Freitag, 27. November 2015

Freitagsfüller und das Ding mit den Dingen

- um Euch mal wieder ein wenig zu updaten. Von hier.

1. Es gibt Schlimmeres als 2 Wochen ohne Internet zu sein. Für mich war es ehrlich gesagt sogar recht erholsam.

2. Mein Auszug aus der alten Wohnung (ich bin vor 2 Wochen umgezogen) dauert länger als geplant.

3. Der erste Schnee war hier schon einmal recht vorsichtig antesten, ob die Welt schon bereit für ihn sei, und hat sich dann schnell wieder verkrümelt.

4. Sehr oft ist das, was offensichtlich ist, nicht das, was die Menschen im Innersten antreibt.

5. Meine Lieblingsplätzchen sind noch nicht erfunden - ich bin nicht so der Keks-und-Kuchen-Typ. Ich mag Pasta arrabbiata, einen schönen deftigen Auflauf oder eine wild zusammenimprovisierte Gemüsepfanne jederzeit lieber als Plätzchen.

6. Ich brauche definitiv bereits bei niedrigen Plusgraden Handschuhe, oder ich kann nicht mehr arbeiten.

7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf ein leckeres veganes Abendessen bei meiner Schwester, morgen habe ich widerwilliges weiteres Ausräumen der alten Wohnung geplant und Sonntag möchte ich in die Adventskonzertsaison starten.

Ein bißchen detaillierter: Ich bin in eine kleinere, preiswertere Wohnung gezogen. Ich hatte eigentlich für einen Freund gesucht, dem war sie aber zu weit weg von der Arbeitsstelle und ich spare damit fast 100€ im Monat, was echt viel Geld für mich ist. Ich büße einen Traumbalkon ein - eigentlich mehr eine Dachterrasse, auf der meine rauchenden Gäste rauchen konnten, auf der wir gegrillt haben, auf der ich im Sommer geschlafen habe, wenn es drinnen im Dachstübchen unerträglich aufgeheizt war, und auf der ich etliche Pflanzen umgebracht gezüchtet habe.
Ich büße außerdem eine Flut von Licht ein (riesige Dachfenster!) und wunderschöne Balken, schräge Decken, eine große, offene Küche und ein großes Bad.
Ich gewinne dafür ein Schlafzimmer, das den Namen auch verdient - da ich jetzt nicht mehr unter einer Schräge schlafe, kann ich mir ein Bett kaufen! Ein Bett! Ich weiß schon längst nicht mehr, wie sich das anfühlt. Diese Aktion ist für Januar geplant. Außerdem habe ich jetzt einen tollen, von Hummelmama ausrangierten Kühlschrank (der eigentlich etwas groß für mich alleine ist), mit richtigen Tiefkühlfächern, Platz, einer Tür, die ordentlich schließt und allem Schnickschnack, und ich habe eine Abstellkammer.
Und der Hummelmann sah sich in der (da noch leeren) neuen Wohnung um, lächelte mich an und sagte "unsere neue Wohnung gefällt mir". Unsere. <3
Da die neue Wohnung deutlich kleiner ist als die alte, vor allem das Bad und die Küche, habe ich etliche Dinge aus- und umsortiert. Ich habe einen ganzen Sack Klamotten weggegeben und vor allem etliches an so  sich ansammelnden Dingen.

Ich habe festgestellt, daß ich Dinge besitze, die für mich keinen Wert haben, obwohl sie hübsch sind, einen Zweck erfüllen und mir vermutlich irgendwann mal mit guten Wünschen geschenkt wurden. Da Weihnachten vor der Tür steht, hat mich das zum Grübeln gebracht. Was mache ich dieses Jahr, wenn mir wieder Dinge geschenkt werden, die kein Schwein braucht, einfach nur, weil der Schenkende sich besser fühlt, wenn er mir irgendwas in die Hand drückt? Ich möchte keinen Platz mehr in meinem Leben verschwenden mit Dingen, die nur hergestellt wurden, um Leute zum Kaufen zu animieren, die sich im Verschenkezwang wähnen. Ich finde diese gesamte Situation ziemlich verquer.

Überflüssige Dinge sind zum Beispiel, wenn ich von mir selbst ausgehe:

- Noch mehr Kerzenhalter, Teelichthalter, Gläschen für Teelichter usw.
- Holzfiguren - was zur Hölle soll ich mit 5 Holznikoläusen, 3 Holzschutzengeln und einem Holz-und-Stoff-Rentier? Ich bin kein Kitschmensch, ich finde sowas nicht schick, fühle mich aber irgendwie moralisch unter Druck gesetzt, sowas dann nicht nur zu behalten, sondern sogar irgendwann mal irgendwo aufzustellen.
- Glitzernde Dinge ohne Zweck - Kugeln an Bändchen, Herzen aus Pseudoglas, Plastiksterne…
- Ein besonderer Löffel. Es gibt sie, wir alle kennen das. Zum Beispiel ein Löffel für den Honig (den dann doch nie einer benutzt, weil alle mit dem Messer ins Glas gehen oder weil man festen Honig lieber mag). Ein spezieller Löffel für den Kaffee (der schnell zu Humus in der Bestecklade wird, weil man eine Padmaschine hat oder daran gewöhnt ist, Mengen mit dem Teelöffel abzumessen). Oder am Schlimmsten: Ein Zierlöffel, den man gar nicht benutzen kann, weil er beim Abwaschen kaputt geht.
- Tee. Ich trinke sehr gerne, aber nicht sehr oft, Schwarztee. ALLE Kräutertees, Früchtetees und Mischungen, die "Gute Laune", "Frosch im Hals" oder "Frauenfeuer" heißen, schmecken für mich gleich, nämlich nach Spülmittel (wahlweise mit oder ohne Hagebuttenaroma=Sodbrennen), und ich bekomme davon Kopfschmerzen. Daß Tee hübsch verpackt werden kann, ist nicht Grund genug, ihn zu verschenken, jedenfalls nicht an einen erklärten Kaffeejunkie wie mich.
- Bilder, wenn erwartet wird, daß ich sie aufhänge. Ich wähle selbst, was an meine Wände kommt, und derzeit kommt abgesehen von einem sehr schönen Vollmondbild, das mir Freunde vor einem Jahr gemalt haben und das im Schlafzimmer hängt, gar nichts ran (alle Bilder, die ich besitze, wandern in den Keller), denn es ist schlicht kein Platz dafür. Meine Wände sind voller Bücher. :)
- Noch mehr Lichterketten. Ich habe vier. Kein Mensch braucht vier Lichterketten, aber ich mag sie alle: Eine mit Schneeflocken, eine mit noch mehr Schneeflocken, eine mit dunkelblauen Bommeln um die Lämpchen und ein LED-Lichterschlauch.
- Plüschtiere. Ich bin auch kein Plüschtiermensch. Ich habe keine Kinder und ich muß auch meine Kindheit nicht nachholen, die war sehr toll, als sie stattfand. Ich besitze einen kleinen Bären, der ab und an für Reiki herhält, und ein ultracooles kleines Kaninchen, mehr brauche ich nicht (und selbst den Bären überlege ich schon abzugeben).
- Dinge mit Notenschlüsseln dran oder drauf. ALTAAA, will ich da oft sagen, schenkst Du einem Automechaniker kleine Fiatfigürchen? Schenkst Du einer Krankenschwester Trinkgläser mit Spritzen drauf? Schenkst Du einem Lehrer Kreide? Nein! Ich BIN bereits Musikerin, ich bin tagtäglich von Symbolen meines Berufes umgeben und muß nicht, wie es Leute, die Musik als Hobby betreiben, so furchtbar gerne tun, noch weithin sichtbar darauf hinweisen, daß das zu mir gehört.

Ich schätze, Ihr wißt, worauf ich hinaus will: Ein Geschenk, das nur ein Ding ist und mit der Person und Persönlichkeit des Beschenkten nichts zu tun hat, ist kein Geschenk, sondern eine Belastung. Ich möchte damit weder Zierlöffel noch Notenschlüsselohrringe noch Plüschpandas oder Teedosen abwerten - wenn ich Freunde habe (habe ich sogar), die voll auf Notenschlüsselschmuck stehen oder  manische Teetrinker sind oder erklärte Sammler von Ketten mit Kreuzanhängern usw., dann schenke ich ihnen gerne so etwas - aber eben nur dann, wenn ich weiß, daß der oder die Betreffende es als echte Freude empfindet.
Ich glaube, mal etwas schrullig ausgedrückt, Besitz besitzt uns auch, und wir müssen ab und an wählen, wovon wir gerne besessen werden. Ich zum Beispiel habe ein gutes Gefühl dabei, eine große Menge Bücher zu besitzen. Ich liebe sie alle, ich habe sie alle mehrfach gelesen, sie gehören zu mir in irgendeiner Phase meines Lebens, und hier sind sie richtig aufgehoben. Wenn sich bei einzelnen Büchern ein Gefühl von "boah, haste den Mist immer noch" einstellt, gebe ich sie ab.
Und von auf chinesischen Fließbändern hergestellten Holznikoläusen will ich nicht besessen werden.

Was wäre für Euch total überflüssig und eher lästig, weil man nicht weiß, wohin damit und eigentlich gar nichts damit anfangen kann?

Um mal eine Positivliste hintenan zu setzen: Es gibt sie ja, die Ideen für Leute, die nicht wissen, was sie schenken sollen.

- Erstens und sehr wichtig: Ein Geschenk ist nicht so gut wie sein Geldwert, sondern so gut wie der Wunsch, der dahinter steht.
- Ein liebevoll geschriebener Brief oder eine Karte. Heute erst habe ich eine bekommen und mich total darüber gefreut.
- Etwas zu Unternehmendes: Einmal gemeinsam kochen. Einmal gemeinsam ins Kino, ins Konzert oder in die Oper. Einmal gemeinsam in den Zoo. (Das habe ich letztes Jahr geschenkt bekommen und die Karten verbummelt - Dummelhummel. -.-  )
- Wenn es etwas Materielles sein soll: Nachdenken, bevor man schenkt. Einem Menschen, der gerne liest, willkürlich ein Buch zu schenken, kann sehr schief gehen. Praktischer ist da manchmal ein Gutschein für den örtlichen Buchladen oder für einen Onlinehandel.
Auch Leuten, die vielleicht total vernarrt in ihr Auto sind, ist mit einem Gutschein für eine Luxus-Autowäsche eher ein schönes Geschenk gemacht als mit einem Schlüsselanhänger in Autoform.
- Reine Anwesenheit ist auch ein Geschenk: Ich mag Dich sehr, deshalb mache ich es möglich, heute hier zu sein. (So feiert meine Familie, die über etliche hundert km verstreut lebt, z.B. Weihnachten, jedes Jahr in einem anderen Haushalt eines meiner Geschwister.)
- Leuten mit Kindern kann man gut einen Tag Kinderhüten schenken, immer vorausgesetzt, man kann das menschlich und nervlich leisten, um sie zu entlasten.


Worauf ich hinauswill, ist klar - ein Ding ist nur ein Ding. Im besten Fall trifft es zufällig den Geschmack, im schlimmsten wird so ein verzweifeltes Geschenk vielleicht sogar als lieblose Abspeisung betrachtet. Ein Gedanke, den man sich um jemand anderen macht, ist das eigentliche Geschenk. Hier gibt es auch Unterschiede: Manche Leute kennen mich extrem gut. Mein Bruder zum Beispiel. Gleichzeitig vertritt er in puncto Schnickschnack dieselbe Meinung wie ich. Wenn er mir also etwas schenkt, ist es garantiert sinnvoll und bereichert mein Leben. Andere Leute (wie ich selbst) haben viele Freunde und eine große Familie, aber wenig Kohle. Wenn mir so jemand eine von Herzen kommende Karte schreibt, finde ich das viel toller, als wenn mir ein aufwändig verpacktes Dingsbums aus der Weihnachtskitschgrabbelecke im 1-€-Laden überreicht wird.

Oder wie seht Ihr das?


5 Kommentare:

Tricia Danby hat gesagt…

Ich persönlich finde es auch wichtig, wenn sich jemand Gedanken macht - statt einfach nur was zu schenken. Ich brauch keine Riesengeschenke ... aber ich möchte sehen, dass sich jemand wirklich Gedanken gemacht hat.

Und ja - ab und an muss man sich einfach von Sachen trennen. Zuviele Tassen - weil man einfach zuviele Tassen im Schrank hat (davon auch geschenkte), Krimskrams (gerne geschenkt und schon immer für hässlich befunden), an meine Wände kommen eigentlich auch nur Bilder die ich gemalt habe - oder besondere Schätze, die einfach toll sind und mich persönlich sehr berühren. Teils ändert sich das auch mal und muss ausgetauscht werden.

Ich bin dazu übergegangen zu sagen: wenn du nicht weißt was du mir schenken kannst - es gibt Gutscheine von Amazon, IKEA oder DM ... damit kann ich immer was anfangen.

Und wenn es mal knapp ist mit dem Geld - dann ist das eben so.

Hummel hat gesagt…

Genau, Gutscheine gehen immer. :) Und mir geht es sogar so, daß ich mich unbeschenkt oft wohler fühle, weil ich schnell in ein "das kann ich nie adäquat zurückgeben" falle. Natürlich weiß ich, daß das Quatsch ist, aber trotzdem ist das Gefühl irgendwo da.

athena hat gesagt…

Oh mein Gott, jetzt werde ich nie wieder wissen was ich Dir überhaupt noch schenken kann...?! :((

Wie auch immer - da Du mich kennst: Ich liebe solche Dinge ;)
Sachen die glitzern oder duften, die hübsch aussehen und einfach nur das. Weil ich nunmal so bin :)

Ebenso brauche ich diese große Wohnung und den Lebensraum, den sie mir bietet, wie die Luft zum Atmen. Ich wuchs in einer WiNZIGEN Wohnung auf und konnte mich kaum rühren. Heute brauche ich daher Platz, Du kannst Dir gar nicht vorstellen wie sehr. Daher wäre dieser Deal für mich quasi unvorstellbar gewesen. Weniger Licht, weniger Platz, kein Balkon - HORROR. Da sieht man mal wieder wie verschieden wir alle sind und sogar Freundinnen.
Wie auch immer. Wenn´s mal wieder geht, dann werde ich schon irgendwas finden, womit ich Dir eine Freude machen kann - hoffe ich ;)

Hummel hat gesagt…

Naja - mit der Wohnung folge ich einer finanziellen Notwendigkeit. Die Situation, in der Du Dich in den letzten 3 Monaten befunden hast, habe ich seit 7 Jahren. Ich muß eben einfach sehen, wo ich die Lage entspannen kann, und hier war eine Möglichkeit (eigentlich sogar die einzige, denn wer kein teures Laster hat, kann es auch nicht aufgeben ^^). Aber ich freue mich schon darauf, eines Tages WIRKLICH locker die Mittel zu haben, um mir den Lebensraum schaffen zu können, der mich glücklich macht.

Und Du mußt mir nichts schenken - ich meine das ganz ernst, ich kann mich wie doof freuen über eine lieb geschriebene Karte! Etwas, das Dich durch Geldausgabe ärmer, mich aber nicht reicher macht, ist doch total sinnlos. :* Knutscha!

athena hat gesagt…

Du weißt hoffentlich wie ich das meinte mit der Wohnung, ne? Nämlich echt einfach nur aus meiner Sicht, dass das für mich das Schlimmste so mit wäre. Nicht jetzt gar als Kritik oder sowas, an Deiner Entscheidung. Die kann ich durchaus irgendwo nachvollziehen. :*