of Kells ist. Vorher wird man umfassend zum Thema Buchbindekunst unterrichtet, sehr schön aufgemacht und wirklich interessant. An den Wänden waren riesig vergrößerte Motive aus dem Buch selbst als Erklärbeispiele, es wurde auf die Schreiber und Illustratoren des Buches eingegangen sowie ganz allgemein darauf, wie das Papier und die Tinten hergestellt wurden und dergleichen.

Das Buch selbst liegt dann in einem Raum, in dem man nicht fotografieren darf, in einer Vitrine. Und direkt daneben lag das Book of Armagh. Hach. =) In letzterem ist die älteste überlieferte Abschrift der Confession of St Patrick erhalten, aber die war gerade nicht aufgeschlagen, sondern die erste Seite der Apokalypse.

Um wieder aus dem Ausstellungsareal herauszukommen, das so flughafenmäßig organisiert war mit Besucherleitsystem ^^, mußten wir zwangsläufig durch die Bibliothek, von der wir gehofft hatten, daß wir sie sehen dürften. Na wunderbar. :D

Einiges lasse ich mal einfach ohne Worte stehen, weil ich es ohnehin nicht beschreiben könnte, wie ich es empfunden habe. Klicken lohnt sich.

Büsten von Schriftstellern standen an jedem Regalende. Hier der Shakespeare:




Der Mittelgang war in der Mitte mit Vitrinen bestückt, in denen wirklich Schätze lagen, die einem die Augen übergehen lassen. Hier ein Beispiel arabischer Buchbindekunst:


Irlands älteste Harfe, kaum zu fotografieren, aber ich habe es dennoch versucht:


Die Ledertasche des Book of Armagh :


 Und nochmal ein Blick in den Raum. In einen Bruchteil des Raumes.


Wieder draußen schlenderten wir weiter in Richtung St Patrick's Cathedral. Dublins Straßen haben ja auch immer mal kleine Leckerbissen für das Auge. Musizierende Engel zum Beispiel.


Für Feona fotografiert:


Und hierbei schießt mein Kopfkino natürlich sofort Kabolz:


Wir kamen am Dublin Castle vorbei, von dem wir gar nicht wußten, daß es eines gibt:


Und an einer Reihenhausreihe mit Motiven aus Gullivers Reisen an den Außenwänden, das war so niedlich:






Bis wir schließlich durch den Pairc Naomh Padraig gegangen sind, auf die Kathedrale zu.


Irgendwie erschien sie mir immer größer, je näher wir kamen.


Solche Schrägbalken gibt es auch am Kölner Dom und da fand ich sie auch so schön:



Für Insider: Sie sind überall!


Und dann die Kathedrale.


Ich mag ja immer diese in die Torbögen eingemeißelten Gesichter. Dieser hier erschien mir unheimlich sympathisch und vertrauenswürdig - und wie aufwendig die Halskrause gestaltet ist!


Im Eingangsbereich eine große, gußeiserne Lampe auf jeder Seite mit diesem Motiv im Ständer:


So eine Lampe hätte ich natürlich auch gerne. ;-)
Der Übersichtsplan der in der Kathedrale zu besichtigenden Sehenswürdigkeiten macht deutlich die Prioritäten klar - der Schriftsteller (und übrigens auch Dekan dieser Kirche) Jonathan Swift, von dem wir alle praktisch nur den Gulliver kennen und nichts von seinem sonstigen Wirken, politisch und schriftstellerisch, kommt ganz vorne.


In dieser Kathedrale gab es mehrere Dinge, die mich wirklich gerührt haben. Dies hier war das erste:


Auch auf einem der schönen Glasfenster haben wir oben einen Patrick, unten einen Barden oder vermutlich Brian Boru, ich finde das einfach nur genial.


Leicht verschwommener Blick in die Kathedrale (tut mir Leid, das Licht war echt schlecht und ich hatte kein Stativ).


Dies hier war das zweite, das mich berührt hat - eine kleine Bronze, die Patrick darstellt, von einer zeitgenössischen Künstlerin erschaffen. Und sie sieht ihn offenbar ähnlich wie ich; keinen überhöht-attraktiven Mann, auch keinen würdevollen Alten mit Rauschebart, sondern einfach jemand, der gefesselt war, nicht nur einmal in seinem Leben gefangen, versklavt, geschlagen, am Hungern, und der sich da immer wieder am eigenen Glauben herausgezogen hat.



An den Wänden verliefen schmale Metallbänder mit Auszügen aus St Patrick's Breastplate - wenn man einmal um die ganze Kirche herum ist, hat man das gesamte Gebet gelesen, glaube ich. =) Schöne, Idee, oder?


In der "music" Ecke der Kathedrale hat irgendwann mal eine wohl unerhöhrt aufsehenerregende (im positivsten Sinne) Aufführung des Messias von G. F. Händel stattgefunden. Noch zu seinen Lebzeiten, glaube ich. Hier die Kopie des Halleluia aus der Zeit.


Die Bank fand ich einfach nett, denn das ist kein Ausstellungsstück. Das ist zum Sitzen da. ^^


Und dann bin ich ja fast umgekippt:


Ja! Echt! Da hing ein gesticktes Wappen vom Order of St Patrick! Es gibt einen Order of St Patrick! Und es ging noch weiter:


Die Quelle, an der Patrick angeblich irgendwann das erste Mal getauft haben soll und um die herum die Kirche entstanden ist, sieht heute so aus:


Ein Musikengelfenster:


Und eines, das die drei wichtigsten Bischöfe dieser Kathedrale zeigt. Der mittlere ist Patrick, die anderen beiden Daten, wenn es denn auch Sterbedaten sein sollen, sagen mir jetzt nichts. 


Und nach derartig viel Christlichsein und so mußten wir ein wenig entspannen. Weiter ging es zu Fuß durch Dublin, das übrigens keine besonders schöne Stadt ist meiner Meinung nach - nicht so häßlich wie viele andere, die ich kenne, aber auch nicht so schön, daß es mich umhaut. Für eine Großstadt okay, fand das Landhummelchen, und brummte Richtung Bier.



Hui, dabei hatte ich noch gar keines intus.


Die Ausstellung im Guinness Storehouse ist 3 Stockwerke lang informativ. Man arbeitet sich quasi von unten nach oben vor. Man lernt allerlei über Hopfen und Gerste, Wasser und Röstmethoden, und natürlich über die Geschichte der Brauerei. Das sogar ganz bezaubernd in einem Raum voller sprechender Bilder (ja wirklich, wie in Hogwarts). Auf matten Bildschirmen beginnen historische Persönlichkeiten dem Besucher, der nahe genug herantritt, ein kleines Stückchen ihrer eigenen Geschichte zu erzählen. Wenn niemand vor ihnen steht, lächeln sie einfach nur, oder winken, oder trinken ein Bierchen. =)
Ab dem 4. Stockwerk ist es eigentlich nur noch eine große Werbekampagne, aber gut, wer schon so etwas besucht, hat vermutlich nichts dagegen, mit "Guinness is good for you" bombardiert zu werden. Ich jedenfalls hatte nichts dagegen, obwohl normalerweise Werbungshasser.



Wenn man dann den 7. Stock erreicht, tritt man dort in eine Bar mit Rundherumbeglasung, so daß man über die gesamte Stadt gucken kann. Eigentlich wie im Berliner Fernsehturm, nur mit dem Unterschied, daß in Dublin die Häuser so niedrig sind, daß man nicht 300 Meter hoch fahren muß, um über die gesamte Stadt zu blicken.
Wir bekamen ein perfekt gezapftes Bier, das sich erst noch absetzen mußte:


Und das mir ehrlich gesagt überhaupt nicht geschmeckt hat… sehr seltsam. In jeder anderen Bar in Irland war es lecker. *grübel*
Wir genossen den Rundumblick:



Da steht der kleine Kerl und schwenkt das Kreuz. ^^

Auf dem Rückweg gingen wir in einen der vielen veganen Läden, deckten uns mit unglaublich leckerem Pseudokäse, Joghurt und Aufstrich ein und stapften dann ziemlich fertig wieder in unser B&B. Das war übrigens auch total süß vom Keller bis zum Dach mit alten Theaterplakaten dekoriert, und selbst die Zimmer hatten Namen nach Theaterstücken, die irgendwann mal in Dublin aufgeführt wurden.


6 Kommentare:

Rowan hat gesagt…

Zum Niederknien!
Habt Ihr auch was vom Herrn O'Flaherty gesehen? =)
Ich will übrigens diesen Lilienstuhl.

Rowan hat gesagt…

Achso...und wenn Dir das Guinness da nicht geschmeckt hat...hast Du wenigstens das Teil benutzt und hast Dir ein Schwarzfelsbier geholt?

athena hat gesagt…

Bestimmt war das Bier dort zu frisch oder so :D
Tolle Eindrücke jedenfalls wieder, da habe ich gleich das Gefühl live dabei gewesen zu sein, schön! =)

Hummel hat gesagt…

Nein zum Herrn O'Flaherty und nein zum Schwarzfelsbier - leider. =)
Bier zu frisch habe ich ja auch noch nicht gehört. Aber was verstehe ich schon von Bier.

athena hat gesagt…

Ja sorry, war nur ´ne Idee - ich verstehe nämlich nichts von Bier... :D

Hummel hat gesagt…

=) Dann treffen wir uns in seliger Ahnungslosigkeit.