Sonntag, 24. Mai 2015

Herzlichen Glückwunsch!

Diesen Satz höre ich seit 2, 3 Wochen dauernd. Ich hatte nicht Geburtstag. Ich habe nicht abgenommen. Ich habe keine schwere Prüfung bestanden, keinen Wettbewerb gewonnen, kein schönes Konzert gegeben, keinen Amateurfotografenpreis von der Dorfzeitung zugesprochen bekommen oder irgendetwas dergleichen. Nein.
Ich habe einen Freund.
Ich weiß nicht, ob es normal ist, aber Menschen gratulieren mir dazu. Ich selbst fand das ehrlich gesagt erstmal gar nicht so eine große Sache - jedenfalls nicht eine für die Öffentlichkeit große Sache. Was daran groß ist, ist ohnehin nicht erklärbar und findet zwischen uns beiden statt. Aber dennoch… "gratuliere!" sagte die erste Freundin, die es erfuhr, und sie meinte es aus vollem Herzen, so wie nur ein Mensch, der mich wirklich intim kennt und weiß, wie lang und ätzend der Weg zur schöneren Situation gewesen ist, es ehrlich und aufrichtig meinen kann, und ich dachte mir nichts dabei, denn sie fügte hinzu "das hast Du sooo verdient, daß Du auch endlich mal glücklich bist".
Doch dann gratulierte mir die nächste.
Und die nächste.
Und noch jemand. Ich begann, mich zu wundern.
Dann jemand aus meinem Chor. Da wurde ich wirklich stutzig.
Dann ein Arbeitskollege. Was zur Hölle?!
Dann noch jemand aus meinem Chor. Ich wurde innerlich leicht gnarf.
Okay, okay, ich bin 34 Jahre alt und seit 4 Jahren geschieden. Und alleine. Aber ist das ein Grund, mir permanent zu gratulieren, weil sich jemand in mich verliebt hat? Ich meine - sah es wirklich so aussichtslos aus? Sind alle so erleichtert, daß ich doch noch sowas wie ein normales Leben versuche und nicht altjüngferlich ende? Standen die Chancen echt so schlecht?

Hummelchen ist verliebt. In einen riesenhaften Kerl, der aussieht wie ein Kleiderschrank und laut spricht wie ein Fußballtrainer, der aber nie auch nur ansatzweise seine Kraft oder sein Alphawolfgen ausnutzt. In einen, der mich auf sich zukommen läßt, statt zu verlangen und zu ziehen. In einen, der mir sagt, ich soll alle Musik machen, die mich glücklich macht, egal, wo das ist, obwohl wir 400 Kilometer auseinander wohnen. In einen, der außer Direktheit und Ehrlichkeit, Liebe zu großen, klopsigen Hunden und einem Hobby eigentlich nichts mit mir gemeinsam hat und den ich genau deshalb wundervoll finde.
Na herzlichen Glückwunsch.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich finde es eher bedenklich daß man uuuuunbedingt einen Partner haben muss in den Augen anderer. Natürlich ist zu Zweit sein schön, aber ist das denn Pflicht? Liebe ist schön, ohne Zweifel, aber ich finde auch ohne Partner kann man es sich schön machen.
Daß es Deinen Freundes- und Bekanntenkreis freut ist zwar schön, aber es kommt wirklich irgendwie ein kleinwenig so rüber als hätten sie die Hoffnung aufgegeben...

Komische Sache, das alles....

Tricia Danby hat gesagt…

Ich hab nie die Hoffnung aufgegeben für dich ;) und letzten Endes ist es ja egal ob mit oder ohne Begleitung - Hauptsache man ich glücklich ;)

Ich schätze du weißt, wie mein Glückwunsch gemeint war ;) und ist.

Ich finde es nicht schlimm, wenn man beglückwünscht wird zu einem Menschen, den man liebt oder in den man sich verliebt und umgekehrt - denn ist die Liebe nicht einfach wunderschön und verdient sie keine Wunsch zum Glück?

Denn eigentlich ist es doch so - man wünscht Glück und freut sich für die Person, denn nicht immer ist es einfach so, dass man dieses Glück der Liebe empfinden kann und einen Partner findet, der einen eben so nimmt - wie man eben ist.

Also gräme dich nicht, sondern freue dich an den Menschen, die dich beglückwünschen - denn es bedeutet nur, dass Du ihnen nicht am Arsch vorbei gehst - und das ist doch auch wirklich ein Grund sich zu freuen.